Für manche Akteure auf dem Schweizer Finanzplatz wird 2017 in vielfältigster Hinsicht zum Jahr der Bewährung. Hier sind zehn Beispiele.
Jan Schoch: Am Rande des Abgrunds
Schafft es Leonteq-Chef Jan Schoch in diesem Jahr, das Vertrauen der Anleger und Kunden zurückzugewinnen? Falls sich in den ersten paar Monaten von 2017 nicht irgendwelche Anhaltspunkte dafür abzeichnen, dürften die Tage des kurligen Appenzellers an der Spitze «seiner» Derivate-Firma definitiv gezählt sein.
Boris Collardi: Reculer pour mieux sauter?
Schon im Laufe des vergangenen Jahres machten sich bei Julius-Bär-Chef Boris Collardi gewisse Ermüdungserscheinungen bemerkbar. Seine permanente Vorwärtsstrategie hat nicht mehr dieselbe Überzeugungskraft wie noch vor ein paar Jahren.
Die dauernden Reorganisationen haben bislang auch nicht zu einer neuen Dynamisierung der Bank geführt. In den letzten paar Monaten von 2016 war Collardi kaum mehr spürbar. Es würde nicht überraschen, wenn er 2017 eine neue Herausforderung annimmt – etwa in der Westschweiz.
Christina Kehl: Ganz am Anfang
Im vergangenen Jahr hatte sie Bundespräsident Johann Schneider-Ammann noch als Fintech-Unternehmerin des Online-Versicherungsbroker Knip begrüsst. Kurz darauf hatte sie dann aber ihren Posten überraschend aufgegeben und war Geschäftsführerin des Verbands Swiss Finance Startups geworden.
Die Schweizer Fintech-Branche hat 2016 praktisch aus dem Nichts sehr viel erreicht. Umso anspruchsvoller wird es nun sein, den Leistungsbeweis nachhaltig zu erbringen. Dabei fällt Christina Kehl (Bild) als Schirmherrin dieser jungen und wichtigen Branche eine besonders wichtige Aufgabe zu.
Herbert J. Scheidt: Viel Arbeit
Mit Akklamation hat ihn die Schweizerische Bankiervereinigung (SBVg) im September 2016 zu ihrem neuen Präsidenten gewählt: Herbert J. Scheidt. Heuer muss er liefern – und das wird nicht einfach sein. Denn der Vontobel-Präsident steht beim Dachverband der Schweizer Banken vor einem riesigen Pendenzenberg.
Er muss die SBVg modernisieren, den verkrusteten Verwaltungsrat verkleinern und neu zusammenstellen, den Fintech-Firmen eine Spezial-Mitgliedschaft anbieten und auf operativer Ebene verschiedene Posten neu besetzen.
Martin Blessing: Grosse Herausforderungen
Wird Martin Blessing die undankbare Rolle zufallen, die Schweizer Kunden der UBS auf Negativzinsen einzustimmen? Der Deutsche, der erst im vergangenen Jahr die Führung des Schweizer Geschäfts der UBS übernahm, steht 2017 zweifelsohne vor grossen Herausforderungen. Mindestens vier Themen werden ihn dabei beschäftigten.
Erstens die Negativzinsen, zweitens die Frage, wie sich die Erträge steigern lassen, solange die Klientel keinen Investitionswillen bekundet, drittens wie es mit der Digitalisierung weitergeht, und viertens mit welchen «Innovationen» die UBS Schweiz in der zweiten Jahreshälfte aufwarten will, wenn die Erzrivalin Credit Suisse (Schweiz) mit ihrem Teilbörsengang die ganze Aufmerksamkeit auf sich zieht.
Martin Scholl: Unter dem Damoklesschwert
Noch immer hängt das Damoklesschwert des US-Steuerstreits über der Zürcher Kantonalbank (ZKB). Für die meisten Schweizer Finanzinstitute, die bereits eine Einigung mit den amerikanischen Behörden erzielen konnten, ging die Affäre unerwartet glimpflich aus.
Noch offen ist die Akte der ZKB. Eine allzu hohe Busse würde CEO Martin Scholl gehörig unter Druck bringen, zumal es nie die Aufgabe eines Staatsinstituts wie die ZKB war, US-Bürgern bei der Steuerhinterziehung zu helfen.
Thomas Gottstein: Kein Sonntagsspaziergang
Für Thomas Gottstein wird 2017 sicherlich zum wichtigsten Jahr in seiner Karriere. Denn heuer will die Credit Suisse Schweiz an die Börse. In einem Umfeld, das derzeit besonders volatil um nicht zu sagen unberechenbar ist, mutet dies nicht wie ein Sonntagsspaziergang an.
Kommt hinzu, dass das Mutterhaus sich in einer epochalen Reorganisation befindet. Kurzum, es fehlen Erfahrungswerte, um abzuschätzen, ob die partielle Publikumsöffnung der Schweizer CS-Einheit ein Erfolg wird. So gesehen, kann 2017 die Krönung von Gottsteins Karriere werden – oder ein Debakel.
Thomas Hinder: Am Tropf der Mutter
Die Krise der Deutschen Bank verschonte selbst die Schweizer Einheit nicht. Unter diesen Prämissen ist auch der abrupte Abgang des langjährigen Schweiz-Chefs Marco Bizzozero Ende 2016 zu werten. An seiner Stelle hat Peter Hinder (Bild) die Zügel übernommen. Er stiess 2015 zum deutschen Finanzinstitut, nachdem er vorher als CEO im Sold der Thurgauer Kantonalbank gestanden hatte.
Hinder ist sicherlich nicht zu beneiden. Denn die Deutsche Bank in der Schweiz mag noch so einen guten Job machen, sie hängt am Tropf der Mutter in Frankfurt, und dort ist noch gar manches nicht zum Besten bestellt. Ausserdem ist mit dem vormals stark Offshore-lastigen Geschäft im Zeitalter des Automatischen Informationsaustauschs nicht mehr so viel Geld zu machen. Man darf gespannt sein, mit welcher Strategie Hinder ans Werk geht.
Thomas Jordan: Im Zeichen der Zinsen
Neuland dürfte 2017 auch die Schweizerische Nationalbank (SNB) betreten. Denn einiges deutet darauf hin, dass das Gros der Schweizer Finanzinstitute in diesem Jahr die Negativzinsen in breiterem Masse auf ihre Kunden überwälzen könnten. Das wiederum würde für eine enorme Empörung in der Bevölkerung sorgen, der sich SNB-Präsident Thomas Jordan stellen müsste.
Aber auch ein Ende des anhaltenden Immobilien-Booms in der Schweiz – ausgelöst durch steigende Zinsen – könnte für die Nationalbank ein heikles Unterfangen werden. Hat Jordan vor bald zwei Jahren das Ende der Euro-Untergrenze noch vergleichsweise souverän gemeistert, ist er nun erheblich stärkeren Exponentialkräften ausgeliefert.
Dagmar Kamber: Hinter den Kulissen
Erst seit wenigen Monaten ist Dagmar Maria Kamber Borens Chief Operating Officer (COO) der Credit Suisse Schweiz. Doch viel Zeit zum Eingewöhnen hat die langjährige Ex-UBS-Bankerin nicht, denn 2017 steht ganz im Zeichen des Teil-Börsengangs der Schweizer CS-Einheit.
Hinter den Kulissen wird Kamber massgeblich dazu beitragen, dass dieses Grossereignis auf dem Schweizer Finanzplatz ein Erfolg wird.