M&A: Hektik auf dem Finanzplatz Schweiz wie schon lange nicht mehr

Der Motor brummt: Die Zahl der M&A hat in diesem Jahr sprunghaft zugenommen. Damit lässt sich auch die Profitabilität erhöhen. Doch eine Studie zeigt: Diese könnte noch viel grösser sein. 

Die M&A-Aktivitäten in der Schweiz gingen im vergangenen Jahr um 4 Prozent zurück – und trotzdem ist im Markt eine positive Stimmung auszumachen. Grund dafür ist die Entwicklung im europäischen Banken- und Versicherungssektor. Hier wurde 2024 ein Plus von 9 Prozent verzeichnet. 

Während zuletzt vor allem kleinere Transaktionen das Geschehen prägten, rücken nun auch in der Schweiz wieder grössere Deals in den Fokus. Immer noch im Rampenlicht ist die Integration der CS in die UBS, aber auch die mögliche Bildung des grössten europäischen Asset Manager durch die Fusion der Vermögensverwaltungsbereiche von Generali und BPCE oder die Akquisition von Axa Investment Managers durch BNP Paribas, die voraussichtlich bis Mitte 2025 abgeschlossen sein wird. Auch der Kauf von Zwei Wealth durch Swiss Life wird die Branche beschäftigen. Swiss Re dagegen stösst Iptiq an Allianz Direct ab. 

Fintech-Krise beflügelt Übernahmen

«Wir stellen eine überdurchschnittlich hohe Aktivität im Markt auf dem Finanzplatz Schweiz fest», sagt Patrick Maeder, Managing Partner vom Unternehmensberater Korn Ferry. Dies hängt laut Maeder auch mit dem Rückgang im Venture-Capital-Markt zusammen: «Die Fintech-Finanzierungskrise beflügelt Übernahmen», sagt er.

Die Wachstumstreiber sind die Konsolidierung im Vermögensverwaltungsbereich sowie im Asset Management sowie die Internationalisierung bei den Versicherungsbrokern: Ausländische Player versuchen, via Übernahmen von Brokern Marktanteile in der Schweiz zu gewinnen.

Neben der Konsolidierung sind es vor allem der Kostendruck sowie die Digitalisierung, die diese Entwicklung zusätzlich befeuern.

Finanzplatz Schweiz profitiert

Schlecht ist diese Entwicklung laut Maeder nicht: «Die Häuser gewinnen durch die Übernahmen an Investitionskraft, was sich wieder positiv auf den Finanzplatz Schweiz auswirkt», sagt er.

Wie hoch die Profitabilität künftig liegt, hängt mitunter auch davon ab, ob es der Unternehmensspitze gelingt, die Mitarbeiter in den Übernahmeprozess einzubinden.

Denn eine aktuelle Studie von Korn Ferry zeigt, dass immaterielle Werte eine immer grössere Rolle bei Fusionen und Übernahmen (M&A) spielen.

An Mitarbeitenden wird zu wenig gedacht

Die Studie analysiert Herausforderungen entlang des gesamten M&A-Zyklus, von der Auswahl potenzieller Übernahmeziele über die Due-Diligence-Prüfung bis hin zur Post-Merger-Integration.

Obwohl 73 Prozent der weltweit führenden Unternehmen angeben, dass sie in den nächsten fünf Jahren durch M&A wachsen wollen, konzentrieren sich Deal-Teams weiterhin stark auf finanzielle, rechtliche und operative Aspekte.

Dies führt dazu, dass Führungsdifferenzen, kulturelle Spannungen und unzureichendes Change-Management häufig den langfristigen Erfolg von Übernahmen gefährden. Beispielsweise sehen 40 Prozent der Befragten Führungs- und Kulturthemen als entscheidenden Erfolgsfaktor, doch nur 36 Prozent priorisieren immaterielle Werte in ihrer M&A-Strategie.

HR-Experten früher einbinden

Korn Ferry hebt hervor, dass insbesondere eine frühzeitige Einbindung von HR-Experten in M&A-Prozesse essenziell ist. Trotzdem beziehen 64 Prozent der Befragten keine HR-Experten in den M&A-Prozess ein, was zu einer Kompetenz- und Vertrauenslücke führt.

Zudem zeigt die Studie, dass 54 Prozent der Unternehmen nach der Übernahme mit Herausforderungen in Bezug auf das Operating Model und die organisatorische Ausrichtung kämpfen, was oft zu Verzögerungen und Wertverlusten führt.

Durch strukturiertes Talent-Management, Leadership-Programme und Change-Management-Initiativen können Unternehmen Reibungsverluste reduzieren und Synergien erfolgreicher realisieren.