Die Credit Suisse droht im Debakel um ihre geschlossenen Greensill-Fonds eine weitere Front: Nun prüfen US-Anwälte Schadenersatz-Forderungen gegen die Grossbank.
Auf die drastischen operativen und personellen Massnahmen um die Greensill-Fonds könnten für die Credit Suisse (CS) nun die rechtlichen Grabenkämpfe folgen. Wie die auf Sammelklagen spezialisierte New Yorker Wirtschaftskanzlei Pomerantz am Mittwoch mitteilte, prüft sie eine Schadenersatzklage gegen die Schweizer Grossbank im Namen von Investoren in die so genannten Supply Chain Finance (SCF) Fonds.
Dazu hat die Kanzlei ein Online-Formular geschaltet, mit dem sie nach klagewilligen CS-Kunden sucht. Auf Anfrage von finews.ch wollte die Grossbank das Vorgehen nicht kommentieren.
Schon 2019 von Risiken gewusst?
Die SCF-Vehikel hatte die CS zusammen mit der nun insolventen australisch-britischen Fondsfirma Greensill betrieben; zuletzt verwaltete die Bank rund 10 Milliarden Dollar an Vermögen im vier Fonds.
Die US-Anwälte stützen sich dabei unter anderem auf einen Artikel der amerikanischen Zeitung «Wall Street Journal» (Artikel bezahlpflichtig) von letzter Woche. Darin behauptete das «Journal», die CS habe seit 2019 von Risiken bezüglich der Absicherung der Greensill-Investments gewusst. Insbesondere die Zahl an Versicherungsgebern erwies sich schon damals als überschaubar.
Wie auch finews.ch berichtete, waren es dann auch die Versicherer, welche das Greensill-Gebäude zum Einsturz brachten. Vergangenen Juli hatte die Assekuranz-Firma Tokio Marine der Fondsfirma Greensill Capital den Versicherungsschutz gekündigt. Die CS konnte in der Folge in keine der von Greensill herausgegebenen Kreditpapiere investieren. Dies führte zur Schliessung der Fonds und der Greensill Bank in Deutschland sowie zur Insolvenz von Greensill Capital.
CS will Millionen eintreiben
Eine zähe juristische Auseinandersetzung über den Versicherungsschutz – und ob die Versicherer für allfällige Verluste in den Greensill-Fonds aufkommen – ist damit vorprogrammiert. Derweil versucht die CS selber, via die australischen Firma McGrathNicol einen Kredit von 140 Millionen Dollar bei Greensill Capital einzutreiben. Das Geld war für einen geplanten Börsengang der Finanzboutique später im Jahr gedacht.