Die Nachricht, dass die Credit Suisse ihre Kundenbeziehungen in neun afrikanischen Ländern aufgibt, fügt sich nahtlos in das Rückzugsgefecht der beiden Schweizer Grossbanken auf dem Kontinent. Schweizer Privatbanken sehen diesen Markt ganz anders.
Das Narrativ ist schnell erzählt: Die Credit Suisse (CS) übergibt ihre Kundenbeziehungen in neun subsaharischen Staaten an die britische Barclays, wie sie in einer Stellungnahme schreibt. Von diesem Beschluss betroffen sind etwa 2,5 Milliarden Dollar an verwalteten Vermögen. Die Kunden können, müssen aber nicht zur Barclays wechseln.
Die neun Länder – Nigeria, Botswana, Ghana, Elfenbeinküste, Kenia, Mauritius, Nigeria, Seychellen, Tansania und Sambia – gehören nicht zum Kerngeschäft im Wealth Management der CS. Der Rückzug erfolgt im Rahmen der Überprüfung der Gruppenstrategie, wie sie im November 2021 angekündigt worden ist, so die Bank weiter.
Schlechtes Ertragsverhältnis
Zugegeben, die involvierten Summen sind gering im Vergleich zu den gesamten AuM der Schweizer Grossbank, die sich auf rund 1,5 Billionen Franken belaufen. Zudem, und dies war wohl mitausschlaggebend für den Entschluss, stehen die Risiken in diesem Geschäft vermutlich in einem schlechten Verhältnis zum möglichen Ertrag.
Seit den Verlusten, welche die CS im vergangenen Jahr in den Affären Greensill und Archegos erlitten hat, sind die Wächter über das Risiko bei der Bank tendenziell wieder stärker geworden. Auch deshalb kommt der Rückzug aus diesem Teil von Afrika wenig überraschend, auch wenn der Finanzkonzern dies nicht so begründet.
Raus aus einem Wachstumsmarkt
Trotzdem lohnt sich ein kritischer Blick auf den Entschluss. Schliesslich rangiert Afrika immer wieder ganz oben in den Ranglisten der Regionen mit den grössten Wachstumsraten von morgen. In ihrem Global Wealth Report von 2014 schrieb die CS beispielsweise, dass Afrika eine jener Regionen auf dieser Welt sei, wo das schnellste Wachstum an Millionären zu erwarten sei.
Darum wollten die Schweizer Grossbanken dieses Wachstum dann auch sozusagen in bare Münze umsetzen. Sowohl die UBS als auch die CS installierten sich vor Ort.
Zuerst rein, dann wieder raus
Seither ist aus dem grossen «Rush» nach Afrika nicht viel geworden, im Gegenteil. Schon 2018 schloss die CS ihre Filiale in Johannesburg – fortan wurde die dortige Klientel aus Dubai, London oder Zürich betreut. Dem ist auch heute noch so.
Doch damit nicht genug. Die UBS und der britische HSBC-Konzern schlossen ihre Büros in Nigeria. Dies obwohl Nigeria als eines der wachstumsstärksten Ländern auf dem Kontinent gilt. Und dies erst noch, obschon die UBS ihre Filiale in Lagos erst 2014 eröffnet hatte. Damals hatte sie noch betont, wie wichtig der Private-Banking-Markt Afrika sei.
Was erhoffen sich die Privatbanken?
Während die zwei Schweizer Grossbanken tendenziell dem Kontinent Afrika den Rücken kehren, streben andere Geldhäuser dorthin. So hat Julius Bär 2018 eine Filiale in Johannesburg eröffnet, auch Lombard Odier ist mit einem Büro in Südafrika präsent, und selbst für die vergleichsweise kleine Bank Syz ist Afrika ein Kernmarkt, wie deren CEO Yvan Gaillard unlängst in einem Interview mit finews.ch betonte.
Fragt sich bloss, was sich die Privatbanken erhoffen, was den grösseren Instituten offenbar verwehrt bleibt?