Wegen Verdachts auf Steuerbetrug haben europäische Behörden Razzien in mehreren Büros der Credit Suisse durchgeführt. Die Schweizer Bundesanwaltschaft ist über das Vorgehen «befremdet».
Die niederländische Behörde zur Verfolgung von Finanzvergehen teilte am Freitag mit, in den Niederlanden, Grossbritannien, Deutschland, Frankreich und Australien hätten am Donnerstag koordinierte Hausdurchsuchungen begonnen.
Hintergrund sei ein Hinweis zu Geheimkonten bei einer Schweizer Bank, wie die Nachrichtenagentur «Reuters» mitteilte.
Bei dem Finanzinstitut handelt es sich um die Credit Suisse (CS), wie die Schweizer Grossbank am Freitag in einer Stellungnahme erklärte. Darin informiert die CS, dass an den drei Standorten London, Paris und Amsterdam die Untersuchungsbehörden Büroräumlichkeiten «besucht» hätten.
Gemälde, Gold und Cash
Eine Behördensprecherin sagte bei Hausdurchsuchungen in diversen niederländischen Städten von mutmasslichen Steuerbetrügern seien Gemälde, Goldbarren, Bargeld und andere Vermögenswerte in Millionenhöhe beschlagnahmt worden. Zudem wurden zwei Personen wegen Verdachts auf Steuerhinterziehung festgenommen, wie das holländische Newsportal «nltimes» am Freitag schreibt.
Betroffen seien mehrere Inhaber von insgesamt 3'800 Konten mit Verbindungen in die Niederlande. Insgesamt gebe es rund 55'000 verdächtige Konten bei dem Geldhaus. Darüber seien die anderen betroffenen Länder von der niederländischen Regierung informiert worden.
Schweizer Behörden befremdet
Nicht eingeweiht in das Vorgehen der Niederländer wurde hingegen die Schweiz, was die Schweizer Bundesanwaltschaft zu einer harschen Protestnote veranlasste.
«Die Bundesanwaltschaft der Schweiz ist befremdet über die Art und Weise, wie diese Operation unter bewusstem Nichteinbezug der Schweiz organisiert worden ist», heisst es. Die geltenden Gepflogenheiten und Regeln der internationalen Zusammenarbeit und des Rechtshilfeverkehrs seien hier offensichtlich nicht eingehalten worden.
Die Bundesanwaltschaft erwartet nun eine «schriftliche Erklärung der zuständigen federführenden niederländischen Behörden, und prüft das weitere Vorgehen», hiess es weiter.