Hotel-Experte Carsten K. Rath zog es in kurz vor dem Hahnenkamm-Rennen ins Grand Tirolia im Tiroler Nobelort Kitzbühel. Überrascht war er von der Ruhe, die in dem Luxushaus trotz dem Trubel im Ort herrscht. Und vom Frühstücksbuffet.
Ein Winter ohne einen Aufenthalt in den Alpen ist für mich kein richtiger Winter. Verschneite Gipfel, gemütliche Hütten, Skifahren, durch den glitzernden Schnee spazieren und die kalte, frische Luft atmen – herrlich.
In diesem Winter gönnte ich mir ein paar Tage in Tiroler Nobelort Kitzbühel – kurz vor dem weltberühmten Hahnenkammrennen, bei dem sich die Elite des Skisports die berühmt-berüchtigte Streif hinunterstürzt. Ich checke im Luxushotel Grand Tirolia ein und geniesse hier die winterliche Ruhe und Gelassenheit abseits des Skizirkus.
Das Grand Tirolia im Nobelskiort Kitzbühel ist eine Oase der Ruhe. Im Salon kann man wunderbar entspannen. (Bild: Ydo Sol)
Tradition trifft auf Glamour und Spitzensport
In Kitzbühel ist immer etwas los.
In der Woche vor dem grossen Rennen allerdings vibriert der Ort vor Geschäftigkeit. Zahlreiche Offizielle des Skisports und erste Rennläufer sind bereits angereist. Und natürlich flaniert auch das «Who’s Who» der Promiszene durch die Strassen.
Die Piste für die Abfahrt, die Streif, ist schon seit Tagen für Normalskifahrer gesperrt und wird präpariert.
Diese Mischung aus Tradition, Glamour und Spitzensport hat etwas Magisches.
Hier hat man alles im Griff
Doch es ist eben auch viel Trubel. Mir ist das zu viel. Das Grand Tirolia bildet da einen wunderbaren Gegenpol.
Trotz des geschäftigen Treibens im Ort und teils auch im Hotel behält das hochprofessionelle Team den Überblick und die Ruhe. Niemand wirkt gestresst oder gar genervt, im Gegenteil: Wüsste ich es nicht besser, käme ich nie auf die Idee, dass das Haus ausgebucht ist. Direktor Gerhard Bosse hat hier offenbar alles gut im Griff.
Das Grand Tirolia ist ein grosses Haus mit fast 100 Zimmern. Trotzdem wirkt es nicht überfüllt, selbst wenn es ausgebucht ist. (Bild: Ydo Sol)
Das Grand Tirolia gehört zur Gruppe der «Hommage Luxury Hotels» mit sechs Häusern in Deutschland und Österreich: der Söl’ring Hof auf Sylt, das Parkhotel in Bremen, das Hotel KÖ59 in Düsseldorf, der Nassauer Hof in Wiesbaden, das Maison Messmer in Baden-Baden und eben das Grand Tirolia in Kitzbühel.
Sie alle verbindet ihre regional geprägte Küche, die ausgezeichneten Wellness-Angebote und natürlich der erstklassige Service. Mir hat es vor allem die Küche angetan.
Frühstücksbuffet verdient einen Extra-Stern
Bekanntermassen ist das Frühstück ja die wichtigste Mahlzeit des Tages. Das haben viele Hoteliers aber immer noch nicht so richtig verstanden. Gut, es ist auch kompliziert. Während ein Dinner oder ein Lunch lediglich aus vier bis fünf Komponenten besteht, können es beim Frühstücksbuffet leicht 200 sein.
Am Morgen finde ich auf dem Buffet frische Mangos im perfekten Reifegrad, Beeren, eine Käseauswahl vom Feinsten, aus Frankreich und der Region, ebenfalls regionale Schinken- und Wurstsorten und natürlich Brot bester Qualität, wie man es in Österreich gewohnt ist. Dieses Frühstücksbuffet bekommt von mir einen Extra-Stern.
