Die Credit Suisse erfindet sich neu – auf einem Modell, das an die Struktur von 1997 erinnert. Die neue Organisation sieht vier Sparten vor. Personell scheinen noch Unklarheiten zu bestehen.
Ab Januar 2022 wird die Credit-Suisse-Gruppe (CS) neu in vier Divisionen – Wealth Management, Investment Bank, Swiss Bank und Asset Management – und vier geografische Regionen – Switzerland, Europe, Middle East and Africa (EMEA), Asia-Pacific (APAC) und Americas – gegliedert sein, wie die Grossbank am Donnerstag mitteilte. Die neue Führungsstruktur wird zu einem späteren Zeitpunkt im Vorfeld der Umsetzung bekannt gegeben.
Die Strategie beruht auf einer langfristigen Vision und unterstreicht das integrierte Geschäftsmodell, mit einem klar definierten Dreijahresplan, wobei in den nachhaltigen Ausbau der Geschäftstätigkeiten der Credit Suisse investiert wird und das Risikomanagement sowie eine Unternehmenskultur mit den zentralen Aspekten Rechenschaftspflicht und Verantwortung im Fokus stehen, wie weiter zu erfahren war.
Mindestens 400 Millionen Franken an Kosten
Im Zusammenhang mit der Reorganisation rechnet die CS zwischen dem vierten Quartal 2021 und 2022 mit einem um rund 400 Millionen Franken höheren Geschäftsaufwand für Restrukturierungskosten im Zusammenhang mit Geschäftsaufgaben, einer Normalisierung der Vergütungen und Abhilfemassnahmen bezüglich Archegos.
Im Zuge der Umsetzung der Reorganisation werden Restrukturierungskosten im Zusammenhang mit Wertberichtigungen auf Vermögenswerten und Haftungsbewertungen entstehen für Geschäftstätigkeiten, welche die CS aufgeben wird.
Investitionen in Milliardenhöhe
«Wir wollen in das Umsatzwachstum investieren und verlagern dazu zusätzliches Kapital in Höhe von rund 3 Milliarden Franken zur Wealth-Management-Division. Dazu beitragen sollen auch zusätzliche Technologie- und sonstige Investitionen im Umfang von rund 1 bis 1,5 Milliarden Franken pro Jahr bis 2024», sagte CS-Präsident António Horta Osório.
Dies werde durch erwartete Kosteneinsparungen bei der allgemeinen Geschäftstätigkeit finanziert. Dies sollte es uns ermöglichen, nachhaltiges Wachstum bei deutlich geringeren Risiken zu erzielen sowie bleibende Werte für alle unsere wichtigen Anspruchsgruppen – Kundinnen und Kunden, Investorinnen und Investoren, Kolleginnen und Kollegen sowie die Gesellschaft – zu schaffen», sagte Horta Osório weiter.
Offenbar schwierige Chefsuche
Die neue Organisation erinnert an die Struktur von 1997. Damals bestand die Credit Suisse Group aus den Divisionen Credit Suisse (Schweiz), CS Private Banking, CS First Boston (Investmentbanking) sowie CS Asset Management. In den Folgejahren veränderte die Bank ihre Struktur mehrere Male.
Entgegen den Erwartungen aus der Finanzbranche gab die CS am Donnerstag keine Namen jener Personen bekannt, die in der neuen Organisation, die einzelnen Sparten leiten sollen. Dies soll offenbar bis Ende 2021 folgen. Als Leiter der vereinheitlichten Wealth-Management-Division wurde zuletzt der frühere CS-Asien-Chef Francesco De Ferrari gehandelt. Offensichtlich konnte sich die CS-Führung bis heute nicht mit ihm einigen.
Bruch mit der Ära von Tidjane Thiam
In der neuen Organisation ist die Region Asien-Pazifik nicht länger eine eigenständige Division, sondern den vier verschiedenen Geschäftsbereichen untergeordnet. Damit wird ein wichtiger Bestandteil der Struktur, die der frühere CS-Chef Tidjane Thiam eingeführt hatte, gestrichen.
Weiter teilte die Grossbank am Donnerstag mit, dass sie die Bereiche IT und Operations neu unter die Verantwortung neuer Chief Technology and Operations Officer stelle. Zudem werden zentralisierte Teams aufgebaut, die dem Chief Financial Officer unterstellt sind. Diese sollen für das Beschaffungswesen und die Unternehmensarchitektur verantwortlich sein, um die Kosten unter Kontrolle zu behalten, wie weiter zu erfahren war.
Die Gruppe hat für den Zeitraum von 2022 bis 2024 neue Finanzziele für jede Division festgelegt.
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