Die Schweizer Grossbank UBS will ein grösseres Stück vom Kuchen der Eigenheim-Hypotheken. Dafür kündigt das Institut eine neue Plattform an, die es mit der Konkurrenz aufnehmen soll.
In der Schweiz wird ein Grossteil der Hypotheken für Eigenheime nach wie vor von den Kantonalbanken vergeben. Doch deren Imperium beginnt zu bröckeln, seit Online-Plattformen wie Moneypark von Helvetia oder Valuu von der Postfinance ebenfalls begonnen haben, Hypotheken anzubieten. Und diese Plattformen wachsen ordentlich.
Wie einer Medienmitteilung der Schweizer Grossbank UBS von Donnerstag zu entnehmen war, will diese dem Treiben nicht länger zuschauen. Nachdem sie 2016 bereits mit ihrer Plattform «Atrium» zur Jagd auf Finanzierungen für Renditeliegenschaften geblasen hat, kündigt sie nun den nächsten Streich an.
Mittelfristig 5 bis 10 Milliarden Franken
In der ersten Jahreshälfte 2020 will die UBS eine neue Plattform zu Markte tragen, auf der potentiellen Käufern von Privatliegenschaften Anbieter von Hypotheken vermittelt werden sollen. Die Absicht hinter dem bis jetzt noch namenlosen Portal ist klar: «Mit dieser Plattform strebt die Bank auch im Bereich des selbstgenutzten Wohneigentums die Führerschaft in diesem rasch wachsenden Marktsegment an», erklärt die Bank in ihrer Mitteilung.
Und der Markt wächst wirklich rasch, so die Bank weiter: «In Deutschland werden jährlich rund 40 Prozent aller Hypothekargeschäfte über Vermittlungsplattformen abgewickelt, in Grossbritannien gar rund 70 Prozent. In der Schweiz stehen wir erst am Anfang dieser Entwicklung.» Mittelfristig will die Bank ein Vermittlungsvolumen von 5 bis 10 Milliarden Franken in Hypotheken erreichen. Zum Vergleich: «Atrium» hat in den rund zwei Jahren Laufzeit etwa 1 Milliarde vergeben.
UBS bietet mit
Gemäss UBS soll die Funktion der neuen Plattform eng an «Atrium» angelehnt sein. Die Finanzierungsanfragen würden von der Bank gemäss den bestehenden Prozessen geprüft, dann kämen die Gesuche auf die Plattform, wo interessierte Kreditgeber ihr Angebot platzieren können. Suche der Gesuchsteller nach einer Laufzeit, die die UBS selber auch anbietet, schicke sie das erste Gebot gleich selber, ohne Einsicht in die Gebote der anderen Investoren.
Als Mindestbetrag nennt die Bank etwas um 250'000 Franken, von 15-jährigen Festhypotheken bis Liborhypotheken. Ausserdem ermögliche es die Plattform der UBS, die Finanzierung tranchenweise mit verschiedenen Kreditgebern abzuschliessen. Doch auch dann werde die UBS praktischerweise immer die einzige Vertragspartei des Kreditnehmers sein und somit mitverdienen, egal ob ihr Angebot konkurrenzfähig ist oder nicht.
Kooperationen möglich
Die Plattform soll grundsätzlich auch Nicht-Kunden offenstehen. Für den tatsächlichen Abschluss einer Hypothek sei aber trotzdem ein UBS-Konto notwendig, erklärte die Bank auf Nachfrage von finews.ch. Denn die Auszahlung des Finanzierungsbetrages sei nur auf ein Konto der UBS möglich, damit diese den Überblick über die Geldflüsse bei sich hat und sowohl Kreditgeber als auch Kreditnehmer optimal betreuen kann.
Offen steht die Bank auch gegenüber Kooperationen. So sei für die Zukunft auch eine Zusammenarbeit mit anderen Dienstleistern möglich, die analog zu anderen Plattformen den Kreditnehmern zum Beispiel beim Abschluss der Hypothek gleich noch eine Hausratsversicherung anbieten. Mit «Atrium» hat die UBS bereits positive Erfahrungen gemacht, dort in der Kooperation mit Rating-Agenturen, die den potentiellen Investoren das Leben einfacher machen können.