Die Serie von Debakeln und Affären hat die Erzrivalin Credit Suisse dieses Jahr weit zurückgeworfen. So gesehen kann die UBS zum Abschluss des dritten Quartals nur glänzen.

Die Frage sei, ob die Schweiz im Banking überhaupt einen nationalen Champion wolle: Das soll UBS-Chef Ralph Hamers unlängst im kleinen Kreis gesagt haben, als man auf die Konsolidierung zu sprechen kam.

So, wie sich die Lage im ewigen Paarlauf der Paradeplatz-Institutionen UBS und Credit Suisse (CS) derzeit präsentiert, kann sich die Öffentlichkeit bereits mit dieser Perspektive auseinandersetzen: Nach dem Doppel-Debakel um die gesperrten Greensill-Fonds und die Pleite der New Yorker Finanzfirma Archegos wurde die CS dieser Tage auch noch wegen der Beschattung von Mitarbeitenden und die Verwicklung in die Mosambik-Affäre von den Behörden gemassregelt. Die Bank muss sich heute vorwerfen lassen, nicht nur das Risikomanagement nicht im Griff, sondern auch moralisch abgewirtschaftet zu haben.

Die Meinung der Börse ist gemacht

Im Vergleich dazu kann die UBS nur glänzen – obwohl auch sie mit dem Berufungsprozess in Frankreich und den Vorabklärungen in den Niederlanden zu einer Strafuntersuchung gegen Bankchef Hamers Risiken vor sich her schiebt. Im kalten Urteil der Börsen ist die grösste Schweizer Bank sowieso der Champion: Die UBS-Titel liegen im Jahresverlauf mehr als 14 Prozent im Plus; die CS-Aktie hat mehr als 15 Prozent an Börsenwert verloren.

Am 26. Oktober wird die UBS nun ihre Zahlen fürs dritte Quartal präsentieren. Angesichts der Vorlage der amerikanischen und teils auch der europäischen Konkurrenz ist anzunehmen, dass das Investmentbanking vom äusserst günstigen Umfeld profitieren konnte. Einem Gesamtranking des Analysehauses Refinitiv zufolge liegen die Schweizer im dritten Quartal mit Gebühreneinnahmen von gut 486 Millionen Dollar auf Platz 14 (und damit deutlich hinter der CS auf Platz 6). Im Vorjahr belegte die UBS noch den zehnten Rang.

Saisonal schwächer

Das Kerngeschäft der Grossbank mit der Vermögensverwaltung verläuft im dritten Quartal saisonal bedingt meist ruhiger. Angesichts des fulminanten ersten Halbjahrs 2021 könnte der Kontrast noch ein Stück stärker ausfallen.

Das ist auch die Sichtweise der Marktbeobachter. Der von der UBS erhobene Analysten-Konsens für den Quartalsabschluss rechnet mit einem zum Vorquartal um einen Fünftel tieferen Vorsteuergewinn von gut 2 Milliarden Dollar. In der Globalen Vermögensverwaltung (GWM) sehen die Analysten die investierten Kundenvermögen leicht auf 3,25 Billionen Dollar klettern; im Vergleich zum Vorjahresquartal wäre das aber trotzdem noch ein zweistelliges Wachstum von mehr als 18 Prozent.

Möglicherweise ein eher langweiliges Resultat – aber die Abwesenheit von Überraschungen ist bei Schweizer Grossbanken mittlerweile positiv zu werten. Vor allem verleiht ein solider Geschäftsverlauf der UBS den nötigen Spielraum, ihre Versprechen einzulösen und strategische Initiativen umzusetzen.

Aktien zurückkaufen, Kosten sparen

So hat die Schweizer Marktführerin in Aussicht gestellt, im dritten Quartal eigene Aktien in Höhe von 0,6 Milliarden Dollar zurückkaufen. Die Grossbank hatte zudem vergangenen April angekündigt, bis 2023 ihre jährlichen Kosten um 1 Milliarde Dollar zu senken. Die Fortschritte diesbezüglich werden die Börsianer genau im Auge behalten.

Ebenfalls hat sich in den letzten Wochen abgezeichnet, dass die im vergangenen Frühling von CEO Hamers einigermassen wolkig formulierte Unternehmens-Strategie etwas greifbarer geworden ist. So tut sich hinter den Kulissen einiges im Maschinenraum der Grossbank, der IT. Die UBS baut Hierarchien um und gibt den «Ingenieuren» mehr Spielraum. Gleichzeitig liess Hamers Grossprojekte stoppen, die sich für die Bank offenbar zu wenig rechneten.

Agil am Start

Dieser Tage vermeldete Hamers zudem auf dem Online-Portal Linkedin den «Rollout» des Arbeitsmodells Agile@UBS beim Institut (siehe unten). Der Niederländer schwört auf agiles Arbeiten und sieht dies als Schlüssel für die Bank, ihre Versprechen gegenüber den Kunden einzulösen.

 

Ebenfalls wenig Stress kommt bei der Bank bezüglich einer anderen zukunftsweisenden Entscheidung auf: Dem Vernehmen verspürt der UBS-Verwaltungsrat bei der Suche nach einem Nachfolger für Präsident Axel Weber keine besondere Eile. Dies, obwohl bis zur Generalsversammlung vom nächsten April ein Ersatz für den Deutschen an der Spitze des Instituts gefunden sein muss.

Das Karussell dreht

Der Suchprozess ist eingeleitet worden, wobei die Headhunter von Egon Zehnder mit dem Mandat betraut worden sind. Auf der Shortlist sollen Kandidaten stehen, die wie Weber einst aus dem Zentralbanken-Milieu stammen: Mark Carney etwa, der frühere Chef der Bank of England, oder der einstige Nationalbank-Präsident Philipp Hildebrand. Eine Name, der ebenfalls fällt, ist der ehemalige UBS-Finanzchef und glücklose Ex-Deutsche-Bank-Chef John Cryan.

Ins Kandidaten-Karussell wurde von den Medien auch Jens Weidmann aufgenommen, der jüngst zurückgetretene Präsident der Deutschen Bundesbank. Ein deutscher Headhunter hält auf Anfrage eine UBS-Kandidatur Weidmanns durchaus für möglich. Allerdings soll sich auch die Deutsche Bank für Weidmann interessieren – vielleicht kommt beim Champion ja doch noch etwas Wettkampfstimmung auf.


Mitarbeit: Katharina Bart