Seit vergangenem Jahr rollt die Antwort der etablierten Geldhäuser auf den Vorstoss von Neobanken in der Schweiz. Dabei zeigt sich, dass manche Banken nicht über ihren Schatten springen können.
«Kann Banking nicht einfacher sein?», heisst es im Werbeslogan für CSX, der Digitalbanken-App der Credit Suisse (CS). «Klar geht das», lautet die Antwort der Werber im Spot. Mit Blick auf einen aktuellen Preisvergleich, welchen der Online-Vergleichsdienst Moneyland am Dienstag publiziert hat, liesse sich nun anfügen: «Klar geht das teurer.»
Preis als schlagendes Argument
Denn wie aus der Versuchsanordnung von Moneyland hervorgeht, sind zwei Angebote von CSX mit bis zu 268.65 Franken im Jahr fast fünfmal so teuer wie das günstigste Angebot. Moneyland hat die Konditionen für Einkäufe und Bargeld-Bezüge in der Schweiz und im Ausland (in Euro, Dollar und Thailändischen Baht) bei sieben Neobanking-Angeboten verglichen: CSX, die unabhängigen Schweizer Apps Neon und Yapeal, den Dienst Yuh der Banken Swissquote und Postfinance, Zak von der Bank Cler sowie die ausländischen Konkurrenten Revolut und Wise.
Das Angebot Key4, welches die Grossbank UBS vergangenen Mai frisch lancierte, fehlt in dem Vergleich noch.
Yuh, CSX und Key4 können dabei als Antwort von Schweizer Grossbanken auf den Erfolg ausländischer Anbieter wie Revolut und Wise verstanden werden. Insbesondere mit viel günstigeren Wechselkursen und Zahlungen im Ausland graben diese Akteure den Schweizer Grössen das Wasser ab im lukrativen Kartengeschäft. Das schlagende Argument der Neobanken ist neben der «User Experience» ganz klar der tiefe Preis.
Bewusst schlank
Wie der Moneyland-Vergleich nun zeigt, haben die hiesigen Akteure nur bedingt mitgezogen. Am günstigsten sind die beiden britischen Smartphone-Banken Revolut und Wise mit Kosten von weniger als 60 Franken im Jahr. Auf dem dritten Platz liegt Neon (die Konten der App sind bei der Hypothekarbank Lenzburg) als günstigster Schweizer Anbieter mit 74.90 Franken im Jahr.
Natürlich: Revolut & Co sind auch in der Schweiz mit bewusst schlanken Angeboten unterwegs – die aus dem traditionellen Banking gewohnten rundum-Pakete gibt es bei ihnen nicht. So erhalten Kunden der britischen Neobanken Revolut und Wise nicht einmal ein Bankkonto mit einer Schweizer Kontonummer, auf dem zum Beispiel ein Arbeitgeber den Lohn überweisen könnte.
Fairerweise hat Moneyland dies in Betracht gezogen und eine zweite Versuchsanordnung aufgestellt. In diesem Profil
nutzen Kundinnen und Kunden die gleichen Kartendienstleistungen wie im ersten, möchten aber auch ihren Lohn auf das Konto bei der Smartphone-Bank erhalten und Rechnungen darüber bezahlen.
Interne Zügelaktion
Es zeigt sich: Am günstigsten ist bei der zweiten Analyse die Schweizer Neobank Yuh mit Kosten von 66.25 Franken im Jahr, gefolgt von der Smartphone-Bank Neon und Yapeal auf dem dritten Platz. Erneut am teuersten ist das Angebot von CSX mit 268.65 Franken.
Auf Anfrage von finews.ch erklärte ein CS-Sprecher, der Vergleich betrachte eine spezifische Konstellation. CSX sei modular aufgebaut, so dass sich Kundinnen und Kunden ihre Lösung optimal zusammenstellen stellen könnten und nur für das bezahlen, was sie auch nutzen würden. Ebenfalls wird auf den Umstand verwiesen, dass sich das Angebot «CSX White» beim Vergleich preislich im Mittelfeld befindet und «CSX Black» nur knapp teurer ist als die Konkurrenzangebote «Revolut Metal», «Zak Plus» und «Neon Metal».
Dass die CS in ihrem Neobanking kaum «neo» beim Preis ist, dürfte nicht zuletzt dem besonderen Setup von CSX geschuldet sein: Bankintern gilt das Angebot als neue Heimat für jene Retailkunden, die nur wenig mit der CS «banken» und kaum Ansprüche stellen. In der Folge hat die Grossbank aktiv bestehende Kundschaft in den neuen Dienst gezügelt. Medienberichten zufolge wurden etwa bestehende CS-Kunden vergangenen Sommer angeschrieben, ob sie nicht in das neue CSX-Angebot wechseln wollten. Bis Ende Jahr will die Grossbank mehr als 200’000 CSX-Nutzer vermelden.
Druck zum Verdienst
Anders als die auf der «grünen Wiese» entstandenen Neobanken sind Grossbanken-Angebote zusätzlich mit dem Dilemma konfrontiert, dass sie bestehende Angebote kannibalisieren. Ebenfalls besteht der Druck, innert kurzer Zeit Geld für den Konzern einzuspielen.
All dies spricht für höhere Preise, während die Fintech-Konkurrenz Wachstum vor Ertrag stellt und Lockangeboten das Volumen zu erhöhen sucht. In der Folge gleicht das Neobanking der CS sehr stark den «old style»-Retailangboten. Dort gilt seit Jahren die Faustregel: Die Grossbanken sind immer am teuersten.