Nun äussert sich auch das Zürcher Traditionshaus zu den Folgen des Ukraine-Kriegs fürs Geschäft. Julius Bär nimmt aber noch keinen Exit aus Moskau vor.
Mit einigem Abstand auf die Konkurrenz informierte am Montag nun auch Julius Bär über das Russland-Engagement. Wie die Privatbank in der Mitteilung festhielt, hat sie mit Blick auf dem Krieg in der Ukraine und den Sanktionen gegenüber Russland diverse Massnahmen getroffen.
Das Zürcher Traditionshaus betonte dabei, dass es sich an alle geltenden Gesetze und Vorschriften halte, einschliesslich nationaler und internationaler Sanktionen. Seit der Invasion in der Ukraine würden keine neuen Kunden mit Wohnsitz in Russland aufgenommen.
Kredite auf Luxus-Liegenschaften
Derweil verfügt die Gruppe über ein Kredit-Engagement gegenüber einer «niedrigen einstelligen Anzahl» Kunden, die von den kürzlich eingeführten Sanktionen betroffen sind. Das Engagement umfasse Hypothekar-Kredite für Wohnimmobilien an erstklassigen Standorten in Westeuropa sowie ein «marginale» Lombardkredite, die aber vollständig durch verpfändete flüssige Vermögenswerte besichert seien.
Die eigenen Marktrisiko-Positionen bezüglich Russland seien «nicht signifikant» und würden straff verwaltet, wie es weiter hiess. Julius Bär überwache ferner die Abwicklungs-Risiken im Bezug auf bestimmte offene Transaktionen mit russischen Finanzinstituten im Zusammenhang mit russischen Wertpapieren wie Marktschliessungen, die Verhängung von Devisenkontrollen, Sanktionen oder andere Massnahmen.
Positionen auf null abgeschrieben
Was die weitere Kundschaft betrifft, hat das Institut den Belehnungswert von russischen Vermögenswerten, einschliesslich solcher, die an Märkten ausserhalb Russlands gehandelt werden, im Februar auf null reduziert. Julius Bär habe eng mit der betroffenen Kundschaft zusammengearbeitet, um die Kreditpositionen entsprechend anzupassen, ohne dass dies bislang zu Kreditverlusten geführt habe, wie es weiter hiess.
Angesichts der Tatsache, dass russische Wertschriften kaum mehr handelbar sind, haben zuvor auch Schweizer Konkurrenten in dieser Weise reagiert.
In Moskau gebunden
Handeln wollen die «Bären» auch vor Ort in Russland, wo die Tätigkeit der Beratungs-Tochtergesellschaft Julius Bär CIS reduziert wird. Dies im Einklang mit vertraglichen Vereinbarungen, so die Mitteilung. Für die Sicherheit der «wenigen» Mitarbeitenden dort sei gesorgt. Den Netto-Vermögenswert der Russland-Tochter bezifferte die Privatbank auf 0,4 Millionen Franken.
Anders als etwa die US-Grossbanken Goldman Sachs und J.P. Morgan, die sich bereits aus Russland verabschiedet haben, gestaltet sich ein Exit für Schweizer Vermögensverwaltungs-Banken schwieriger, da das Geschäft dort durch langfristige Veträge gebunden ist.
«Entsetzlicher Angriff»
Die Lage kommentierte Bankchef Philip Rickenbacher wie folgt: «Ich glaube, ich spreche für alle meine Kolleginnen und Kollegen bei Julius Bär, wenn ich meine Trauer und meine Sorge um die Betroffenen dieses entsetzlichen Angriffs zum Ausdruck bringe. Dies zeigt sich in den grosszügigen Beiträgen unserer Mitarbeitenden bei einer kürzlich durchgeführten Spendensammlung, um Hilfsaktionen für die besonders gefährdete Zivilbevölkerung in diesem Krieg zu unterstützen. Neben dem finanziellen Beitrag zur humanitären Hilfe konzentriert sich Julius Bär voll und ganz darauf, alle Risiken für die Gruppe und ihre Kunden mit höchster Disziplin zu steuern.»
Die Privatbank versprach unter anderem Spenden von 2 Millionen Franken zur Unterstützung der Aktvititäten des Schweizerischen Roten Kreuzes in Moldawien und Polen sowie der Schweizerischen Flüchtlingshilfe.