Die Finanzmarktaufsicht hat sich die Tessiner Bank einer Zürcher Finanzgruppe vorgeknöpft. Im Zusammenhang mit dem brasilianischen Bestechungsskandal hat sie beim Institut eklatante Mängel vorgefunden.
Noch vor drei Jahren schwärmte die Zürcher Finanzgruppe PKB von einem Wachstumssprung: Dazu beigetragen habe der lateinamerikanische Markt und der Kauf der Luganeser Niederlassung der Liechtensteinischen Landesbank (LLB). Jetzt sorgen just der Tessin und das Lateinamerika-Geschäft für Katerstimmung beim Unternehmen.
Wie nämlich die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) am Donnerstag mitteilte, hat die PKB Privatbank in Lugano schwer gegen die Geldwäschereibestimmungen verstossen. Dies in Zusammenhang mit den Korruptionsaffären um den brasilianischen Ölkonzern Petrobras und den Baukonzern Odebrecht.
Nach einem Enforcement-Verfahren hat die Behörde durchgegriffen. Sie zieht einen unrechtmässig erzielten Gewinn in der Höhe von 1,3 Millionen Franken ein. Zudem setzt die Finma einen Prüfbeauftragten als «Wachhund» ein.
Compliance-System alarmierte vergeblich
Die Aufsicht ist im Petrobras-Odebrecht-Skandal schon seit 2016 bei verschiedenen Banken zugange. Die Ermittlungen bei der PKB in Lugano betrafen den Zeitraum zwischen 2010 und 2015, als das Institut in jenem Markt expandierte. Laut der Finma führte die Privatbank mehrere Dutzend Geschäftsbeziehungen, die mit der Korruptionsaffäre um Petrobras und auch den Baukonzern Odebrecht in Verbindung standen.
Die Bank führte Transaktionen aus, teilweise in Millionenhöhe, ohne die für solche risikobehafteten Geschäfte erforderlichen Abklärungen vorzunehmen, rügt die Aufsicht. Wichtige Formulare waren nicht oder nicht vollständig ausgefüllt, manche wurden «blanko» unterschrieben. Sogar die Warnhinweise des internen elektronischen Kontrollsystems wurden teils missachtet.
Kurz: «Die Organisation und das Risikomanagement der Bank im Bereich der Geldwäschereibekämpfung wies insgesamt schwere Mängel auf», folgert die Fima. Immerhin hält sie der PKB Lugano Willen zur Kooperation und eine rasche Behebung der Mängel zugute.
Finma und Bundesanwaltschaft sind noch nicht fertig
Noch ist die Aufsicht mit dem Petrobras-Skandal nicht fertig. Sie hat in der Sache bei rund einem Dutzend Schweizer Banken Abklärungen durchgeführt und vier Verfahren eröffnet. Abgeschlossen sind die Ermittlungen gegen die untergegangene Tessiner BSI und die Banque Heritage. Ein weiteres Verfahren ist noch hängig.
Wie auch finews.ch berichtete, wurde kürzlich ein Ex-BSI-Banker in Brasilien von der Polizei verhaftet.
Im Petrobras-Komplex ermittelt auch die Schweizer Bundesanwaltschaft. Vermögenswerte von rund 800 Millionen Dollar wurden in der Schweiz gesperrt. 60 Strafuntersuchungen sind wegen Verdacht auf qualifizierte Geldwäscherei und oft auch wegen Verdacht auf Bestechung fremder Amtsträger eröffnet worden.
Über 1'000 Bankbeziehungen bei über 40 Banken wurden durchleuchtet. Zudem zog die Bundesanwalt vom Odebrecht-Konzern eine Busse von 200 Millionen Franken ein.