Umdenken macht sich in Schweizer Chefetagen breit
Die Unternehmen in der Schweiz spüren einen steigenden Druck, um ihre Unternehmen an die sich ändernden wirtschaftlichen Rahmenbedingungen anzupassen. Die Liste der Herausforderungen ist lang.
Der Transformationsdruck für Schweizer Unternehmen ist gestiegen. Geschäftsmodelle müssen radikal überdacht werden, um die Wettbewerbsposition zu halten oder zu verbessern. Die Probleme Fachkräftemangel, Produktivitätssteigerung und steigende Materialkosten bleiben zentrale Herausforderungen und auch Downsizing und Arbeitsplatzabbau sind keine Tabu-Themen mehr.
Das ist das Ergebnis einer Umfrage des Beratungsunternehmens Alix Partners. Demnach berichten 62 Prozent der Schweizer Führungskräfte, dass ihre Unternehmen stark von den wirtschaftlichen Umbrüchen betroffen sind. Im vergangenen Jahr hatten nur 37 Prozent diese Frage bejaht.
Laut dem AlixPartners Disruption Index liegt dieser Wert bei den Schweizer Unternehmen damit sowohl über dem globalen Durchschnitt von 57 Prozent als auch leicht über dem Wert von Deutschland (61 Prozent), das bislang deutlich stärker von Disruption betroffen war, wie es in der am Mittwoch veröffentlichten Studie heisst.
Arbeit an den Geschäftsmodellen
42 Prozent der Schweizer Unternehmen planen demnach signifikante Veränderungen ihrer Geschäftsmodelle im Jahr 2025. Das sind deutlich mehr als im Vorjahr und liegt über dem globalen Durchschnitt von 40 Prozent.
Anpassungsbedarf wird etwa bei Arbeitsmodellen, Interaktion mit Kunden und technologischen Innovationen gesehen. Denn neben den strukturellen Marktveränderungen würde hierzulande vor allem der anhaltende Fachkräftemangel für zusätzliche Schwierigkeiten sorgen. Ein Drittel der Schweizer Befragten gaben an, besorgt auf die Rekrutierung neuer und vor allem qualifizierter Arbeitskräfte zu blicken.
Zudem äusserten 44 Prozent der Führungskräfte Bedenken, dass ihre Teams nicht ausreichend auf die wirtschaftlichen Umbrüche vorbereitet sind. Das ist ein deutlich höherer Wert als der globale Durchschnitt von 35 Prozent.
Bereitschaft zu Stellenabbau steigt
Die Notwendigkeit zu Produktivitätssteigerungen wachse. Als mögliche Schritte werden hier der Einsatz Künstlicher Intelligenz, Automatisierung und digitalen Technologien gesehen.
Die Studie registriert zudem eine zunehmende Bereitschaft zu Stellenstreichungen. 38 Prozent der Schweizer Unternehmen würden sich aktiv auf Downsizing vorbereiten (global 34 Prozent). Nach Deutschland (40 Prozent) habe die Schweiz damit den zweithöchsten Wert in Europa erreicht. Das zeige, dass viele Unternehmen bereit sind, drastische Massnahmen zu ergreifen, um sich für die Zukunft aufzustellen.
«Die Schweiz galt lange Zeit als sicherer Hafen – sowohl was die Wirtschaft als auch was die Widerstandsfähigkeit gegenüber den diversen Krisen anging», sagt Beatrix Morath, Schweiz-Chefin und Co-DACH-Lead bei AlixPartners. «Doch diese Sonderstellung scheint sich zu relativieren, wie die Ergebnisse eindringlich zeigen.»
Bei der Umfrage wurden CEOs und andere Führungskräfte aus 10 Branchen und 11 Ländern befragt. Dabei nahmen 3'200 Führungskräfte im Alter von 25 bis 65 Jahren teil, die mindestens auf Geschäftsführungsebene beschäftigt sind und für ein Unternehmen mit einem Jahresumsatz von mindestens 100 Millionen US-Dollar arbeiten.