Der Chef der UBS verfolgt nicht nur ideelle Ziele bei der Grossbank. Jüngsten Aussagen zufolge will Ralph Hamers auch das Gefüge in den IT-Abteilungen umkrempeln.

Auch finews.ch hat hingehört, als sich Ralph Hamers (Bild unten) vergangenen Woche an einer Investoren-Konferenz zum Debakel um den chinesischen Immobilien-Entwickler Evergrande äusserte. Doch der Chef der UBS sagte noch mehr.

Er stellte unter anderem in Aussicht, in den IT-Abteilungen der grössten Schweizer Bank eine «Kultur der Ingenieure» heranzuziehen.

Dazu wird die Hierarchie im «Maschinenraum» der Grossbank umgebaut, wie Hamers weiter verlauten liess. Statt Managern und Projektleitern sollen dort Tech-Experten die Führung übernehmen. Hamers zeigte sich überzeugt, dass so auch mit weniger Personal effektivere Arbeit geleistet werden könne. Der Kulturwandel soll der UBS helfen, zusätzliches Technologie-Talent am Arbeitsmarkt anzuziehen.

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Schneller und agiler

Technologie und Digitalisierung ist ein Feld, auf dem sich der Holländer zuhause fühlt; schliesslich wurde er vorab für seine Meriten als «Digitalisierer» der Grossbank ING zur UBS geholt. Während er seit seinem Antritt im vergangenen November das Unternehmen mit relativ sanfter Hand – manche Kritiker sagen, zu sanft – lenkt, zeigte er sich gewillt, im Tech-Bereich einzugreifen.

So hat Hamers vergangenen April Mike Dargan (Bild unten) zum Chief Digital and Information Officer (CDIO) ernannt und in die Geschäftsleitung geholt. In dieser Funktion unterstehen Dargan nicht nur die IT und die Digitalisierungs-Vorhaben, sondern auch der gesamte Rückwärtige Dienst.

Damit hat der neue CEO eine Schlüsselstelle besetzt in seinem Vorhaben, die UBS schneller und agiler zu machen – und reichen Kunden demnächst eine Netflix-ähnliche Vermögensverwaltung zu bieten.

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Diverse Grossprojekte gestoppt

Wie Hamers vergangene Woche weiter ausführte, soll das Geld dabei aber «intelligent» ausgegeben werden. Er habe bereits diverse Grossprojekte gestoppt, bei denen sich die Rendite für die Bank zu wenig abzeichnete.

Wie finews.ch im vergangenen Juni recherchierte, hat die UBS einen millionenschweren Outsourcing-Vertrag mit dem IT-Dienstleister Cognizant aufgekündigt, was bei letzterem auch zum Abbau von Stellen führte.

Dies im Zuge des Ziels, die Informatik wieder vermehrt ins Haus zu holen. Gleiches hat die Grossbank bereits im Backoffice unternommen, wo sie Dienste mit neu geschaffenen Zentren in der Schweiz, aber auch etwa in Indien internalisierte.

Dieser Trend zum «Nearshoring» und Insourcing hat allerdings schon vor Hamers Ankunft bei der UBS eingesetzt.

Verunsicherung in den Rängen

Wie von Kennern der Bank zu hören ist, wird in den IT-Abteilungen das agile Arbeiten in Teams statt Hierarchien forciert. Auch hochrangige Kader mussten sich deshalb für ihre Jobs intern neu bewerben; grössere Entlassungen seien aber bisher ausgeblieben. Allerdings sei das Personal ob all dieser Veränderungen verunsichert.

Wie schnell sich auf dieser Basis eine Ingenieurs-Kultur heranziehen lässt, wie es Hamers anstrebt, muss sich zeigen. Aufbauen kann er zumindest auf einem internen Belobigungs-System, das bereits 2018 eingeführt wurde, wie das Finanzportal «Efinancialcareers» jüngst erinnerte. So dürften sich die erfahrensten und einflussreichsten IT-Leute bei der Bank seither als «Distinguished Engineers» bezeichnen.