Umberto Trabaldo Togna steht als Chef der PKB in Lugano einer der letzten unabhängigen Privatbanken in der Schweiz vor. Gegenüber finews.ch erklärt er, was die Bedingungen für eine Fusion wären – und wie Italien bald für zahlreiche ausländische Banken zum heissen Pflaster werden könnte.
Herr Trabaldo, wie konnten Sie den Julius-Bär-Banker Luca Venturini für den Chefposten bei der PKB Privatbank gewinnen?
Für Herrn Venturini haben mehrere Faktoren den Ausschlag gegeben: Er stösst zu einer der wenigen noch verbleibenden mittelgrossen und unabhängigen Schweizer Privatbanken, die noch dazu Familienwerten verpflichtet und solide finanziert ist. Und er kann diese Bank in eine neue Wachstumsphase führen.
Wird er als designierter CEO auch Miteigentümer des Instituts?
Nein, fürs Erste übernimmt er nur die Geschäftsleitung.
Wie Sie selber sagen, ist die PKB einige der letzten unabhängigen Privatbanken in der Schweiz. Das macht sie automatisch zum Übernahmenziel, oder?
Ein Verkauf der Bank ist für uns keine Option.
Und eine Fusion?
Eine Fusion wäre nur dann denkbar, wenn sich für Kunden, Angestellte und Eigner der Bank daraus ein Mehrwert ergibt. Dazu müssten aber zahlreiche Bedingungen erfüllt sein. Wir selber haben in der Vergangenheit fünf Banken und Vermögensverwalter integriert und standen zeitweilig kurz vor einer Fusion, die sich dann aber leider nicht konkretisierte. Wir halten nun weiter Ausschau nach Gelegenheiten.
Historisch verfügt die PKB über ein starkes Standbein in Lateinamerika, in Panama ist die Gruppe mit einer eigenen Banklizenz vor Ort. Wird die Wachstumsstrategie des neuen Managements auf diesen Markt fokussieren?
Lateinamerika ist ein wichtiger und interessanter Markt für unser Unternehmen. Unsere Gruppe hat italienische und somit lateinische Wurzeln, und es gab eine massive Emigration aus Italien in diese Region. Zurzeit sind wird die einzige Schweizer Bank mit einer Bank- und Effektenhändlerlizenz in Panama.
«Wir schauen uns auch Argentinien als Markt an»
Wir können dort auch Kunden beraten, die ein Teil ihres Geldes lieber in der Schweiz wissen wollen – wobei wir in beiden Ländern dieselben strikten Regeln fürs Onboarding anwenden.
Sie schauen sich auch Kolumbien an…
Wir haben uns dort kürzlich für die Eröffnung eines Rep-Office beim Regulator beworben. Ebenso schauen wir uns Argentinien als Markt an, dort könnten wir uns nächstens um eine Beraterlizenz bemühen. Die zur Gruppe gehörender Vermögensverwalterin Alasia betreut bereits Kunden aus Ländern Südamerikas.
Das Latam-Geschäft birgt auch Risiken. Wegen der Vergehen eines früheren Mitarbeiters in dieser Region wurde die PKB hart von der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht Finma sanktioniert. Wie verhindern Sie solche Fälle bei der weiteren Expansion in diesem Markt?
Das Schweizer Private Banking befindet sich seit den letzten zehn Jahren in einem Evolutionsprozess, diverse Anpassungen waren auch bei der PKB schon vorgenommen worden, als sich der Fall ereignete. Die Intervention der Finma hat diese Änderungen dann noch beschleunigt, sowohl bei den Prozessen wie bei der Organisation.
Konkret, wo legten Sie Hand an?
Auf der strategischen Ebene haben wir unseren Risikoappetit justiert und klar festgelegt, in welchen Märkten und mit welchen Kunden wir geschäften wollen. Zudem verstärkten wir die Geschäftsleitung und die unabhängige Aufsicht – und schliesslich haben wir auch die internen Kontrollen und Regelwerke eingehend geprüft und auf den neuesten Stand gebracht.
Über diese Anpassungen wachte ein von der Finma eingesetzter Prüfer. Wie lange bleibt dieser noch vor Ort bei der PKB?
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