Die neuen Geschäftsleiter der Schweizer Bankensoftware-Schmiede Avaloq haben fast die gesamte Führungscrew ausgetauscht, wie finews.ch erfahren hat.
Martin Greweldinger und Thomas Beck übernahmen vor gut zwei Monaten die Co-Leitung der Zürcher IT-Firma Avaloq – und starten, bis auf Finanzchef Dean Gluyas, mit einem komplett neuen Team durch.
Chief Operating Officer (COO) und Board Sponsor Asia Pascal Föhn, Global Head of Markets Paco Hauser sowie Service-Delivery-Chef Michael Pahlke sind nicht länger Mitglieder der Geschäftsleitung. Der frühere CEO Jürg Hunziker schied schon früher aus und amtet «nur» noch als Senior Adviser to Clients, wie finews.ch bereits im März exklusiv berichtete.
Ein Sprecher von Avaloq bestätigte auf Anfrage, dass Föhn und Pahlke das Unternehmen verlassen hätten und erklärte weiter, dass Hauser Berater bleibe.
Neue Manager
Ebenfalls unter Beck und Greweldinger – die Technologie- respektive Produktechefs – ersetzte Thomas Widmer (Bild unten) im vergangenen Monat Foehn als COO, der sich entschieden hat nach mehr als sechs Jahren in der Konzernleitung die Firma zu verlassen, um sich anderweitigen Herausforderungen zu widmen.
Widmer war zuvor Partner bei der Beratungsfirma BCG, wo Co-CEO Greweldinger bis 2018 Principal war.
Hauser und Pahlke wurden nicht direkt ersetzt. Stattdessen entschieden sich die neuen Co-CEOs, Martin Buechi ins Topmanagement zu befördern, zusammen mit einem Chef für Vertrieb und Kundenzufriedenheit (Barry Frame) und einem neuen Leiter für Geschäftsprozesse (Uwe Krakau).
Wieder eine Frau an Bord
Für Grosskunden wie die Apobank, die im vergangenen Jahr auf die Avaloq-Plattform migrierte, ernannte die Firma einen Chief Project Delivery Officer (Tobias Marbler). Ausserdem beförderte sie ihren Chefjuristen Hubert Gmünder ebenfalls ins Top-Management.
Mit der Personalchefin Christina Hübschen ist bei Avaloq seit 2018 erstmals auch eine Frau in der Führungsetage zugegen. Diese war nach dem Abgang von Europachefin Tecla Solari vor drei Jahren vorübergehend nur noch mit Männern besetzt gewesen.
Spektakulärer Verkauf
Avaloq respektive die Gründungsaktionäre um Francisco Fernandez sowie die Private-Equity-Firma Warburg Pincus verkauften das Unternehmen im vergangenen Dezember nach 36-jährigem Bestehen an den japanischen Technologiekonzern NEC für 2,3 Milliarden Dollar, wie auch finews.ch berichtete.
Fernandez sitzt immer noch im Vorstand von Avaloq, hat sich aber anderen Interessen zugewandt, wie finews.ch berichtete. Sein Strategiechef, David Crnjac, verliess ebenfalls im März das Unternehmen und gründete FiveT – ein Infrastrukturfonds mit Schwerpunkt auf sauberem Wasserstoff.
Ein letzter Avaloq-Veteran
NEC hat seither das Präsidum des Aufsichtsgremiums mit dem NEC-Manager Masakazu Yamashina bestückt. Hinzu gesellten sich noch die Verwaltungsräte Tomoki Kubo, Tomonori Hira, Daichi Iwata und Asako Aoyama.
Neben Fernandez ist Peter Schoepfer der einzige Avaloq-Veteran, der im Verwaltungsrat verbleibt. Fernandez gründete Avaloq zusammen mit Ronald Straessler nach einer Abspaltung (Management Buyout) von Martin Ebners BZ Bank.