Singapur und insbesondere Hongkong laufen dem Finanzplatz Schweiz zusehends den Rang ab. Wie konsequent die Asiaten dabei vorgehen, zeigte sich in diesen Tagen in den beiden Bankenhochburgen Zürich und Genf. 

Der Finanzplatz Schweiz zählt zu den führenden weltweit. Dies sei nicht einfach so gegeben, warnte UBS-Chef Sergio Ermotti am vergangenen Dienstag bei seinem Vortrag an der Universität Luzern: «Wir dürfen nicht selbstgefällig werden.» Hongkong, Singapur und die USA stellen dabei die grössten Konkurrenten dar. Hongkong wird laut Prognosen im Jahr 2027 sogar der grösste Finanzplatz der Welt sein. 

Bereits heute ist Hongkong die Nummer eins gemessen an den allerreichsten Menschen auf dieser Welt Laut Behördenangaben leben 12'615 sogenannte Ultra-High-Net-Worth-Individuals (UNHWIs) in der Metropole am Perlflussdelta. Dahinter zu finden sind New York (11'845 Personen), London (6'370) und Singapur (4'160). 

Interesse von Schweizer Family Offices wächst

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Charles Ng (Bild: zvg)

Wie sehr Hongkong nichts dem Zufall überlässt, zeigte sich dieser Tage. Charles Ng, Associate Director-General, Invest Hong Kong, war in Zürich und Genf auf Promotiontour und traf sich dabei mit Vertretern von Family Offices.

Seine Botschaft: Hongkong ist der ideale Hub im Bereich Vermögensverwaltung. «Wir stellen in jüngster Zeit ein wachsendes Interesse von Schweizer Vertretern fest», betonte er beim Treffen mit finews.ch. Über 2'700 Family Offices zählt Hongkong bereits; in der Schweiz sind es rund 600. Der Appetit der Vertreter des asiatischen Finanzplatzes ist damit noch nicht gestillt.

Hongkong hat in den vergangenen Jahren nicht nur für Positiv-Schlagzeilen gesorgt. Ng weiss dies. «Deshalb bin hier. Ich will potenzielle Kunden aus erster Hand informieren», beteuerte er. 

Lukrative Investments und Steuererleichterungen im Gepäck 

Und er kam nicht mit leeren Händen. Potenziellen Kunden kann er Investmentmöglichkeiten in den Bereichen Life Science, grüner Technologie, Infrastrukturprojekten sowie Fintech anbieten. «Wir sind das Tor zum chinesischen Markt», betonte er. Nicht vergessen dürfe man den Kunstmarkt, der eine zusehends bedeutendere Rolle einnehmen würde. Family Offices profitierten zudem bei Investments über 200'000 Franken von schönen Steuererleichterungen.

«Hongkong und die Schweiz haben vieles gemein» 

Ng will Hongkong und die Schweiz nicht gegeneinander ausspielen. «Die Schweiz ist das Land des Luxus’, das ist auch für Vermögende aus Hongkong lukrativ», sagte er. Er verstehe sich vielmehr als Brückenbauer. Denn Hongkong und die Schweiz hätten vieles gemein. «Hongkong ist wie die Schweiz ein Hotspot für Family Offices und steht für technische Innovation», betonte er. 

Die beiden Finanzplätze würden sich gut ergänzen. «Deshalb treffe ich hier in der Schweiz Vertreter von Family Offices», sagte Ng, «es geht schliesslich darum, das Vermögen ideal zu diversifizieren.» 

Keine einfache Situation für Schweizer Institute 

Für Schweizer Finanzinstitute ist dies ein zweischneidiges Schwert. Zwar zieht es viele Privatbanken und Vermögensverwalter nach Asien, jüngst auch die Zuger Private Equity-Spezialistin Partners Group, die in Hongkong ein Büro eröffnet, wie auch finews.ch berichtete. Doch es kann nicht sein, dass dadurch zu viele Vermögensgelder aus der Schweiz abfliessen. Die Schweiz gefordert, oder um es mit den Worten von UBS-Chef Ermotti auszudrücken: «Wir dürfen nicht selbstgefällig werden.»