Schweizer Chefs kassieren weiterhin ab
Seit 20 Jahren untersucht der Schillingreport, wie sich die Führungsetagen in den grössten Schweizer Unternehmen verändern. Während der Frauenanteil in Geschäftsleitungen langsam wächst, bleiben Spitzenpositionen und Millionengehälter weiterhin männlich dominiert. Ist die Schweizer Wirtschaft wirklich auf dem Weg zur Gleichberechtigung, oder bleibt die Diversität nur ein schöner Schein?
Seit zwei Jahrzehnten analysiert der Schillingreport die Führungsetagen der 100 grössten Schweizer Unternehmen. Der Frauenanteil in den Geschäftsleitungen wuchs von 4 Prozent im Jahr 2006 auf 22 Prozent im Jahr 2025, während er in Verwaltungsräten von 10 Prozent (2010) auf 33 Prozent stieg – erstmals über dem gesetzlichen Richtwert von 30 Prozent.
Besonders auffällig: 62 Prozent der Unternehmen haben mittlerweile mindestens 30 Prozent Frauen im Verwaltungsrat, während es 2010 nur 2 Prozent waren. Auch die Zahl weiblicher CEOs und CFOs wächst: Gab es 2006 jeweils nur zwei, sind es heute bereits zwölf weibliche CEOs und sechzehn CFOs.
Die Top-Gehälter bleiben männlich
Die Finanzbranche zeigt sich als Vorreiter in Sachen Diversität. SMI-Unternehmen erreichten den gesetzlich angestrebten Frauenanteil bereits 2022 und liegen mit 28 Prozent Frauen in der Geschäftsleitung über dem Marktdurchschnitt von 20 Prozent. Trotz dieser Entwicklung bleiben die Spitzenpositionen weiterhin lukrativ für Männer: Die höchsten CEO-Vergütungen werden nach wie vor in der Finanz- und Versicherungsbranche gezahlt, oft in Millionenhöhe.
Ein entscheidender Faktor für die Zukunft ist die Gender-Diversity-Pipeline, also die Förderung weiblicher Talente im Management. Während der Frauenanteil im Topmanagement in den letzten zehn Jahren von 14 auf 21 Prozent stieg, wuchs er im Middle Management von 22 auf 28 Prozent. Dies deutet darauf hin, dass langfristig mehr Frauen in Führungspositionen aufrücken könnten.
Internationale Führungsteams auf dem Vormarsch
Neben der Geschlechterausgewogenheit steigt auch die Internationalisierung der Geschäftsleitungen. Der Anteil nicht-schweizerischer Geschäftsleitungsmitglieder wuchs von 36 Prozent (2006) auf 49 Prozent (2025), wobei 63 Prozent der neu ernannten Führungskräfte aus dem Ausland stammen. Die stabile Wirtschaftslage der Schweiz macht das Land zunehmend attraktiv für internationale Führungstalente.
(Graphik: zVg)
Die Zahlen zeigen: Die Schweizer Wirtschaft entwickelt sich langsam, aber spürbar in Richtung mehr Diversität. Besonders die Finanzbranche geht mit gutem Beispiel voran, doch im internationalen Vergleich liegt die Schweiz hinter Ländern wie Frankreich oder Norwegen zurück. Eine nachhaltige Veränderung wird erst dann erreicht sein, wenn Unternehmen konsequent auf eine ausgewogene Geschlechterverteilung setzen.