Die Schweizer Bank Syz will nach einem Jahr der Reorganisation nun trotz Coronakrise verschiedene Standorte substanziell ausbauen, wie CEO Yvan Gaillard im Interview mit finews.ch erklärt.
Herr Gaillard, gegenüber dem Vorjahr haben Sie zwar einen höheren Gewinn erzielt, doch die verwalteten Kundenvermögen gingen deutlich zurück. Warum?
Das Jahresresultat 2019 der Bank ist nicht vergleichbar mit den Gruppenergebnis von 2018. Erstmals hat das Unternehmen die Zahlen des Privatbank-Geschäfts einzeln publiziert. Damit wollen wir unseren Kunden eine bessere Transparenz bieten. Die Gruppenergebnisse folgen Ende Juni 2020 im Anschluss an die Generalversammlung.
Was ist nach der Reorganisation im vergangenen Jahr nun alles anders bei Syz?
Wir fokussieren uns als Bank künftig auf vier Kernmärkte: die Schweiz, Lateinamerika, Afrika und den Nahen Osten. Vor allem im deutschsprachigen Markt sehen wir noch ein enormes, unausgeschöpftes Potenzial. Die Bank ist zwar in Genf entstanden, doch die Wurzeln der Familie Syz reichen nach Zürich zurück.
«Im Gegensatz zu vielen anderen Schweizer Privatbanken ist Afrika für uns tatsächlich ein Kernmarkt»
Insofern ist es auch natürlich, dass wir unser Geschäft in der Deutschschweiz ausbauen wollen. Sowohl Marc Syz als auch Nicolas Syz leben in Zürich. Wir wollen an allen unseren drei Schweizer Standorten, Genf, Zürich und Tessin, trotz der aktuellen Coronakrise, personell deutlich ausbauen.
Das macht durchaus Sinn. Im Gegensatz dazu ist Afrika nicht unbedingt als Private-Banking-Markt bekannt. Warum ist dieser Kontinent einer Ihrer vier Zielmärkte?
Im Gegensatz zu vielen anderen Schweizer Privatbanken ist Afrika für uns tatsächlich ein Kernmarkt. Die Familie Syz ist insbesondere mit Südafrika seit langem eng verbunden. Eric Syz kennt die Region, und es ist eine mit sehr vielen Unternehmern. Die wirtschaftlichen Wachstumserwartungen sind sehr hoch.
«Die Neugeld-Entwicklung ist für uns sekundär»
Wir verfügen auch über ein Büro und eine Lizenz in Johannesburg. Dieses Geschäftspotenzial wollen wir weiter ausbauen.
Sie haben im vergangenen Jahr Ihre Bank auf den Bahamas geschlossen und das Geschäft über einen Management Buyout an die dortigen Manager veräussert. Werden Sie demnächst auch ihre Niederlassung in Miami schliessen?
Nein. An unserem Büro in Miami halten wir fest, um es als Plattform für unser Geschäft in Lateinamerika zu nutzen – vor allem für unsere Kunden, die einen US-Präsenz wünschen. Gleichzeitig werden wir bald eine Vertretung in Istanbul eröffnen, zumal wir bereits türkische Kunden haben.
Im Gegensatz zu anderen Banken weisen Sie kein Neugeld-Wachstum aus?
Die Neugeld-Entwicklung ist für uns sekundär, da es uns nicht darum geht, Wachstum um jeden Preis zu erzielen. Wir wollen Kunden betreuen, denen wir einen Mehrwert bieten können, für den Sie auch bereit sind, etwas zu bezahlen. Neben einer starken Performance, die mit aktivem Anlagemanagement erzielt wird, spielt neuerdings auch Syz Capital als Kompetenzzentrum der Gruppe für alternative Anlagen eine wichtige Rolle.
«Das ist für unsere Kunden ein wichtiges Signal»
Die von Marc Syz geleitete Tochtergesellschaft investiert langfristig in Private Equity und in andere mit der Börse wenig korrelierte Anlagen. Dabei können die Kunden bereits mit kleineren Beträgen mitmachen, was im Normalfall bei solchen Investments nur sehr vermögenden Kunden vorbehalten ist. Dass sich die Familie Syz ebenfalls noch mit 5 bis 10 Prozent an den jeweiligen Anlagen beteiligen, ist für unsere Kunden ein wichtiges Signal. Auch damit unterscheiden wir uns von unseren Mitbewerbern.»
Yvan Gaillard ist seit Februar 2019 CEO der Bank Syz, die zur Syz-Gruppe gehört. Er stiess im April 2016 zum Unternehmen, nachdem er zehn Jahre für die Genfer Privatbank Pictet gearbeitet hatte. Er machte einen Master an der Lausanner Hochshcule EPFL und bildete sich in mehreren Management-Programmen weiter aus, unter anderem an der internationalen Business-Schule Insead.