Die Credit Suisse hat den Prozess gegen die UBS in Paris genau beobachtet. Sie tat das aus gutem Grund. Denn auch gegen sie läuft in Frankreich eine Steueruntersuchung, wie Behörden gegenüber finews.ch bestätigten.
Das Waterloo, das die UBS und ihre Anwälte am vergangenen 20. Februar in einem Pariser Gerichtssaal erlebten, wurde auf den Besucherbänken akribisch beobachtet. Unter anderem verfolgten auch Anwälte der Credit Suisse (CS) den Prozess aus nächster Nähe – und nahmen das Urteil einer Busse von 4,5 Milliarden Euro gegen die Schweizer Rivalin zur Kenntnis.
Was die Juristen anschliessend ihrem obersten Chef, General Counsel Romeo Cerutti, in Zürich berichteten, entzieht sich der Kenntnis. Doch wird sich die CS ihre Verhandlungsstrategie mit den französischen Untersuchungsbehörden in ihrem Steuerstreit sehr gut überlegen müssen – sofern dereinst überhaupt verhandelt wird.
CS-Fall ist jenem der UBS ähnlich
Bisher war nicht offiziell bekannt, dass das Parquet National Financier (PNF) auch gegen die CS wegen unversteuerten französischen Kundengeldern auf Schweizer Konten vorgehen will. Eine Sprecherin bestätigte nun gegenüber finews.ch: «Im PNF läuft seit einiger Zeit eine Untersuchung».
Der CS-Fall sei ähnlich gelagert wie jener der UBS. Angaben zum Stand der Untersuchungen, und wann ein Abschluss erwartet werden könne, machte die Sprecherin nicht.
Es ist das erste Mal, dass das PNF, die Untersuchungsbehörde gibt es erst seit Februar 2014 und ist auf Wirtschafts- und Finanzkriminalität spezialisiert, sich zu einer Untersuchung gegen die CS wegen Beihilfe zu Steuerhinterziehung und möglicher Geldwäscherei äussert und diese sogar bestätigt.
Razzien gegen die CS
Vermuten konnte man es, nachdem das PNF Ende März 2017 mitgeteilt hatte, mehrere tausend Bankkonten in der Schweiz mit nicht deklarierten Geldern entdeckt zu haben.
Am gleichen Tag hatte die CS bekannt gegeben, dass die Strafverfolgungsbehörden an den drei Standorten Paris, London und Amsterdam Hausdurchsuchungen durchgeführt hatten. Sie kooperiere mit den Behörden, hatte die CS sogleich mitgeteilt. Die Razzien sind auch in den Geschäftsberichten der CS von 2017 und 2018 als «Angelegenheit» erwähnt.
Dass das PNF untersucht, hatte die CS bislang nicht kommentiert. Nun sagte eine Sprecherin der Bank: «Der CS sind seit April 2017 diesbezüglich keine weiteren Handlungen der französischen Behörden bekannt.»
Selbstbewusst wie die Rivalin
Soweit scheint sich die Bank in Sicherheit zu wiegen. Sie verfolge eine strikte Nulltoleranzpolitik bezüglich nicht deklarierter Steuergelder, liess sie verschiedentlich verlauten.
In den Tagen nach den Hausdurchsuchungen war die CS sogar in die Offensive gegangen. In mehreren internationalen Zeitungen platzierte sie Inserate, in denen sie selbstbewusst von der erwähnten Nulltoleranz gegenüber Steuerflucht sprach. Seit dem Jahr 2011 müssten Europa-Kunden Steuernachweise erbringen.
Iqbal Khan, der das International Wealth Management (IWM) leitet, wurde an die Medienfront geschickt, wo er sich über das Timing der internationalen Aktion gegen die CS wunderte.
Ein schwaches Urteil
Die Kampagne der CS hatte Rückenwind. Denn nur wenige Wochen zuvor hatte Markus Diethelm, Chefjurist der UBS, den Poker mit dem PNF auf die Spitze getrieben und eine Vergleichszahlung abgelehnt, die gemäss Informationen von finews.ch weit über den kolportierten 1,1 Milliarden Euro lag. Frankreich brachte die UBS daraufhin vor Gericht und es kam diesen Februar zum katastrophalen Urteil einer Busse von 4,5 Milliarden Euro. Die UBS zieht das Urteil nun bekanntlich weiter.
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