Sieben Monate nach dem Start der globalen Vermögensverwaltung kratzen sich Investoren die Köpfe. Sie erkennen in der UBS-Superdivison mehr Gräben als Verbindendes.

Vergangenen Januar gelang der UBS ein Überraschungscoup. Wie aus heiterem Himmel kündigte die grösste Schweizer Bank eine interne Megafusion an: Das Geldhaus fügte ihre 1,15-Billionen-Franken-schwere Vermögensverwaltungs-Sparte mit dem Amerika-Geschäft zusammen, das seinerseits 1,22 Billionen Dollar auf die Wage brachte.

Dank der so entstandenen neuen Superdivision Global Wealth Management, erklärte Konzernchef Sergio Ermotti (Bild unten) damals, steige nicht nur die Effizienz der weltgrössten Privatbank. Auch die Dienstleistungen würden verbessert und das investierte Kapital zielgerichteter genutzt. Nicht explizit sagte der CEO damals, dass er sich von der Fusion wohl endlich mehr Fantasie im UBS-Aktienkurs erhofft. Seit langem ärgert sich Ermotti darüber, dass die Börse die Leistungen seiner Bank scheinbar zu wenig honoriert.

Ermotti 500

Keine Sparübung

Doch sieben Monate nach dem verkündeten Zusammschluss kratzen sich einige Investoren immer noch die Köpfe. «Die Fusion war eine Überraschung», sagt etwa der erfahrene Bankanalyst Rainer Skierka zu finews.ch. Der Experte der Schweizer Firma Research Partners hält den Zug allerdings für «nicht besonders überzeugend». Tatsächlich hatte die UBS zu wenig erklärt, welche Hoffnungen und Ziele sie im Detail mit der neuen Superdivision verbindet.

Vergangenen Juli lieferte Chef Ermotti im Rahmen des Semesterausweises nach: Er will im nächsten Jahr 100 Millionen Franken mit der Zusammenlegung einsparen. Im selben Atemzug erklärte er, Ziel sei keine Sparübung, sondern rascheres Wachstum im Kerngeschäft der Grossbank. Detailangaben dazu kündete er auf den Investorentag vom 25. Oktober an.

Im ersten Halbjahr nicht so richtig auf Touren

Denn Aktienkurs hat dies seither nur wenig befeuert. Die UBS-Titel haben dieses Jahr knapp 14 Prozent an Wert eingebüsst und entwickelten sich deutlich schlechter als der Schweizer Bluechip-Index SMI. Der Kurs widerspiegelt dabei wohl auch die Tatsache, dass das Global Wealth Management im ersten Semester des Jahres nicht so richtig auf Touren kam. Der Gewinn wuchs in den meisten Weltregionen einstellig. Wegen Sondereffekten im Amerika-Geschäft erfolgte gar ein Nettoneugeld-Abfluss.

Auch im Ausland wirft die Superdivision Fragen auf. «Es ist unklar, was die Integration den Kunden nützen soll, wie sich der Service verbessert, und was dies dem Konzern finanziell einbringen soll», sagt ein Analyst in London, der seinen Namen nicht genannt haben will. Er hinterfragt damit genau die Argumente, mit denen der UBS-Chef im Januar den Zusammenschluss begleitete.

Dringt Martin Blessing durch?

Betrachtet man die finanzielle Seite, so wurde der gewichtigste Aufwandposten bisher selten erwähnt: Die IT. Ausserhalb der USA hat die UBS rund 1 Milliarde Franken aufgeworfen, um die Buchungen weltweit auf eine einheitliche Plattform zu heben. Im vergangenen Januar war die Rede davon, rückwärtige Prozesse der beiden Einheiten besser zu integrieren. Letzten Juni gab die Grossbank dann zu, dass sie die US-Systeme doch nicht so schnell mit der globalen Plattform zusammenlegen kann.

Es ist nicht nur das Backoffice, das Marktbeobachtern derzeit Sorge bereitet. Sondern auch die Teppichetage. Der Amerikaner und langjährige UBS-Manager Tom Naratil (Bild unten) und der ehemalige Commerzbanker Martin Blessing (Bild ganz unten), der zuvor die UBS Schweiz führte, lenken den neuen Supertanker gemeinsam. Analyst Skierka hegt Zweifel, ob der Retail- und Investmentbanker Blessing dabei das Steuer dezidiert genug halten kann. Dies, weil er anders als sein Vorgänger – das Privatbank-Urgestein Jürg Zeltner – von aussen her zur Organisation gestossen sei.

Naratil 500

«Geier» und distinguierte Private Banker