Die UBS und die Credit Suisse lavieren noch, während die ausländische Konkurrenz ihre Zelte in Russland abbricht. Vor Ort im Banking führt dies offenbar zu dramatischen Szenen.
Im Russland-Geschäft baue man die Risiken ab – diese seien aber schon jetzt ziemlich limitiert. So lautete das Statement von UBS-Chef Ralph Hamers jüngst an einer von der US-Bank Morgan Stanley ausgerichteten Konferenz in London.
Am gleichen Anlass äusserte sich auch sein Pendant bei der Credit Suisse (CS), Thomas Gottstein, ähnlich vage: «Wir werden in den nächsten Monaten sehen müssen, was das alles für unsere Tätigkeit in Russland bedeutet. Ich habe diesbezüglich noch keine Entscheidungen getroffen.»
Goldman Sachs evakuierte nach Dubai
Wie auch finews.ch berichtete, sind die beiden Grossbanken mit ihren örtlichen Niederlassungen in Moskau immer noch vor Ort. Die UBS beschäftigt dort gegen 50 Personen, die CS rund 120. Viel zu tun gibt es für diese Mannschaften nicht mehr, da Sanktionen und Gegensanktionen das Geschäft in der russischen Hauptstadt zu einer täglichen Gratwanderung machen.
Im Umfeld der CS ist zu hören, man tue alles, um die Sicherheit des Personals zu gewährleisten. Doch ein genereller Rückzug kommt für die Zürcher Zentrale (noch) nicht infrage.
Reihenweise den Stecker gezogen
Dies, während die ausländische Konkurrenz in Russland reihenweise den Stecker zieht: Goldman Sachs, J.P. Morgan und Citigroup aus den USA, die Deutsche Bank und nun auch die italienischen Unicredit kehren dem Markt den Rücken; letzteres Institut wird vom ehemaligen UBS-Manager Andrea Orcel angeführt.
Ebenfalls aus Russland verabschiedet haben sich die grossen Schweizer Assekuranz-Konzerne Swiss Re und Zurich. Dies, nachdem der Exodus anderer Branchen schon längst eingesetzt hat. Die Investmentbank Goldman Sachs hatte ihr 80-köpfiges Russland-Team noch vor dem offiziellen Abschied nach Dubai in Nahost ausgeflogen.
Furcht vor dem Wehrdienst
Wie das britische Finanz-Portal «Financial News» (Artikel bezahlpflichtig) berichtete, wollen die für ausländische Institute tätigen Banker nur noch weg. «Die Job-Aussichten hier sind miserabel», sagt einer. Er bemüht sich gerade um ein Visum für Grossbritannien, dem Hub des Investmentbanking in Europa. «Ich tue alles, um hier rauszukommen», so die Quelle.
Andere vom Portal befragte Finanzprofis sprechen davon, dass das Tagesgeschäft fast komplett darnieder liege. «Die einen gehen, die anderen ruhen sich aus», sagte ein Informant. «Und wieder andere sind in Panik.» Gerade bei russischen Jungbankern geht die Angst um, zum Wehrdienst eingezogen zu werden. Bereits wird auch ein «Brain-drain» im Finanzsektor befürchtet.
Schwierige Entflechtung
Die Schwierigkeiten von Bankerinnen und Bankern, das Land zu verlassen, widerspiegeln die Probleme ausländischer Institute, dasselbe zu tun. Eine öffentlichwirksame Ansage ist schnell gemacht. Doch ein Rückzug ist aufgrund der zahlreichen und längerfristigen Verpflichtungen der Geldhäuser leichter gesagt als getan.
So beschäftigt Citigroup rund 3’000 Angestelle in Russland und zählt eine halbe Millionen Kunden; die Deutsche Bank wiederum unterhält ein wichtiges IT-Zentrum in St. Petersburg. Daneben nehmen sich die Mannschaften der Schweizer Grossbanken in Moskau winzig aus. Dennoch fällt ein möglicher Abschied der UBS und der CS besonders schwer.