Jan Schochs Prestigeprojekt Flynt steht in den Startlöchern – mit Hängen und Würgen. Denn kürzlich sprangen sowohl der CEO als auch ein weiterer Gründungspartner ab.

Flynt soll, so suggerierte es bis vor kurzem die Website, die Vermögensverwaltung für reiche Kunden in die nächste Dimension katapultieren. Man wolle Unternehmer inspirieren, ihre Lebensziele einfacher zu erreichen, und Flynt schaffe «intuitive Lösungen» für «Vermögens-Opportunitäten».

Etwas profaner ausgedrückt handelte es sich dabei um eine digitale Service-Plattform für Family Offices und Superreiche.

Flynt ist ein Projekt von Jan Schoch, dem CEO und Mitgründer des Derivate-Anbieters Leonteq. Er gründete das Unternehmen vor gut zwei Jahren im appenzellischen Gonten. Damals hiess die mit einer Million Franken Kapital ausgestattete Gesellschaft noch Janit – sprich «Jan-IT».

Heftige Turbulenzen

Inzwischen ist die Firma nach Zug umgezogen, wo ein über 35-köpfiges Team die Entwicklungsarbeit an der Plattform geleistet hat. Auf der Website (siehe unten) heisst es zurzeit nur noch: Feb. 17. Womit anzunehmen ist, Flynt nehme im kommenden Monat seinen Betrieb auf.

Flynt

Dem geplanten Start sind indessen grössere Unsicherheiten und zuletzt heftige Turbulenzen vorausgegangen. Denn im vergangenen Monat stand Flynt plötzlich ohne CEO da: Alexander Rüegg und mit ihm das Geschäftsleitungsmitglied Christoph Baumann schieden Knall auf Fall aus, wie Recherchen ergaben. Schoch wollte jedoch gegenüber finews.ch keinen Kommentar abgeben.

Fehlinformationen und Gerüchte

Unsicher war der Start auch deswegen, weil Flynt die ersehnte Banklizenz von der Finma offenbar nicht erhielt. Im Juli 2016 hatte finews.ch zwar geschrieben, Flynt sei bereits in Besitz einer solchen. Doch war dies eine Fehlinformation, wie sich später herausstellte. Offensichtlich klemmte es bei der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht, der Finma.

Im Spätherbst 2016 hiess es gar: Die Aufsichtsbehörde verweigere Flynt die Lizenz, weil sie Vorbehalte gegen gewisse Organe in der Firma habe – diese Organe könnten nicht für eine einwandfreie Geschäftstätigkeit garantieren.

Dass Schoch als Initiant und Kapitalgeber von Flynt sein Verwaltungsratspräsidium bereits im Jahr zuvor abgegeben hatte, liess die Gerüchteküche zusätzlich brodeln. Nicht zuletzt vor dem Hintergrund, dass Leonteq im Jahr 2015 wegen Marktmanipulation von der Finma gebüsst worden war und der Behörde einen Gewinn von 3,2 Millionen Franken hatte abliefern müssen.

Banklizenz nun da

Für Schoch war indessen auch 2016 ein turbulentes und recht eigentlich unerfreuliches Jahr. Der Aktienkurs von Leonteq brach von seinem Höchststand im Sommer 2015 bei 233 Franken auf zurzeit 39 Franken ein, so dass Schochs Vermögen, er hält 6,5 Prozent der Leonteq-Aktien, wie Butter an der Sonne schmolz. Wahrlich keine guten Voraussetzungen, um als Kapitalgeber eine Bank zu lancieren.

Jasmine SchmukiInzwischen hat sich die Situation bei Flynt etwas entspannt. Das Unternehmen habe kurz vor Weihnachten die Banklizenz von der Finma erhalten, erklärte Verwaltungsratspräsidentin Jasmin Schmuki auf Anfrage von finews.ch. Die Lizenz sei notwendig, um Bankdienstleistungen wie Transaktionen oder die Verwahrung von Wertschriften anzubieten. Flynt werde – kurz gesagt – holistisches Portfoliomanagement mit Bank- und anderen Modulen anbieten, dies auf der Basis einer intelligenten und sicheren Technologieplattform. Im Februar werde Flynt umfassender informieren, so Schmuki weiter.

Ein CEO fehlt noch

Bleibt die Suche nach einem neuen CEO. Interimistisch hat Jürg Frei diesen Posten übernommen. In der Geschäftsleitung sitzen zudem Steffen Lentz und Matthias Frisch.

«Dieses Team deckt die Bereiche Legal und Compliance, Risikomanagement sowie das Kundengeschäft ab», erklärte Schmuki, die auch Geschäftsführerin von Jan Schochs Holding Valacon ist und früher bei der Credit Suisse und Raiffeisen arbeitete, wie finews.ch schon früher berichtete.

Die Gründe für den Absprung der Gründungspartner Rüegg und Baumann bleiben im Dunkeln. Sie hätten sich entschieden, neuen Herausforderungen nachzugehen, sagte Schmuki lediglich.