In unsicheren Zeiten wird die Sicherheit gesucht. Und was könnte als sicherer angesehen werden als das unverwüstliche Edelmetall Gold.

Zum ersten Mal in der Geschichte ist der Goldpreis am Freitagvormittag zeitweise über die Marke von 3’000 Dollar je Feinunze (rund 31,1 Gramm) gestiegen.

Die weiter bestehenden geopolitische Risiken und die steigenden Befürchtungen, um einen weiter eskalierenden Handelsstreit und weitere Zölle, haben den Preis für das Edelmetall weiter steigen lassen.

Furcht vor Gold-Zöllen

Während die Unsicherheit schon grundsätzlich für eine hohe Nachfrage nach der als sicher geltenden Anlage sorgt, kommt noch ein weiterer Faktor hinzu. Laut einem Bericht der «Financial Times» sei derzeit eine deutliche Verlagerung der physischen Goldbestände von London nach New York zu beobachten. Erklärt wird das mit Befürchtungen, dass die Regierung von Donald Trump, neben der ganzen Palette an Gütern die neuerdings mit Strafzöllen belegt werden, auch auf die Einfuhr von physischem Gold einen Zoll einzuführen.

Dadurch habe sich eine Preisdifferenz zwischen London und den USA ergeben, was eine Reihe von Akteuren für Arbitrage-Handel nutzen. In den vergangenen Monaten seien Goldbarren im Wert von mehr als 61 Milliarden Dollar in die USA geströmt, da die Händler versuchten, die potenziellen Abgaben zu vermeiden. Das habe die Handelsdaten der USA verzerrt und für einen Engpass in London geführt, dem grössten Goldhandelszentrum der Welt.

Umweg über die Schweiz

Von der Verschiebung profitiert dem Bericht zufolge auch die Schweizer Gold-Schmelze Argor-Heraeus. Da das Gold in London zumeist in 12,5-Kilo-Barren (400 oz) gelagert wird, ist in den USA der 1-Kilo-Barren üblich. Auf dem Weg in die USA macht das Gold damit einen Zwischenstopp in der Affinerie in Mendrisio im Tessin, um in das kleinere Format umgeschmolzen zu werden.

Die Schmelze arbeite derzeit rund um die Uhr, sagte der CO-CEO des Unternehmens Robin Kolvenbach gegenüber der Zeitung. «Die Nachfrage ist ziemlich stark gestiegen. Normalerweise dauert eine Nachfragespitze ein oder zwei Wochen. Aber eine Spitze, wie wir sie derzeit haben und die schon mehr als drei Monate andauert, ist ziemlich ungewöhnlich.»