Erstmals nennt Peter W. Grünblatt von der Schweizerischen Bankiervereinigung im Gespräch mit finews.ch konkrete Pläne für die geplante Schweizer Asset-Management-Initiative.

Mit Pauken und Trompeten war sie Ende 2012 angekündigt worden: die Asset-Management-Initiative der Schweizerischen Bankiervereinigung (SBVg) und der Swiss Funds & Asset Management Association (Sfama). Die Absicht war kühn: Man setzte sich das Ziel, binnen einiger Jahre den Schweizer Finanzplatz zu einem Kompetenzzentrum für die institutionelle Vermögensverwaltung aufzubauen.

Dabei sollte die Initiative bestehende und neue Asset Manager dazu bringen, die hiesige Finanzplatzinfrastruktur verstärkt zu nutzen und gleichzeitig grosse Investoren wie Versicherungen, Pensionskassen und Fondsleitungen dazu motivieren, ihre Anlagen via der Schweiz zu tätigen.

Was ist daraus geworden?

Peter Grunblatt 180Darüber hinuas sollten die inskünftig geringeren Erträge aus dem Offshore-Banking kompensiert und die volatilen Einnahmen aus dem Investmentbanking geglättet werden. Natürlich wollte man damit auch neue Arbeitsplätze in einer Branche schaffen, die in den letzten Jahren vorwiegend mit Stellenkürzungen von sich reden gemacht hatte.

Von dem ganzen Vorhaben war in der Folge allerdings wenig bis gar nichts zu vernehmen. Was ist daraus geworden? Im Gespräch mit finews.ch äussert sich Peter W. Grünblatt (Bild links) erstmals ausführlich zum Projekt. Er ist seit rund einem Jahr im Auftrag der SBVg verantwortlich für die Asset-Management-Initiative.

Neugründungen im Visier

«An den Zielsetzungen hat sich nichts geändert», betont Grünblatt, der zuvor in diversen Führungspositionen innerhalb der Credit-Suisse-Gruppe tätig war. Innovationen, ein verstärktes Augenmerk auf die Performance sowie Zuverlässigkeit und ein hoher Qualitätsanspruch sollen dazu beitragen, die Szene der Asset Manager zu vergrössern.

Zudem will man mit der Initiative Neugründungen von in- und ausländischen Asset-Management-Gesellschaften fördern sowie darauf hinarbeiten, dass ausländische Asset Manager, die bislang nur eine Vertriebsorganisation in unserem Land unterhielten, einen höheren Wertschöpfungsanteil in der Schweiz haben.

Mehr als hundert Gespräche

Laut eigenen Angaben hat er bereits mehr als hundert Gespräche mit Banken, Behörden, unabhängigen Vermögensverwaltern und Versicherungen geführt. Vieles sei bislang hinter den Kulissen gelaufen, weil man erst eine Struktur schaffen wollte, die beschlussfähig ist, wie Grünblatt präzisiert. Wichtig sei auch gewesen, weitere Institutionen an Bord zu holen, wie den Schweizerischen Versicherungsverband (SVV), den Schweizerischen Pensionskassenverband (ASIP) oder die Konferenz der Geschäftsführer von Anlagestiftungen (KGAST).

Doch wie realistisch sind diese Ziele? «Es ist höchste Zeit, dass die Schweiz im Asset Management aktiv wird. Andere Länder vermarkten ihren Finanzplatz bereits sehr offensiv», unterstreicht Grünblatt und verweist auf Irland, Hongkong oder Singapur. Die Vertreter dieser Zentren würden die Welt bereisen und an Road-Shows neue Finanzinstitute und Investoren gewinnen – mit einigem Erfolg.

