Mit der Doppeleröffnung der Filialen in St. Moritz und Gstaadt hat EFG International einen in der Branche viel beachteten Coup gelandet. Der für den Schweizer Markt zuständige Franco Polloni sagt nun zu finews.ch, warum die beiden Orte für das Geschäft mit wohlhabenden Personen noch wichtiger werden.
Herr Polloni, dieser Tage hat die Privatbank EFG International in den Nobel-Skiorten St. Moritz und Gstaad gleich zwei neue Standorte eröffnet. Seit wann hegte die Bank Pläne für die neuen Filialen?
Nach dem Ende der Corona-Pandemie wurde klar, dass sich das Verhalten unserer Kunden ändert. Man hat deutlich gesehen, dass diese ‹hidden gems›, Gstaad und St. Moritz, in ihrer Beliebtheit auch als ständige Wohnresidenz steigen werden. Als eine globale Finanzboutique wollen wir dort sein, wo unsere Kunden sind. Die strategische Entscheidung, an den beiden Destinationen eine Präsenz aufzubauen, haben wir daher bereits 2021 gefällt.
Und was haben Sie danach unternommen?
Wir haben uns auch ohne Niederlassung bereits in der Region engagiert und zeigten Flagge. Wir sind etwa Partner beim Festival da Jazz in St. Moritz und sind Titelsponsor beim Tennisturnier in Gstaad.
«Mit Manuel Blanco und Stephan Uebersax haben wir die richtigen Persönlichkeiten gefunden»
Der Entscheid war klar, aber es fehlten uns noch die richtigen Leute,
Die hat EFG nun gefunden: An beiden Orten kommen die Teams von der Credit Suisse (CS). Ist EFG da der Verkauf der Grossbank an die UBS zupass gekommen?
Der Entscheid für eine Präsenz in Gstaad und St. Moritz wurde im Rahmen einer längerfristigen strategischen Überlegung getroffen. Wir wollen die Präsenz im Heimatmarkt stärken, und zwar dort, wo es für uns Sinn macht. Die Ereignisse im vergangenen März waren dafür nicht ausschlaggebend. Aber sie haben die Umsetzung sicher beschleunigt.
Mit den neuen Teams haben sie Personal gewonnen, das bereits über viel lokales Know-how und Kontakte verfügt. Wie wichtig ist das für den Erfolg?
Für mich sind die Personen entscheidend. Mit Manuel Blanco und Stephan Uebersax haben wir die richtigen Persönlichkeiten gefunden, die lokal verankert und etabliert sind und auch die Werte von EFG gegenüber den Kunden repräsentieren. Mit den Teams werden sie die die gesamte Palette von Vermögensverwaltungsdienstleistungen anbieten können.
Was macht den Reiz der beiden Orte für Ihre Kundinnen und Kunden aus?
Die Sicherheit ist ein grosses Thema. Auch die Erreichbarkeit per Privatflugzeug ist etwa mit den Airports Engadin und Saanen gut. So muss man nicht über den Flughafen Zürich anreisen.
«Bei vielen Kunden geht es um das Bewahren und Mehren des Familienvermögens»
Ein weiterer Faktor sind die internationalen Schulen, mit Lyceum Alpinum in Zuoz oder dem Institut Le Rosey in Gstaad. Manche unserer Kunden lernen die Regionen dadurch kennen, dass ihre Kinder diese Schulen besuchen. Auch haben die beiden Gemeinden attraktive Steuersätze. Unabhängig davon wird aber auch die Schweiz insgesamt mit ihrer wirtschaftlichen und politischen Stabilität sowie Rechtssicherheit geschätzt.
Und welche Banking-Themen spielen bei Ihren Kunden aktuell eine Rolle?
Vertrauen und Sicherheit sind ausschlaggebend. Bei vielen Kunden geht es um das Bewahren und Mehren des Familienvermögens und den Generationenwechsel. Aber auch die Berücksichtigung von ESG-Faktoren oder Impact-Investments spielen eine wachsende Rolle.
Franco Polloni leitet seit Mai 2017 den Markt Schweiz und die Region Italien bei der Schweizer Privatbank EFG International. Zuvor arbeitete er in verschiedenen Führungsfunktionen bei der Banca del Gottardo, der Banca della Svizzera Italiana (BSI), die 2016 von EFG International übernommen wurde, sowie bei der Banca del Ceresio in Lugano. Seine Berufskarriere begann er 1993 in der Wirtschaftsprüfung und Steuerberatung bei der damaligen ATAG Ernst & Young in Zürich. Später wirkte er unter anderem im Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA), wo er für den damaligen Bundesrat Flavio Cotti arbeitete.