Auch die Abendgastronomie überzeugt mich dank Küchenchef Roland Holzer, der schon im Kempinski in Budapest sein Können bewies. Ich koste seine Erbsencremesuppe, den heimischen Zander und ein Hirschgericht. Alles auf höchstem kulinarischem Niveau. Die Auswahl auf der Karte zeigt deutlich, wie sehr man hier Tradition und Qualität in der Region verwurzelt ist.
In den Zimmern ist alles stimmig. Auf jedem Balkon gibt es einen Hängekorb, aus dem man den Blick in die Berge geniessen kann. (Bild: MS-Fototeam /Martin Mathes)
Das Interior-Design gefällt mit exzellenten Materialien und stimmigen Farbkombinationen, in meinen Augen wirkt es jedoch austauschbar. Eine markantere Handschrift im Design würde den Charakter des Hauses stärker unterstreichen. Freude machen hingegen die sogenannten Bergkörbe: Auf jedem Balkon hängt solch ein Korbsessel, aus dem man den Blick in die Berge geniessen kann – eine sehr schöne Idee.
Die Sterneküche im Grand Tirolia bietet moderne, regionale Küche. (Bild: Ydo Sol)
Auch Kinder kommen im Grand Tirolia auf ihre Kosten. Im speziellen, sehr grossen Familien-Spa gibt es eine Sauna, in die auch Kinder dürfen, einen Pool, ein Kinderbecken mit wasserspuckenden Dinosauriern und grosse Tagesbetten.
Räumlich ist diese Wassererlebniswelt komplett vom Haupt-Spa mit seinen Saunen, Pools und Behandlungsräumen getrennt. So spart man sich die lästigen Schilder, die zur Ruhe mahnen. Einziger Wermutstropfen: In den Umkleiden fehlen essenzielle Details wie Bademäntel, Handtücher und Pflegeprodukte.
So richtig nach Herzenslust austoben können sich die kleinen Gäste im Kinderclub. Über drei Ebenen sind hier Rutschen, Bällebad, Kletterwelt, Mal-, Spiel- und Leseecken, Sitzsäcke, Playstations, ein Baumhaus und sogar eine vom Hersteller selbst designte Carrera-Bahn verteilt. Ein Traum – nicht nur für Kinder.
Der Stanglwirt in Kitzbühel ist ein Hotspot der Promiszene. (Bild: Alexander Heil)
Nach der Erholung im Spa brauche ich doch nochmal ein bisschen Abwechslung. Und ehrlicherweise will ich auch dieses Streif-Flair erleben.
Anstehen für die Weisswurst
Ich bin zur Weisswurstparty im Stanglwirt eingeladen. Diese Feier gilt seit Jahrzehnten als der Höhepunkt in der Kitzbüheler Rennwoche. 2'800 Gäste stehen zum Teil stundenlang an, um überhaupt reinzukommen.
Ich glaube, es ist die einzige Veranstaltung, die ich je erlebt habe, wo selbst die Promis bis zu einer Stunde in der Schlange stehen, nur um sich dann vor dem Weisswurstkessel und der Riesenbrezel ablichten zu lassen.
Dieses Event ist herausragend gut organisiert. Logistisch ist das ein Meisterwerk, seitens der Security und gastronomisch gesehen sowieso. Ich finde es interessant, wie die Welt sich hier bewegt. Die VIPs und Stars kommen, weil sie in die Presse wollen, und die anderen Gäste kommen, weil sie die Promis sehen wollen. Von The Boss Hoss über Peter Maffay, Judith Williams, Elton, Rúrik Gíslason, Cathy Hummels, und Maria Höfl-Riesch bis – natürlich – Arnold Schwarzenegger sind alle da. Es ist wirklich verrückt.
Chapeau an das Team des Stanglwirts, das das Event seit über 30 Jahren so professionell organisiert. Ich persönlich gehe dann aber doch lieber wieder zurück in meine promifreie Ruheoase im Grand Tirolia.
Als früherer Grandhotelier und Betreiber des Rankings «Die 101 besten Hotels» «Die 101 besten Hotels» sowie Autor ist Carsten K. Rath Globetrotter von Berufs wegen. Sämtliche Hotels, über die er schreibt, bereist er auf eigene Rechnung.