Sammelklagen gegen Banken sind derzeit absolut «en vogue», wie eine Studie zeigt. Selbst hierzulande bereitet nun ein Lausanner Startup die erste Schweizer Sammelklage gegen die Credit Suisse vor.

Laut dem Westschweizer Startup Legalpass haben mehr als 1'000 Aktionärinnen und Aktionäre die Sammelklage gegen die Credit Suisse (CS) unterstützt. Das Jungunternehmen hat deshalb die Teilnahmefrist für seine Aktion «Credit US» bis zum 10. August 2023 verlängert, wie finews.ch berichtete.

Während das Lausanner Unternehmen die erste Schweizer Sammelklage für die Aktionäre der Schweizer Grossbank lancieren will, liegen solche Klagen in den USA dieses Jahr bereits im Trend. Denn in den Vereinigten Staaten versuchen Bankaktionäre immer häufiger, mit Sammelklagen erlittene Verluste zumindest teilweise wieder wettzumachen. Eine neue Studie von Cornerstone Research und dem Stanford Law School Securities Class Action Clearinghouse unterstreicht diese Feststellung. 

Bankinvestoren besonders klagefreudig

Generell ist die Zahl der eingereichten Wertpapier-Sammelklagen in den USA im ersten Halbjahr 2023 stark gestiegen. Laut dem Bericht «Securities Class Action Filings-2023 Midyear Assessment» haben Kläger 114 Sammelklagen bei Bundes- und einzelstaatlichen Gerichten eingereicht. Dies entspricht einem Anstieg von 23 Prozent im Vergleich zum zweiten Halbjahr 2022.

Besonders klagefreudig zeigten sich Aktionäre von Finanzinstituten: Bankinvestoren reichten in den ersten sechs Monaten von 2023 mehr Sammelklagen ein als im gesamten Jahr 2022. Die Zahl der Klagen, die in diesem Jahr bisher gegen Banken eingereicht wurden, liegt ebenfalls über dem historischen Halbjahresdurchschnitt von 15.

Folge des Finanzbebens

Ein Grund dafür ist das Beben unter den US-Regionalbanken, das im Frühjahr zu zahlreichen Zusammenbrüchen führte, namentlich auch die CS in die Arme der UBS trieb. Eine Sammelklage von AT1-Anleihegläubigern will ehemalige CS-Manager vor ein New Yorker Gericht bringen. Im Visier der Kläger stehen unter anderem die ehemaligen CEOs Brady Dougan und Tidjane Thiam. Sie sollen mit ihrer Risikokultur zum Niedergang der Schweizer Bank massgeblich beigetragen haben.

Obwohl nur sechs der 18 neu gemeldeten Fälle gegen die gescheiterten Banken eingereicht wurden, könnte die sich ausbreitende Volatilität zu weiteren Klagen führen, wie eine Mitautorin der Studie gegenüber dem Online-Portal «Law360» erklärte.

Krypto-Klagen an der Spitze

Cornerstone beobachtet den Aufschwung als einen sich abzeichnenden Trend. Aber es bleibe abzuwarten, ob die neuen Klagen im Bankensektor in der zweiten Jahreshälfte im gleichen Tempo weitergehen würden, heisst es weiter. Das Resarch-Unternehmen verfolgt die Entwicklung von Sammelklagen im Wertpapierbereich seit 1997.

Weiterhin hoch ist die Zahl der Sammelklagen im Zusammenhang mit Kryptowährungen. In diesem Jahr gab es elf entsprechende Klagen. Davon betrafen mehr als die Hälfte Kryptowährungsbörsen. Wenn sich dieses Tempo im Laufe des Jahres fortsetzt, ist es laut der Studie wahrscheinlich, dass sich die Gesamtzahl der Kryptowährungsklagen dem Rekordwert von 2022 nähert.

Im Vergleich zu den Vorjahren ist dagegen die Zahl der Sammelklagen gegen Blankoscheckgesellschaften (Spacs) rückläufig.