Die Innovationskraft asiatischer Schwellenländer, insbesondere im Bereich KI, sowie ihr demografisches Potenzial sprechen aus Anlegersicht für Unternehmen aus diesen Märkten. Trotz der weiterhin angemessenen Bewertungen, empfiehlt es sich dabei, eine langfristige Anlageperspektive einzunehmen.

Von Javier Garcia, Senior Portfolio Manager EM Asia bei Berenberg Asset Management

Anfang Februar 2025 führte eine Gruppe von 16 menschenähnlichen Robotern im Rahmen der Feierlichkeiten zum chinesischen Neujahrsfest einen traditionellen Volkstanz auf. Die Präzision der Darbietung war beeindruckend und zeigte (denjenigen, die zu diesem Zeitpunkt noch daran zweifelten), dass China auf dem neuesten Stand der Technik ist.

Die von der chinesischen Firma Unitree Robotics entwickelten Roboter sind ein Paradebeispiel dafür, wie traditionelle Bräuche mit modernen Innovationen kombiniert werden können. Gleichzeitig stellt die Anekdote vom chinesischen Neujahrsfest einmal mehr unter Beweis, dass asiatische Schwellenländer in langfristige Anlagestrategien einbezogen werden sollten.

Anlagechancen gezielt nutzen

Zwei Faktoren dürften zögerliche Investoren von der strategischen Relevanz dieser Region für die globale Wirtschaft überzeugen:

Zum einen die Schlüsselrolle des aufstrebenden Asiens bei Innovationen im Bereich der künstlichen Intelligenz (KI). So ist die durch KI angestossene technologische Revolution in Asien, und insbesondere in China, in der gesamten Wertschöpfungskette am stärksten ausgeprägt.

Erst im Januar sorgte die Präsentation des generativen KI-Modells des chinesischen Startups DeepSeek für weltweites Aufsehen: Der Chatbot zeigt im Vergleich zu seinen niedrigen Entwicklungskosten eine aussergewöhnliche Leistung. Mit dieser Entwicklung haben die DeepSeek-Entwickler bewiesen, dass sie in der Lage sind, ein kostengünstigeres und leistungsfähigeres Produkt als der amerikanische Mitbewerber OpenAI (ChatGPT) zu schaffen.

Zudem ist Asien das Zentrum der Halbleiterindustrie, in dem alle bedeutenden Hersteller und Ausrüster der Branche ansässig sind. Von TSMC, dem taiwanesischen Chip-Giesser, bis hin zu SK Hynix aus Südkorea, einem führenden Hersteller von HBM3-Speicher, erzielen Unternehmen aus den Schwellenländern hohe Margen und Cashflows. Trotzdem sind asiatische Technologieaktien im Vergleich zu ihren westlichen Konkurrenten nach wie vor erheblich unterbewertet.

Vorteilhafte demografische Dynamiken

Der zweite Faktor betrifft die demografischen Perspektiven in wichtigen Schlüsselländern wie Indien, Indonesien und den Philippinen. Diese dynamischen, wenig verschuldeten Länder im Zentrum der Weltwirtschaft verzeichnen ein stetes Wachstum des Pro-Kopf-BIP. In Indien könnte sich das durchschnittliche Jahreseinkommen bis 2031 auf 5'242 Dollar pro Haushalt und Jahr mehr als verdoppeln.

Vor allem die junge Bevölkerung (das Durchschnittsalter in Indien wird auf 28 Jahre geschätzt, in Indonesien auf 30 Jahre und auf den Philippinen auf 25 Jahre1) stellt für die Unternehmen dieser Länder ein beträchtliches Reservoir an zukünftigen Verbrauchern dar. Zudem könnte das Kreditwachstum eine zusätzliche Hebelwirkung entfalten und den Anstieg des privaten Konsums unterstützen, ähnlich wie es in den Industrieländern der Fall war.

Der wachsende Konsum und die absehbare Erweiterung des Angebots an Industriegütern asiatischer Unternehmen stellen attraktive Anlagechancen dar. Diese gilt es zu nutzen. Die Privatbank Berenberg legt ihren Fokus dabei auf qualitativ hochwertige Schwellenländerwerte, die dieses Wachstumspotenzial nutzen können.

Günstiges Momentum für chinesische Aktien

In China haben sich die Unternehmen nach einer längeren Phase sinkender Bewertungen stabilisiert, und ihr Finanzprofil hat sich erheblich verbessert (kontrollierte Verschuldung, höhere Cashflow-Generierung, steigende Dividendenzahlungen).

Das aktuelle Momentum ist somit besonders günstig, um in chinesische Aktien zu investieren. Gleichzeitig erfordern die geopolitischen Unsicherheiten und die noch ausstehenden Entscheidungen der Trump-Regierung eine gewisse Vorsicht und legen einen langfristigen Anlageansatz nahe.

1Daten der Weltbank, Vereinte Nationen, 2023