Zoll-Sturm erreicht vermeintlich sicheren Hafen US-Treasuries
Kräftige Verluste an den Aktienmärkten, Währungsturbulenzen und Rezessions-Sorgen: Das waren bisher die Folgen des Zoll-Streits, den US-Präsident Donald Trump am vergangenen Dienstag vom Zaum gebrochen hat. Jetzt haben die Turbulenzen auch den «sicheren Hafen» der US-Staatsanleihen erreicht.
Die Renditen langlaufender US-Staatsanleihen haben zeitweise die Marke von 5 Prozent überschritten. Derzeit sehe man den grössten Ausverkauf bei den eigentlich als «sicheren Hafen» betrachteten US-Treasusies seit dem Beginn der Corona-Pandemie 2020, schreibt die Nachrichtenagentur «Bloomberg».
Der Exodus aus US-Staatsanleihen habe sich beschleunigt. Die Anleger seien zunehmend besorgt, dass die nun in Kraft getretenen Zölle von US-Präsident Donald Trump die Wirtschaft in eine Rezession stürzen, die Inflation anheizen und damit die Handlungsmöglichkeiten der Federal Reserve einschränken könnten.
Fire-Sale
«Das ist ein Fire-Sale bei den Treasuries», wird Calvin Yeoh, Portfoliomanager beim Hedgefonds Blue Edge Advisors zitiert. «Seit dem Chaos der Pandemie habe ich keine derartigen Bewegungen oder eine derartige Volatilität mehr gesehen.»
Die Rendite der 30-jährigen US-Staatanleihen stieg in den vergangenen Tagen um rund 40 Basispunkte. Am Mittwoch stieg der langfristige Zinssatz um zwei Basispunkte auf 4,79 Prozent, nachdem er zuvor um bis zu 25 Basispunkte zugelegt hatte.
Auch die Renditen der Staatsanleihen anderer Länder stiegen, etwa in Grossbritannien, Australien oder Japan.
Die steigenden Renditen haben auch einen Einfluss auf die Hypothekar- und Kreditzinsen. US-Anleihen bilden in vielen Portfolios einen wichtigen Grundstock.
Normalerweise steigen die Anleihen-Kurse und lassen damit die Renditen sinken, wenn die Aktienmärkte nachgeben.
Eingreifen des FED
«Wir befinden uns in einer Negativspirale, die nicht gut enden wird, da der US-Exzeptionalismus immer weiter abgewertet wird», sagte Sophie Huynh, Senior Cross Asset Strategist bei BNP Paribas Asset Management.
Laut George Saravelos, Devisenstrategie bei der Deutschen Bank, betrete man im globalen Finanzsystem Neuland. «Wenn die jüngsten Störungen auf dem US-Schatzmarkt anhalten, sehen wir für die Fed keine andere Möglichkeit, als mit Notkäufen von US-Schatzpapieren einzugreifen, um den Anleihemarkt zu stabilisieren.» Zuletzt hatte er zudem vor einer Vertrauenskrise des Dollar gewarnt.