Nach über zehn Jahren an der Spitze von Swiss Life Asset Managers reicht Stefan Mächler den Stab weiter. Im Interview mit finews.ch blickt er auf Trends und Veränderungen zurück, die ihn und den Finanzplatz in den letzten 40 Jahren geprägt und beschäftigt haben. Er kommentiert aber auch aktuelle Entwicklungen und äussert sich zu seinen Zukunftsplänen.
Stefan Mächler, seit September 2014 Group CIO und Mitglied der Konzernleitung der Swiss-Life-Gruppe und Chef von Swiss Life Asset Managers, kann auf eine eindrucksvolle Karriere zurückblicken. Er startete 1985 bei der damaligen Schweizerischen Kreditanstalt (SKA), der späteren Credit Suisse (CS), für die er zuerst neun Jahre im Kapitalmarktbereich im Ausland tätig war.
Nach seiner Rückkehr in die Schweiz leitete er den Bereich Sales & Marketing Europa und Schweiz der CS Asset Management und war treibende Kraft bei der Gründung der Immobiliengesellschaft Swiss Prime Site (SPS), die er auch präsidierte. Danach war er bei der Deutschen Bank für Schweizer Family Offices verantwortlich und zudem zwei Jahre CEO von Rüd, Blass und Cie. 2009 wechselte Mächler in die Versicherungsbranche, als CIO und Leiter Asset Management der Mobiliar.
Herr Mächler, Sie übergeben nach gut zehn Jahre als Leiter von Swiss Life Asset Managers den Stab per 1. April an Ihren Nachfolger. Wie lautet Ihr Fazit?
Bereits meine Vorgänger haben die Vermögensverwaltung, also das Drittkundengeschäft, bewusst als Diversifikation und Ergänzung zum angestammten Versicherungsgeschäft, dem Bilanzgeschäft, eingeführt. Prägend für mich war natürlich die Negativzinsperiode: Im Versicherungsgeschäft hat Swiss Life schon früh Garantien reduziert und Versicherungsprodukte mit Anlagebezug angeboten. Im Asset Management hat uns geholfen, dass wir rechtzeitig in Real Assets wie Immobilien und Infrastruktur umgeschichtet haben.
Dort stehen für uns stabile wiederkehrende Erträge im Vordergrund, die kurzfristigen Preisschwankungen interessieren weniger. So konnten wir unsere Margen sichern. Stolz bin ich darauf, dass wir diese Strategie über alle die Jahre ohne Hüst und Hott durchgezogen haben, auch in schwierigen Phasen.
Und wie sieht die Entwicklung in Ihrem letzten Jahr aus?
Wir sind nicht nur in der Schweiz, sondern in Europa einer der grössten institutionellen Immobilieninvestoren. Weil wir weiter voll im Markt investiert geblieben sind, haben wir von der Erholung profitiert. Der zweite Treiber für Neugeld war unser Einstieg ins Indexgeschäft.
Widerspricht es nicht der Grundphilosophie eines aktiven Managers, passive Anlagen anzubieten?
Ich habe es noch erlebt, wie vor gut 20 Jahren der Kampf aktiv versus passiv heiss geführt wurde. Heute entscheidet der Kunde, was er will, es findet so gesehen keine Kannibalisierung mehr statt. Wir hatten schon früher passive Anlagen, aber nicht für Drittkunden. Mit dem Ausscheiden der CS haben wir die Chance gepackt: Der Kuchen wird neu verteilt, und es waren plötzlich erfahrene Leute auf dem Markt.
Zurück zu den Immobilien. Da konnten Sie doch eigentlich gar nicht viel falsch machen. In den letzten 30 Jahren zeigten die Preise generell nur nach oben.
Das stimmt für die Schweiz, aber auch hier gab es 2023 einen Rückschlag. Er machte sich nicht in den Preisen bemerkbar, weil der Markt für grössere Transaktionen praktisch zum Stillstand kam. Aber bei den Schweizer Immobilienfonds gab es eine scharfe Korrektur.
Auf dem europäischen Immobilienmarkt war die Korrektur – gerade mit Blick auf den komplett ausgetrockneten Transaktionsmarkt – teilweise heftig. Nun hat auch dort die Erholung eingesetzt. Mein Fazit: man muss auch den Mut haben, in einem Markt investiert zu bleiben, wenn es regnet. Und den hatten wir.
«Man muss auch den Mut haben, investiert zu bleiben, wenn es regnet. Und den hatten wir.»
Was ist heute denn anders als vor der grossen Schweizer Immobilienkrise in den 1990er-Jahren, als die Preise ebenfalls nur eine Richtung kannten?
In der Schweiz haben die Preise diesmal kaum auf die vorübergehend höheren Zinsen reagiert – das liegt auch daran, dass die Fremdfinanzierungsquote der Akteure markant tiefer ist als damals. Der Markt ist viel professioneller geworden. Damals waren auch Handwerker, Unternehmer usw. investiert, heute sind es Immobilienfonds und -gesellschaften, Versicherungsunternehmen sowie Asset Manager.
Und wenn ich daran zurückdenke, wie grosszügig damals die Banken Hypotheken vergeben und belehnt haben – kein Vergleich zu heute. In der Schweiz stützen zudem Wirtschaftswachstum und Zuwanderung die Nachfrage strukturell, und diese stösst auf ein knappes Angebot.
Was sind die grössten Veränderungen, die Sie im Asset Management über die letzten Jahrzehnte beobachtet haben?
Der Margendruck hat brutal zugenommen, in allen Anlageklassen. Die Kunden hinterfragen heute jede Zeile bei den Gebühren. Entweder man wählt eine Nischenstrategie und positioniert sich als Boutique, oder man setzt auf Grösse, konsolidiert, kauft auf, schliesst sich zusammen. Man sieht diesen Trend in Europa, mit Axa und Amundi, Generali mit Natixis. Versicherer schliessen sich mit Asset Managern zusammen, was auch ein Signal sendet.
Und reagiert Swiss Life darauf?
Wir sind nicht in einer Nische tätig. Unser Vorteil ist, dass wir die Interessen Dritter mit unseren eigenen in Einklang bringen können. Wir sind stark insbesondere in illiquiden Assets wie Immobilien oder Infrastrukturanlagen und haben als Swiss Life beim Anlegen wie unsere Kunden «Skin in the game». Deshalb brauchen wir keinen externen Asset Manager, um unser Geschäft zu skalieren, sind aber offen für Akquisitionen, die unser Geschäft ergänzen.
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