Daniel Aegerter ist einer der profiliertesten Investoren der Schweiz. Eines seiner frühesten Fintech-Investments hat sich nun ausbezahlt. Der 52-Jährige hat noch mehr Fintech-Pfeile im Köcher, kennt allerdings auch die Tiefen des Geschäfts.
Man nennt es «Liquidity Event»: Beim Verkauf von Aktien oder eines Unternehmens wandeln sich Investments in Cash. Einen solchen Event hat kürzlich Daniel Aegerter mit seinem Family Office Armada Investment erlebt. Die US-Grossbank J.P. Morgan hatte den Kauf des britischen Robo-Advisor-Pioniers Nutmeg im vergangenen Juni angekündigt. Der kolportierte Verkaufspreis belief sich auf über 800 Millionen Franken.
Unter den Verkäufern war Aegerter mit Armada. Der Schweizer gehörte zu den ersten Investoren von Nutmeg überhaupt. Das britische Wealth-Management-Startup war eine Idee des damals 34-jährigen Nick Hungerford gewesen. Mit einem MBA der Universität Stanford ausgerüstet, hatte sich der Brite im Jahr 2010 ins Silicon Valley aufgemacht, um Investoren für sein Startup zu finden. Bei den ersten 45 Venture-Fonds blitzte Hungerford ab.
Der 46. angefragte Investor war Tim Draper. Er fand die Fintech-Idee gut, kurze Zeit später war auch Aegerter an Bord. In der ersten Finanzierungsrunde bekam Nutmeg 5 Millionen Dollar.
Wachstum mit kleinen Schritten
Der digitale Wealth Manager war in Grossbritannien nicht das, was man einen Publikumshit bezeichnen würde. Das Startup wuchs zwar, litt aber unter dem bei Robo-Advisors klassischen Problem: Das grosse Geld blieb aus, Kunden legten in der Regel nur wenige Tausend Pfund bei Nutmeg an.
Hungerford war aber ein brillanter Verkäufer seiner Idee, er wollte Nutmeg zum Amazon der Wealth Manager machen, die Kundenbedürfnisse und praktische Nutzbarkeit der App standen bei ihm stets an oberster Stelle. Hungerford war auch einer der ersten gewesen, der sich für eine umfassende Nutzung von Personendaten aussprach, um Kundenbedürfnisse noch besser lesen und nutzen zu können. Ein Coup gelang ihm im Jahr 2014 als er den noblen Asset Manager Schroders als Grossinvestor gewinnen konnte.
Fintech wie N26 und auch Kryptos
Nutmeg holte sich gemäss der Datenwebsite «Crunchbase» über die Jahre knapp 154 Millionen Dollar bei Investoren. Gemäss der Auflistung war Aegerter bei den meisten Finanzierungsrunden mit dabei. Er dürfte beim Exit mehr verdient haben als Hungerford und sein Nutmeg-Mitgründer William Todd verdient haben. Die beiden Gründer hatten Nutmeg schon Jahre vor dem Verkauf an J.P. Morgan verlassen und gemäss der Datenseite «Pitchbook» ihre Anteile Anfang 2020 verkauft. Damals war Nutmeg mit rund 350 Millionen Franken bewertet.
Der in Bern aufgewachsene Aegerter ist ein erklärter Technologie-Fan mit einem deutlichen Exposure zu Fintech und zuletzt auch Kryptos. War Nutmeg unterm Strich ein erfolgreiches Investment gewesen, so hat der frühere Computerhändler auch bei N26 ein gutes Händchen bewiesen. Im Jahr 2015 war er bei einer der ersten Finanzierungsrunden der deutschen Banken-App N26 dabei.
Zusammen mit Peter Thiel
Unter den Investoren, die damals gut 10 Millionen Dollar in N26 einschossen, war auch die Silicon-Valley-Legende Peter Thiel. Inzwischen ist N26 mit 3,5 Milliarden Dollar bewertet und seit diesem Sommer erneut auf Geldsuche. Ein Bewertung von 8 bis 11 Milliarden Dollar werde nun angestrebt, heisst es. Aegerter ist immer noch investiert, N26 sei eines der «Unicorns» – Unternehmen mit einer Bewertung von über 1 Milliarde Dollar –im Armada-Portfolio.
Dass er bei Finanzierungen dabei ist, die sonst von Silicon-Valley-Investoren wie Thiel oder Draper angeführt werden, zeigt, wie gut Aegerter inzwischen in der internationalen Venture-Capital-Szene vernetzt ist. Daniel Gutenberg, ebenfalls einer der profiliertesten Venture-Investoren der Schweiz sagte mal in einem Interview mit finews.ch, bei den «heissesten» Startups müsse auch er meistens betteln, investieren zu dürfen.
Mit Redalpine im Boot
Wie viele frühe Fintech-Investoren auch hat sich Aegerter in den vergangenen Jahren vermehrt dem Thema Kryptowährungen und Bitcoin zugewandt. An der Cypto Finance Conference St. Moritz (CFC), einem der wichtigsten Treffen für Blockchain- und Krypto-Investoren, ist er regelmässiger Gast. Aegerter soll zu den frühen Geldgebern von Lykke gehören, einer Schweizer Krypto-Handels-Plattform.
Eines seiner neusten Investments ist Donut, eine deutsch-amerikanische App für Krypto-Anlagen. Dort gehört auch Redalpine zu den Investoren, der Zürcher Risikokapitalgeber. Mit Redalpine ist Aegerter öfters zusammen im Boot, neben Donut und N26 auch bei Bexio, dem Schweizer Buchhaltungs-Software-Unternehmen. Auch Bexio war für Aegerter ein erfolgreicher Exit gewesen, als der Versicherer Mobiliar das Startup im Jahr 2018 aufgekauft hatte.
Von 5 Milliarden auf 500 Millionen
Aegerter weiss den seit einigen Jahren anhaltenden Boom in der Privatmarkt-Kapitalszene gut zu nutzen. Als Investor kennt er aber auch die Schattenseiten des Geschäfts. Nachdem er im Jahr 1999 seine internetbasierte Computerhandelsfirma Tradex Technologies an den Software-Riesen SAP für Aktien im Wert von 1,9 Milliarden Dollar verkauft hatte, stieg das Milliardenvermögen im Zuge des Dotcom-Booms zunächst rasant an. A ls die Blase platzte, ging auch Aegerters Vermögen über 5 Milliarden Franken die Luft aus. Ihm blieben noch rund 500 Millionen Franken, von denen er 120 Millionen für den Aufbau seines Family Offices Armada Investment steckte. Das Portfolio ist inzwischen ein Mehrfaches wert – und Aegerter dürfte wieder in den Milliardärs-Club aufgestiegen sein.