Mit der geplanten Kapitalerhöhung holt sich die Credit Suisse die Saudi National Bank als einen der grössten Aktionäre an Bord. Bei der «SNB» zieht auch der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman im Hintergrund die Fäden, der nach dem Khashoggi-Mord – zumindest eine Zeit lang – international als Paria galt.
In ihrer Kapital-Not ist die Führung derr Credit Suisse (CS) indirekt auch an einen der derzeit aktivsten Staatsfonds der Welt geraten. Die Saudi National Bank (SNB) ist nur eines der Vehikel, mit dem der Öl-Staat nicht nur seine Wirtschaft diversifizieren will, sondern auch seinen internationalen Einfluss ausbauen möchte.
Den Plänen der CS zufolge soll die SNB eine Finanzspritze von 1,5 Milliarden Franken für einen Anteil von 9,9 Prozent der Aktien in die Bilanz einschiessen. Das ist der Grossteil der 1,85 Milliarden Franken die für qualifizierte Investoren vorgesehen ist. Insgesamt soll die Kapitalerhöhung einen Bruttoerlös von rund 4,0 Milliarden Franken bringen.
Absoluter Machtanspruch
Bisher sind die grössten Aktionäre der CS Harris Associates mit einem Anteil von 10,1 Prozent, die Qatar Investment Authority mit 5,03 Prozent und Blackrock mit ebenfalls rund 5 Prozent. Ob sich an den Kräfteverhältnissen mit der Kapitalaufstockung etwas ändert, hängt davon ab, ob die bisherigen Grossaktionäre mitziehen.
Damit erhalten Entitäten mit direkten Verbindungen zum repressiven, patriarchalischen und mit absolutem Machtanspruch regierendem islamischen Königshaus einen gewichtigen Einfluss bei der CS.
Immer weiter
In ihrem Statement an die Saudi Stock Exchange schreibt die SNB, dass man nach erfolgreicher Restrukturierung der Credit Suisse auch eine strategische Partnerschaft ins Auge fasse. Die Investition sei Teil der Strategie, eine unabhängige Investmentbank zu gründen.
Die SNB betonte, dass man sich auch an künftigen Kapitalmassnahmen der Credit Suisse beteiligen könnte, um den Aufbau einer unabhängigen Investmentbank zu unterstützen und die Vermögensverwaltung, das Wealth Management und das Investment Banking der SNB im Königreich auszubauen, heisst es in der Erklärung.
Rund 11 Millionen Kunden
Die mit rund 11 Millionen Kunden grösste saudische Bank ist im vergangenen Jahr aus der Fusion der National Commercial Bank und der Samba Financial Group hervorgegangen.
Grösster Aktionär der SNB ist mit 37 Prozent der saudi-arabische Staatsfonds «Public Investment Fund». Und für diesen hat das Königshaus, das effektiv von Kronprinz Mohammed bin Salman geführt wird, grosse Pläne. Der PIF gehört zu den grössten Staatsfonds der Welt mit einem geschätzten Gesamtvermögen von 320 Milliarden US-Dollar und spielt in dem von bin Salman ausgerufenen Entwicklungsplan «Vision 2030» eine zentrale Rolle. Der Kronprinz, der laut Einschätzung der CIA den Mord an dem Journalisten Jamal Khashoggi im Oktober 2018 in Auftrag gegeben hat, ist auch Vorsitzender des Fonds.
Der saudische PIF wurde bereits 1971 aus der Taufe gehoben. Aufgabe war es, das Geld des Öl-Staates anzulegen und Entwicklungsprojekte im Land zu finanzieren. In den vergangenen Jahren hat sich die Stossrichtung jedoch verschoben. Teil der Träume des Kronprinzen ist nun, den PIF zum grössten Staatsfonds der Welt aufzubauen.
Vision 2030
Auch dem saudischen Königshaus ist klar, dass sich das Zeitalter der fossilen Energieträger irgendwann dem Ende nähern wird. Um die Wirtschaft des Landes aus der Abhängigkeit von den Öl-Einnahmen zu befreien, wurden verschiedene Initiativen für eine Diversifikation gestartet.
So laufen über den PIF etwa die Investitionen in ein touristisches Mega-Projekt am roten Meer oder für die High-Tech-Megastadt Neom. Doch der Fonds finanziert nicht nur Projekte im Land selbst. Anteile an Tesla, Uber oder Softbank, Infrastrukturprojekte in den USA oder auch der nordenglische Fussballclub Newcastle United gehören zu den PIF-Investments.
Auch Julius Bär auf dem Radar?
Teil der Vision 2030 ist es auch, das Königreich zu einem wichtigen internationalen Hub der Finanzindustrie aufzubauen. Laut früheren Medienberichten verfolgt die SNB bereits seit einiger Zeit Pläne, um Beteiligungen an europäischen und amerikanischen Finanzinstituten zu erwerben. Neben der CS wurden dabei etwa auch Julius Bär, Standard Chartered oder die asiatische DBS Group als mögliche Ziele genannt.