Die UBS stellt das noch junge Geschäft mit der Hypotheken-Vermittlung neu auf. Dabei ist eine hoch angesehene Managerin nicht mehr mit von der Partie, wie Recherchen von finews.ch zeigen.
Martha Böckenfeld ist nicht mehr Chefin des Schweizer Plattform-Geschäfts der führenden Schweizer Grossbank. Die überaus erfahrene und angesehene Managerin mit langer Karriere im Finanzwesen sitzt auch nicht mehr in der Geschäftsleitung der UBS Schweiz. Das Gremium, in das die Deutsche Ende 2019 aufstieg, hat sie bereits vergangenen Mai verlassen.
Seitdem ist die unter dem scherzhaft-ehrfurchtsvollen Übernamen «Money Martha» bekannte Bankerin als «Senior Advisor», also als strategische Beraterin, für die UBS tätig. Dies allerdings mehr auf einer globalen Ebene, wie weiter zu vernehmen war. Mit den beiden Hypotheken-Vermittlungs-Plattformen Atrium und Key 4, deren Ausbau sie seit 2019 begleitete, hat sie offenbar nicht mehr direkt zu tun.
Nur noch eine Marke
Dort ist es nun zu einer Integration von Vetriebskanälen und Produkteangebot gekommen. Künftig wird es nur noch Key 4 geben – die Grossbank hat die Plattformen unter letzterem Brand zusammengeführt, wie sie auf Anfrage von finews.ch bestätigte. Das Institut hatte den Zusammenschluss vor einigen Tagen via Social Media angekündigt. Das Thema wurde auch vom Zürcher Finanzblog «Inside Paradeplatz» aufgenommen.
Laut der UBS ermöglicht die Verbindung der beiden Plattformen unter Key 4 nun die Nutzung digitaler Kanäle bei Renditeliegenschafts-Finanzierungen – auf diesen Bereich zielte vorher Atrium. Eigentümer von Immobilien sollen so Zugang erhalten zu Finanzierungen auf Rendite-Liegenschaften wie auch auf selbstgenutztem Wohneigentum. Beides auf derselben Plattform.
Zusätzlich wird das bestehende Angebot im Bereich nachhaltiger Hypotheken für Rendite-Liegenschaften, die sogenannte «Green Mortgage», unter Key 4 angeboten.
Direkt der COO unterstellt
Die operative Leitung von Key 4 hat nun Matteo Bernardoni übernommen und zwar als Leiter Lending Platforms bei der UBS Schweiz; der Tessiner wirkte bereits als Architekt beider Plattformen Atrium und Key 4 und blickt auf 13 Jahre bei der Schweizer Grossbank zurück. Er berichtet an die operationelle Chefin (COO) der UBS Schweiz, Sabine Magri.
Bei der Grossbank betrachtet man den Zusammenschluss der Hypotheken-Plattformen als weiteres Kapitel einer Erfolgsgeschichte, in die unter neuer Leitung weiter investiert werden soll. Das scheint mit Blick auf die Marktentwicklung auch alternativlos.
Denn Hypotheken sind vom Brot-und-Butter-Geschäft der Banken in den vergangenen Jahren zur «Commodity» geworden. Die Margen sind zunehmend unter Druck. Lukrativer erscheint heute das Geschäft mit Vermittlung und Beratung sowie Diensten rund ums Wohnen.
Noch Luft nach oben
Die UBS erkannte das relativ früh: Atrium wurde bereits 2017 lanciert. Die Grossbank agierte dabei als als Vermittlerin für Fianzierungen und übernahm ausserdem gegen Gebühr die Administration der Hypotheken. Seither wurden via Atrium Transaktionen von mehr als 2 Milliarden Franken vermittelt.
Mit der Mitte 2020 lancierten Plattform Key 4 zielte die UBS auf digital-affine Neukunden im Bereich selbstbenutztes Wohneigentum. Das Team um Böckenfeld strebte bei der Lancierung im Plattformgeschäft und der Vermittlung von Hypotheken die Marktführerschaft an sowie ein mittelfristiges Hypothekar-Volumen von 5 bis 10 Milliarden Franken.
Das Volumen von Online-Hypotheken wurde für 2020 schweizweit auf gut 6 Milliarden Franken geschätzt. Wie unlängst der «IFZ Retail Banking Blog» berichtete, hat Key 4 bis Ende August ein Volumen von 210 Millionen Franken vermittelt. Es gibt also noch Luft nach oben.
Seite an Seite mit Versicherer
Key 4 muss sich allerdings nicht nur gegenüber dem traditionellen Absatzkanal für Hypotheken behaupten, sondern auch gegen ein wild wucherndes Angebot von Vermittlung-Plattformen und aufstrebenden digitalen Ökosystemen. Moneypark, eine Tochter des Versicherers Helvetia und Marktführerin in der Vermittlung von Hypotheken für selbstgenutztes Wohneigentum, hat 2020 Hypotheken im Umfang von 3,4 Milliarden Franken vermittelt. Sinnigerweise verbindet Moneypark und Key 4 seit Ende 2020 eine Partnerschaft.
Inzwischen rücken die konkurrierenden Plattform-Modelle wieder näher zusammen. So haben die UBS und der Allversicherer Baloise im vergangenen Juli angekündigt, ihre jeweiligen Plattformen mit Immobilien, Hypotheken und dazugehörenden Beteiligungen zusammenlegen. Bei der Baloise ist dies insbesondere das Ökosystem «Home»; bei der UBS sind es der verbleibende Brand Key 4.
Die Konsolidierung scheint nicht mehr weit.