Private-Equity-Investitionen in Technologie bieten nach einem Umbruch im Investitionsumfeld neue Chancen.

Richard Clarke-Jervoise, Managing Director, Private Equity bei Oddo BHF AM

Für börsennotierte Technologieunternehmen war 2023 ein gutes Jahr: Der Nasdaq-Index stieg um 44 Prozent und die Begeisterung für die grossen Technologiewerte war so gross, dass Analysten «Die glorreichen Sieben» entdeckten. Es gab aber auch weniger positive Schlagzeilen wie den Zusammenbruch der Silicon Valley Bank, die Insolvenz von WeWork oder den stetigen Rückgang des in Startups investierten Kapitals.

Diese Entwicklungen sind jedoch Zeichen eines Umbruchs im Investitionsumfeld für im Privatbesitz befindliche Technologieunternehmen, der sich seit einigen Jahren vollzieht. Vorausgegangen war eine lange Phase des Überangebots an Kapital, die mit der Covid-Pandemie begann.

Die Folge waren Verzerrungen nicht nur bei der Zahl der tatsächlich finanzierungswürdigen Unternehmen, deren Bewertung und Kapitaleffizienz, sondern auch bei der Gründermentalität. Dies ist eine normale und gesunde Marktkorrektur, wie wir sie auf vielen anderen Märkten beobachten konnten, als die Zinssätze stiegen und der Appetit der Anleger auf risikoreichere Anlagen nachliess.

Rasche Akzeptanz

Technologie ist nach wie vor die treibende Kraft für Innovation, und die Einführung neuer Technologien beschleunigt sich rapide. Die Voraussetzungen für das Entstehen einer neuen Generation von Billionen-Dollar-Technologieunternehmen sind gegeben, die viele der vor 20 oder 30 Jahren gegründeten Unternehmen herausfordern dürften. Ein eindrucksvolles Beispiel ist die künstliche Intelligenz.

Das US-Unternehmen OpenAI hat alle Rekorde gebrochen und in kürzester Zeit 100 Millionen Nutzer und einen Umsatz von 1 Milliarde Dollar erreicht. Es wird erwartet, dass KI die Arbeitsweise von Unternehmen in allen Branchen und Industriezweigen revolutionieren wird, insbesondere durch erhebliche Produktivitätssteigerungen.

Weitere Beispiele für die rasche Akzeptanz von Technologien oder Produkten sind das drahtlose Internet von Elon Musks Starlink oder die Fintech-Angebote von Revolut und NuBank. Letztere dürfte in Kürze ihren ersten Nettogewinn von einer Milliarde Dollar bekannt geben.

Investitionsbedingungen verbessert

Nach unserer Einschätzung eröffnen sich positive Perspektiven für Anleger, die über langfristiges Kapital verfügen, um in nicht börsennotierte Technologieunternehmen zu investieren. Nicht nur ist die Akzeptanz neuer Technologien nach wie vor hoch und nimmt teilweise sogar deutlich zu. Auch das Umfeld für neue Investitionen hat sich deutlich verbessert.

Nach dem Überschwang der Covid-Ära und dem Anstieg der Zinsen haben sich die Bewertungsniveaus im Zuge der anschliessenden Korrektur normalisiert und die Investitionsbedingungen verbessert. Kapitaleffizienz und profitables Wachstum rückten in den Vordergrund. Noch wichtiger ist, dass die Differenzierung wieder zunimmt und nur die besten Unternehmen Kapital aufnehmen können.

Chancen am Sekundärmarkt

Ein von Investoren noch wenig beachtetes Marktsegment ist aus unserer Sicht der Erwerb von nicht börsennotierten Beteiligungen an Technologieunternehmen und -fonds auf dem Sekundärmarkt. Denn der einzige Indikator, der sich im Bereich der privaten Technologieunternehmen nach der Marktkorrektur noch nicht stabilisiert hat, ist die Liquidität, die Investoren durch den Verkauf von Beteiligungen an diesen Unternehmen beziehungsweise durch den «Exit» aus diesen Unternehmen zur Verfügung steht.

Dies ist auf einen lange Zeit brachliegenden Markt für Börsengänge und eine geringe Zahl von Fusionen und Übernahmen zurückzuführen. In der Folge verharrten die Ausschüttungen für Investoren im Technologiesektor auf historisch niedrigem Niveau.

Angst vor Liquiditätsengpässen

Infolgedessen wandten sich die Investoren anderen Liquiditätsquellen zu. Die am leichtesten zugängliche Quelle war der Sekundärmarkt mit nur wenigen aktiven Sekundärkäufern. Dem verfügbaren Kapital stand ein steigender Liquiditätsbedarf der Investoren gegenüber. Daher waren die Verkaufspreise für Beteiligungen an Technologieunternehmen auf dem Sekundärmarkt mit Abschlägen von 30-50 Prozent für die Käufer sehr günstig.

Weitere Gründe für die Abschläge waren die Unsicherheit über die Bewertung dieser Unternehmen und die Angst vor Liquiditätsengpässen. Diese Faktoren ermöglichten es Käufern auf dem Sekundärmarkt, direkte oder indirekte Beteiligungen an einigen der weltweit grössten Technologieunternehmen zu einem Bruchteil ihrer aktuellen Bewertung zu erwerben. Dies bietet die Aussicht auf hohe Renditen bei kurzen Haltefristen.

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Bei den genannten Unternehmen handelt es sich nicht um Anlageempfehlungen. Die in diesem Dokument dargelegten Meinungen entsprechen unseren Markterwartungen zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Dokuments. Sie können sich je nach Marktbedingungen ändern und begründen unter keinen Umständen die vertragliche Haftung von ODDO BHF AM SAS.