US-Sammelkläger nutzen inzwischen jeden Rücksetzer der Credit Suisse, um neue Vorwürfe gegen die Grossbank auf den Weg zu bringen. Das zeigt sich erneut an den Aussagen von Präsident Axel Lehmann zu den Geldabflüssen.
Zwei Anwaltskanzleien in den USA haben angekündigt, dass sie die Äusserungen von Axel Lehmann von vergangenem Dezember untersuchen wollen. Dies, nachdem öffentliche Statements des Präsidenten der Credit Suisse (CS) in den vergangenen Tagen für Aufregung gesorgt haben und die Aktie der Bank bei 2.60 Franken auf ein Allzeittief stürzen liessen.
Die Kanzlei Block & Leviton liess auf dieser Basis verlauten, Ansprüche wegen Wertpapierbetrugs gegen die CS und Lehmann zu prüfen. Sie wirbt nun um klagewillige CS-Aktionäre mit dem Versprechen, diesen die in der vergangenen Woche erlittenen Verluste auf ADR-Scheinen der Bank zurückzuholen.
Irreführende Informationen?
Rosen, eine weitere amerikanische Kanzlei, erklärte am vergangenen Freitag, sie bereite eine Sammelklage vor, um das Vermögen der Anleger zurückzuerhalten. Die Rosen-Anwälte wollen dabei auch dem Vorwurf nachgehen, ob die Schweizer Bank im Zusammenhang mit Lehmanns Äusserungen irreführende Geschäftsinformationen gemacht hat. Die Grossbank wollte sich auf Anfrage von finews.ch nicht zur Thematik äussern.
Wie auch finews.ch in Interviews berichtete, hatte der CS-Präsident Anfang vergangenen Dezember gegenüber Medien erklärt, dass die Abflüsse von Kundengeldern beim krisengeplagten Institut im Wesentlichen gestoppt seien. Bis zum Jahresende zogen die Kunden aber weitere Milliardenbeträge aus der Bank ab. Gemäss dem Geschäftsbericht betrugen die Abflüsse allein im vierten Quartal 2022 mehr als 110 Milliarden Franken.
Medienberichten zufolge beugt sich nun die Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma) über die Interviews von Lehmann.
Sisyphus-Job für Markus Diethelm
Der neueste Vorstoss zeigt, wie sich Sammelkläger derzeit in der zweitgrössten Schweizer Bank festbeissen. Sie nehmen dazu jeden grösseren Kursrücksetzer der CS-Aktie zum Anlass, so die Abgaben nach dem Doppelskandal um die Pleite der US-Finanzfirma Archegos und um die geschlossenen Greensill-Fonds. Auch die Aufregung um russische Vermögen beim Geldinstitut war einer Kanzlei einen Vorstoss wert.
Dies mach die Aufgabe des neuen Chefjuristen Markus Diethelm zur Sisyphusarbeit. Der einstige General Counsel der UBS versucht mit Hochdruck, die sich türmenden juristischen Altlasten bei der CS abzubauen. Erst vergangenen September konnte Diethelm sich mit Kläger aus den USA in Sachen Archegos einigen.