Unter ihrem CEO Ralph Hamers setzt die UBS den Kurs fort, ganze IT-Bereiche wieder einzugliedern. Der Outsourcing-Riese Cognizant musste gemäss Recherchen von finews.ch in der Schweiz Dutzenden von Mitarbeitern kündigen.
Von Katharina Bart und Peter Hody
Es sind immense Summen, welche grosse IT-Beratungs- und Outsourcing-Unternehmen in der Finanzindustrie umsetzen. Cognizant, einer der globalen Branchenleader, machte 2020 einen Umsatz von 5,6 Milliarden Dollar im Finanzsektor, gut ein Drittel der Gesamterlöse.
Langjährige Kunden von Cognizant sind auch die beiden Schweizer Grossbanken UBS und Credit Suisse (CS): Gemäss Informationen von finews.ch zahlte die UBS bis zu 330 Millionen Dollar jährlich an Cognizant für Dienstleistungen im Bereich IT-Services und Business Process Outsourcing (BPO). Die CS überweist jährlich rund 220 Millionen Dollar an Cognizant; Services für rund 100 Millionen Dollar fallen dabei in der Schweiz an.
Abgekühlte Beziehungen
Die Beziehungen zwischen UBS und Cognizant kühlen sich aber seit einigen Jahren ab. In der Schweiz hat dies nun gar zu einem Bruch geführt. Gemäss Recherchen von finews.ch hat die UBS auf eine Erneuerung des Vertrags verzichtet und per Ende letzten April gekündigt. Cognizant hat damit auf einen Schlag die Hälfte des UBS-Geschäftes verloren – rund 60 Millionen Dollar Umsatz.
Zwischen 70 und 80 für die UBS arbeitende Berater musste Cognizant entlassen. Das US-Unternehmen hatte bis zu 200 Mitarbeitende bei der UBS unter Vertrag gehabt. Die Grossbank übernahm davon rund einen Drittel, ein weiteres Drittel übernahmen andere IT-Services-Firmen wie Epam und Infosys.
Cognizant äusserte sich zur Vertragskündigung der UBS nicht. Die Grossbank gab keinen Kommentar ab.
Ransomware-Attacke
Wie zwei von einander unabhängige Quellen gegenüber finews.ch sagen, gibt es zwei Gründe für den Ausstieg der UBS bei Cognizant. Im Mai 2020 war der US-Konzern Opfer einer Ransomware-Attacke geworden, welche die Bemühungen zunichte machte, IT-Services für Kunden aus dem Home-Office anbieten zu können.
Die UBS kündigte aus Sicherheitsbedenken daraufhin an, den globalen Mehrjahres-Vertrag für IT-Services frühzeitig, also per Ende letzten April, zu kündigen.
Hartes Vendor-Geschäft
Der zweite Grund ist die seit einigen Jahren anhaltende Tendenz bei der UBS, IT-Services wieder «inhouse» zu holen. 2018 hatte die Grossbank ihre langjährige Partnerschaft mit Cognizant in Indien einseitig gekündigt. 2009 hatte die UBS ihr «India Service Center» mit rund 2'000 Mitarbeitern an Cognizant verkauft und gleichzeitig einen Mehrjahresvertrag abgeschlossen, der dann nicht mehr verlängert worden und schliesslich ganz gekündigt worden war.
Das Vendor-Geschäft mit Outsourcern ist hart umkämpft und steht unter enormem Preisdruck. Auch die UBS hat gemäss Informationen von finews.ch bei Cognizant und anderen IT-Dienstleistern immer wieder die Preise gedrückt.
Strategie von Mike Dargan
Mike Dargan, der im Jahr 2016 zur UBS kam, hatte als neuer Chief Information Officer die über lange Jahre verfolgte Outsourcing-Strategie der Grossbank umgedreht. Weil sich das Innovations- und Digitalisierungstempo in der Finanzbranche massiv beschleunigt hatte, kam Dargan zum Schluss, das IT-Entwicklungen und -Dienstleistungen mit eigenen Abteilungen gehandhabt werden sollen, um mit dem Tempo mithalten zu können.
Zuständig für diese Strategie ist Chris Gelvin. Der UBS-Veteran leitete seit 2018 den Bereich Group Operations und wurde diesen Januar zum Verantwortlichen für die UBS-Transformation ernannt.
Dargan stieg derweil in die Konzernleitung als Technologie-Chef und COO auf. Der schrittweise Ausstieg aus den Vendor-Verträgen und die «inhouse»-Strategie entsprechen demnach ganz den Vorstellungen von Konzernchef Ralph Hamers.