Bisher wenig Aussenwirkung

Davon ist man in der Schweiz meilenweit entfernt. Grünblatt stellt fest, dass nicht alle Interessengruppen am gleichen Strick ziehen würden. «Es existiert zwar ein institutioneller Dialog untereinander, aber mit wenig Aussenwirkung», sagt er. Zudem bestehe bisher keine Bereitschaft, für die Schweizer Finanzbranche Industrie-Förderung zu bestreiten. Das heisst, den Finanzplatz mit den erforderlichen Mitteln international so zu vermarkten, wie dies etwa mit «Schweiz Tourismus» geschehe, bedauert Grünblatt.

Hier rächt sich das schlechte Image der Schweizer Banker, die von weiten Kreisen der Öffentlichkeit kaum noch auf Verständnis oder Unterstützung hoffen dürfen. «So kommt die Finanzbranche auch in Bundesbern zu kurz», sagt Grünblatt und stellt zudem fest: «Die Behörden in Bern denken nur an die Vergangenheitsbewältigung und tun zu wenig für die Zukunft unseres Finanzplatzes.»

Wichtige Weichenstellung

Davon will sich Grünblatt aber nicht beirren lassen. Er hat rund 50 Leute aus der Finanzbranche um sich geschart, die ehrenamtlich für die Asset-Management-Initiative arbeiten; davon bilden 15 Personen einen Steuerungsausschuss, der in den nächsten Monaten einige Weichen stellen will.

Insofern ist 2014 ein ganz wichtiges Jahr, und 2015 dürfte sich dann zeigen, ob die Initiative fliegt, wie Grünblatt bestätigt. An Ideen zum Ausbau eines Schweizer Asset-Management-Zentrums mangelt es nicht.

Hier eine Liste angedachter Projekte, die in den nächsten Wochen konkretisiert werden:

  • ein Seed-Capital-Fund für neue Asset Manager in der Schweiz; ideal wäre es, dafür eine Milliarde Franken zu finden; Paris hat etwas Ähnliches mit mageren 150 Millionen Euro. Grünblatt sagt: «Wenn schon, dann richtig, um auch ein entsprechendes Signal zu aussenden.»
  • ein Asset-Management-Campus, analog zum Technopark; Infrastruktur und Unterstützung bereitstellen, um Firmen anzuziehen, die sich mit Asset Management und den verwandten Themen Risk-Management, Finance-Engineering, etc. befassen.
  • ergänzt werden könnte dieses Angebot durch ein «Hotel», wo Dienstleistungen wie Compliance, Human Resources, etc. zentral bezogen werden könnten.
  • Awards für besonders innovative Asset Manager; ideal für die Vermarktung des Standorts Schweiz. In diesem Zusammenhang angedacht ist auch ein Forschungspreis auf dem Gebiet des Asset Management.
  • ein «Weltwirtschaftsforum» (WEF) für Asset Manager in der Schweiz, also eine Konferenz mit globaler Ausstrahlung; damit könnte sich die Schweiz als Asset-Management-Standort profilieren.
  • ergänzt werden könnte diese Konferenz durch eine Summer School für Asset Manager, verbunden mit einem Essay-Wettbewerb.

Grünblatt macht kein Geheimnis daraus, dass für alle diese Vorhaben die Finanzierung noch nicht gesichert ist und allerhand Sponsorengelder erforderlich sind – aus der Privatwirtschaft, idealerweise aber auch vom Bund. Bisher haben die Bankiervereinigung und der Fondsverband eine Millionen Franken investiert.

Dass bei dieser Initiative nicht sämtliche Akteure des Finanzplatzes involviert sind, sondern nur jene, die Interesse daran bekunden, könnte den weiteren Entwicklungsprozess beschleunigen – dies im Gegensatz zu vielen anderen Traktanden der Bankiervereinigung.


Asset Management Schweiz: Eine Studie der Beratungsfirma Boston Consulting besagte Ende 2012, dass sich die Erträge aus dem Schweizer Asset Management auf jährlich sechs Milliarden Franken belaufen. Aus dem normalen organischen Wachstum könnten bis 2015 noch 900 Millionen Franken hinzukommen, und weitere 900 Millionen Franken liessen sich durch die bessere Positionierung des Asset-Management-Markts in der Schweiz generieren.