Der gewichtigste Schweizer Broker von Kryptowährungen Bitcoin Suisse entscheidet sich für eine Banklizenz – und für die Schweiz.

Bitcoin Suisse hat eine Schweizer Banklizenz sowie eine Effektenhändler-Lizenz bei der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma) beantragt. Dies teilte die Zuger Brokerin von digitalen Anlagen, das älteste und grösste solche Unternehmen in der Schweiz, am Dienstag mit.

Der Schritt Richtung stärkere Regulierung kommt nicht ganz überraschend; der flamboyante Firmengründer und Präsident Niklas Nikolajsen hatte bereits vergangenen Herbst gegenüber finews.ch festgestellt, dass man sich bei Bitcoin Suisse verstärkt mit dem Thema Lizenzen auseinandersetze. Dies unter anderem vor dem Hintergrund, dass zahlreiche Coins und Token hierzulande nur noch mit einer Effektenhändlerlizenz gehandelt werden dürfen.

Zuerst in der Schweiz

Wie die 2013 im Zuger «Crypto Valley» gegründete Firma nun verlauten liess, will sie mit den Lizenzen das Angebot an Dienstleistungen und Produkten weiter ausbauen und seine Position als Anbieter für Krypto-Finanzdienstleistungen stärken. Ebenfalls reagiere Bitcoin Suisse auf ein sich veränderndes regulatorisches Umfeld, in dem Krypto-Anlagen zunehmend dem Finanzmarktrecht unterliegen.

Mit dem Lizenzantrag entscheidet sich Bitcoin Suisse auch für den Schweizer Finanzplatz. 2018 hatten Wortmeldungen Staub aufgewirbelt, wonach die Kryptofirma einen Umzug nach Liechtenstein in Betracht ziehe; das Fürstentum konkurriert mit der Schweiz um die Gunst der aufstrebenden Branche und hat dazu sogar eigens einen Gesetzgebungsprozess angestossen. Das wird gehört: Vergangenen Februar hat sich im «Ländle» etwa die selbsternannte Fintech-Bank Initium um eine Lizenz bemüht.

Bitcoin Suisse betreibt im Liechtensteinischen bereits eine Niederlassung und ist damit in Zug, Vaduz und Kopenhagen vertreten.

Eile mit Weile um erste Kryptobank

Derweil kann die Schweiz ebenfalls mit diversen Kryptobank-Kandidaten aufwarten. Im auch medial stark beachteten Rennen um die «erste» Banklizenz für ein Unternehmen aus diesem Bereich finden sich die Zürcher Sygnum, die Zuger Seba Crypto, die Genfer Mt Pelerin – und nun das Schwergewicht Bitcoin Suisse. Wie finews.ch recherchierte, kommt die Bewilligung seitens der Finma weniger schnell voran, als dies einzelne Kandidaten erwartet haben.

Mit Bitcoin Suisse steigt hier ein Akteur ins Rennen, dessen Geschäftsmodell sich schon bewähren konnte. So weist das Unternehmen mit seinen 90 Angestellten eine Rentabilität aus, um die es viele Schweizer Banken beneiden dürften: 2018 erwirtschaftete die Kryptofirma nach eigenen Angaben einen Reingewinn von 25 Millionen Franken; dies bei einem Kostem-Ertrags-Verhältnis (CIR) von 33 Prozent.

Das Eigenkapital wurde mit 50 Millionen Franken ausgewiesen. Fürs Jahr 2019 wird ein weiteres Wachstum des Eigenkapitals erwartet, wie es nun hiess. Derweil hat Bitcoin Suisse laut der Mitteilung 45 Millionen Franken bei einer ungenannten Schweizer Bank als Sicherheit für eine Ausfallgarantie hinterlegt. Dies, um Fiat-Einlagen sowie verwahrte Krypto-Einlagen von Kunden abzusichern.

Ex-CS-Banker installiert

Auch den Kulturwandel vom «wilden» Fintech zur gesetzteren Bank sollte bei Bitcoin Suisse nicht allzu schwer fallen. Mit Arthur Vayloyan als CEO hält ein ehemaliger Private-Banking-Chef der Credit Suisse (CS) in der Schweiz die Zügel in der Hand. Seit seinem Antritt sind weitere ehemalige CS-Banker zu Bitcoin Suisse gestossen und haben dort wichtige Positionen eingenommen.

Unter Vayloyan hat sich das Fintech auf die Fahne geschrieben, die Welt der Krypto-Dienstleistungen mit der traditionellen Finanzwelt zusammenzubringen. Mit der Ankündigung vom Dienstag hat Bitcoin Suisse einen grossen Schritt in diese Richtung unternommen.