Die Schweizer Banken geben sich gerne progressiv, wenn es um Gleichstellung und Chancengleichheit geht. Eine Auswertung von finews.ch entlarvt die mehrheitlich grossen, aber leeren Worte.
Eigentlich hätte 2019 das Jahr der Frau werden sollen. Laut den Organisatoren des Frauenstreiks gingen am 14. Juni letzten Jahres hierzulande über 500'000 Personen auf die Strassen, um für Gleichstellung zu demonstrieren.
Auch wenn der Streik politisch grosse Wellen geschlagen haben mag, wurden diese gebrochen, bevor sie die obersten Etagen der Schweizer Banken erfassen konnten. Das zeigt eine Auswertung von finews.ch, in deren Rahmen die Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte bereits zum zweiten Mal unter die Lupe genommen wurden. Dabei zeigte sich ein enttäuschendes Bild, da sich die Zahl der weiblichen Geschäftsleitungsmitglieder seit der letzten Auszählung von Ende 2018 um gerade mal eine Person erhöht hat.
Dies, obwohl die Banken ja heutzutage Frauenförderung und Diversität immer noch für grosse Themen in der Branche erklärt haben.
1. Wer mehr Frauen in die Geschäftsleitung geholt hat
Die einzige Schweizer Bank, die seit der letzten Auswertung mehr Frauen in die Geschäftsleitung geholt hat, ist die inländische Division der Schweizer Grossbank UBS, die UBS Schweiz.
Wie finews.ch berichtet hat, hat die Grossbank Ende September des letzten Jahres gleich zwei Frauen auf einmal in die Geschäftsleitung ihrer Schweizer Niederlassung berufen.
Es sind dies zum einen die ehemalige BKB-Kaderfrau Simone Westerfeld, die infolge Pensionierung von Roger von Mentlen per Anfang dieses Jahres das Privatkundengeschäft übernommen hat. Ausserdem stiess Anfang November Martha Böckenfeld zur Geschäftsleitung von UBS Schweiz dazu und übernahm den damals neu geschaffenen Geschäftsbereich Digital Platforms & Marketplaces.
2. Wer Frauen verloren hat
Statt vorwärts rückwärts gemacht hat die Genossenschaftsbank Raiffeisen Schweiz. 2007 hat die Bank zum ersten Mal eine Frau in die Geschäftsleitung berufen, und die nahm Mitte Januar 2019 einigermassen unrühmlich und per sofort den Hut.
Gabriele Burn, Leiterin des Departements Niederlassungen, verliess das Unternehmen als Konsequenz des kurz vorher erschienenen Gehrig-Berichts, der gravierende Missstände im Gremium beim Umgang mit der Affäre rund um den ehemaligen CEO der Bank, Pierin Vincenz aufgedeckt hat.
Seit dem Austritt von Gabriele Burn liegt die Genossenschaftsbank erneut vollkommen in Männerhand. Das wird sich erst diesen März ändern, wie finews.ch bereits berichtet hat: Dann wechselt die derzeitige Produktechefin der Credit Suisse Schweiz, Kathrin Wehrli in die Geschäftsleitung der Raiffeisen Schweiz, und übernimmt die Leitung des Bereichs Produkte und Investment Services.
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