Ein Grossteil der Transformation auf dem Schweizer Finanzplatz ist 2014 vollzogen. Neue Akteure gehen seither in Stellung oder ziehen sich 2015 möglicherweise zurück.
Alex Friedman – Im vergangenen September nahm der frühere Investmentchef der UBS die Leitung der Fonds-Boutique GAM. Er soll das etwas in die Jahre geratene Unternehmen neu positionieren und nach aussen offensiver auftreten lassen – was sein Vorgänger, David Solo, über viele Jahre eher etwas vernachlässigt hatte. Angesichts der absturzgefährdeten Börsen dürfte aktives Investieren heuer wieder mehr gefragt sein – was eine Stärke von GAM ist. Bei der UBS führte Friedman allerdings eine «Hausmeinung» für die Anlagestrategie ein; bei seinem neuen Arbeitgeber wird die Unabhängigkeit der einzelnen Fondsmanager gross geschrieben. Schafft Friedman 2015 den Spagat?
Peter Grünblatt – Leider mutet die Asset-Management-Initiative immer mehr wie ein «Running Gag» an. Gegen Ende 2012 lanciert, wartet die Öffentlichkeit immer noch auf greifbare Resultate bei dem Unterfangen, den Schweizer Finanzplatz zu einem Kompetenzzentrum für das Asset Management, also für die institutionelle Vermögensverwaltung, aufzubauen. Die Schweizerische Bankiervereinigung sowie die Swiss Funds & Asset Management Association (Sfama), welche die Initiative lancierten, setzten als Projektverantwortlichen den früheren Banker Peter Grünblatt ein – 2015 muss er liefern, sonst kann man diesen an sich begrüssenswerten Vorstoss allmählich begraben.
Adrian Künzi – Seit seinem Amtsantritt im Januar 2012 hat der Chef der Notenstein Privatbank massiv investiert und einiges unternommen, um das Institut, das aus der liquidierten Wegelin Privatbank hervorging, zu etablieren. Nun, drei Jahre später, muss Künzi 2015 beweisen, dass sein Geldhaus einem tatsächlichen Kundenbedürfnis entspricht und aus eigener Kraft die hohen Kosten auf der Ertragsseite wieder einspielen kann. Mit der kürzlichen Abtrennung des Asset-Management-Bereichs in eine eigenständige Gesellschaft, wird es in diesem Jahr klar ersichtlich werden, welche Leistung die Notenstein im klassischen Private Banking erbringt.
Alexander Classen – In seiner Position ist er nicht zu beneiden: Der Chef der Privatbank Coutts International steht 2015 vor der wohl grössten und sicherlich auch am wenigsten voraussehbaren Veränderung in seiner Karriere. Denn das Institut, das er leitet und das der staatlich kontrollierten Royal Bank of Scotland (RBS) gehört, soll verkauft werden. Bei diesem Handwechsel ist es völlig unklar, was aus Classen wird. Entweder setzt der künftige Besitzer einen neuen Chef ein, oder der «Bisherige» kann bleiben. So wird 2015 für Classen sozusagen zum Schicksalsjahr.
Karin Oertli – Eine Quotenfrau ist sie am allerwenigsten. Vielmehr kann die langjährige UBS-Bankerin einen überzeugenden Leistungsausweis vorlegen. Zuletzt war sie bei der grössten Schweizer Bank für das Geschäft mit den unabhängigen Vermögensverwaltern tätig; ein Bereich, den sie im Zuge der strukturellen Veränderungen in der Branche erfolgreich reorganisierte. Für diesen Erfolg winkt ihr nun eine weitere Beförderung. Per Anfang dieses Jahres übernimmt Oertli die Leitung des Global Asset Management in der Schweiz. Der Posten ist insofern von strategischer Relevanz, als dass die UBS diesen Bereich weiteren ausbauen möchte, um ihren Ertragsmix breiter abzustützen. 2015 könnte das Jahr werden, in dem sich Oertli für weitere Posten ganz oben in der Bank bewährt.
Olivier Jaquet – Zweimal wollte er durchstarten, und zweimal wurde nichts daraus: Der frühere Credit-Suisse-Banker übernahm zunächst als «letzter» CEO der Bank Clariden Leu das Zepter und hätte die CS-Privatbankentochter reorganisieren sollen. Doch die Zeit dafür liess man Jaquet nicht. Nach nur wenigen Monaten wurde das Institut in die CS integriert. Später übernahm Jaquet die Leitung der liechtensteinischen Centrum Bank, die er ebenfalls – nach entsprechender Reorganisation – wieder auf Kurs hätte bringen sollen. Doch auch diesmal war ihm kein Glück beschieden. Das Institut wird in die VP Bank integriert und Jaquet verlässt das Unternehmen. Mit seinen gut 45 Jahren ist der Banker noch zu jung, als dass er sich zur Ruhe setzt. Man darf also gespannt sein, wo Jaquet wieder auftaucht.
Brady Dougan – Die Personalie ist nicht neu – im Gegenteil. Doch 2015 dürfte das Jahr der grossen Veränderung beim derzeitigen Chef der Credit Suisse werden. Seit nunmehr 25 Jahren steht der Amerikaner im Sold der Schweizer Grossbank – die letzten sieben Jahre als deren CEO. An der Spitze der CS drängt sich ein Wechsel auf, um die Trägheit der heutigen Credit Suisse zu überwinden. Die mangelnde Dynamik ist nur beschränkt auf Dougan zurückzuführen. Doch um eine Veränderung herbeizuführen, drängt sich in diesem Jahr ein Chefwechsel auf – es muss ja nicht gleich so sein, dass der loyale CS-Mann das Unternehmen ganz verlässt. Vielleicht gibt es innerhalb des Konzerns einen anderen Posten für ihn.
Beat Wittmann – Er hatte grosse Pläne mit seiner Asset-Management-Boutique TCMG; doch am Ende durchkreuzte Pierin Vincenz diese Ambitionen, indem der Raiffeisen-Chef beschloss, das Unternehmen, das sich gerade in einer zügigen Expansionsphase befand, in die zur Raiffeisen-Gruppe gehörende Notenstein zu integrieren. In den nächsten Monaten verlässt der frühere UBS-, Credit-Suisse- und Julius-Bär-Banker TCMG respektive Raiffeisen. CEO einer Bank wolle er auf keinen Fall werden, liess Wittmann verschiedentlich verlauten. Also darf man gespannt sein, in welcher Konstellation der umtriebige Bündner (wohl schon bald in diesem Jahr) wieder auftaucht.
Stefano Coduri – Lange Zeit stand es nicht gut um die Tessiner Traditionsbank BSI. Denn die frühere Generali-Tochter sollte – seit Ende 2012 – verkauft werden, was für die Geschäftstätigkeit nie von Vorteil war: Die Mitarbeiter blieben verunsichert, die Kunden zögerten. Damit ist nun Schluss. Denn die Bank befindet sich seit dem vergangenen Sommer im Besitz der kapitalstarken brasilianischen Finanzgruppe BTG Pactual. Für BSI-CEO Coduri sind das ideale Voraussetzungen, um jetzt in die Offensive zu gehen. Das Institut verfügt mit rund 100 Milliarden Franken an Kundengeldern über die kritische Grösse und ist im Wachstumsmarkt Asien bereits etabliert. Zudem existieren mit der Muttergesellschaft kaum Überlappungen. So kann die brasilianisch-schweizerische Wealth-Management-Gruppe überzeugend auftreten – und Coduri übernimmt dabei eine zentrale Rolle.
Bruno Pfister – Es war tatsächlich eine grosse Überraschung, als Anfang Dezember 2014 bekannt wurde, dass der frühere Swisslife-CEO Bruno Pfister zur Zürcher Rothschild Bank wechselt, wo er das Präsidium von Baron Eric de Rothschild übernimmt und zudem Executive Chairman im Bereich Wealth Management & Trust Business wird. Damit wird das Schweizer Element innerhalb der noblen Finanzgruppe massgeblich gestärkt. Die Zürcher Rothschild Bank steht 2015 an einem Wendepunkt. Denn sie hat ihr Legacy-Geschäft mehr oder weniger aufgearbeitet und kann nun in ausgewählten (Onshore-)Märkten (Deutschland, Grossbritannien, Italien) wie auch in Osteuropa und Lateinamerika gezielt expandieren. Ausserdem soll nun auch verstärkt der Schweizer Markt bearbeitet werden. Man kann also gespannt sein, wie sich der frühere Credit-Suisse-, LGT- und McKinsey-Mann Pfister da einbringen wird.