Die Idee einer Superbank hat eigentlich UBS-Chef Sergio Ermotti aufs Tapet gebracht. Doch Nägel mit Köpfen macht jetzt sein Pendant Tidjane Thiam von der Erzrivalin Credit Suisse.
Tidjane Thiam ist nicht einer, der sich mit einem unverbindlichen Schwatz aufhaltet. Lieber macht der Chef der Schweizer Grossbank Credit Suisse (CS) Nägel mit Köpfen.
So auch in den laufenden Gesprächen mit einer ungenannten Bank, wie er gegenüber der britischen Zeitung «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig) berichtete.
Ziel der Verhandlungen sind offenbar gemeinsame Sparanstrengungen bei den rückwärtigen Diensten, namentlich der IT, wie der CS-CEO weiter ausführte. «Wenn wir über freien Server-Platz verfügen und ein anderes Institut ebenso, warum sollten wir diese Kapazitäten denn nicht gemeinsam nutzen», fragte Thiam laut.
Teams losgeschickt
Die CS und die geheimnisvolle Partnerbank machen sich demnach schon konkrete Gedanken darüber, wie dies künftig umgesetzt werden könnte. «Wir haben die Teams mit der Suche nach einer Idee beauftragt, die wir umsetzen, und auf der wir weiter aufbauen können», erklärte der Grossbanker.
Bei der Schweizer Erzrivalin UBS wird man Thiam wohl ganz genau zugehört haben. Der CS-CEO hat damit nämlich gerade sein UBS-Pendant Sergio Ermotti rechts überholt.
Emottis Versuchsballon
Ermotti hatte im vergangenen Juli laut über eine neue Superbank nachgedacht – ein Institut, welches Backoffice-Funktionen und Administration anderer Banken übernimmt. Denn die Banken seien gezwungen, ihre Kostenblöcke nachhaltig zu verkleinern, sagte Ermotti damals.
Dazu seien keine Grossfusionen oder Transaktionen notwendig, sondern bloss «engere Kooperationen zwischen Finanzinstituten, um Skaleneffekte zu schaffen», erklärte der UBS-CEO.
Obwohl Ermottis Votum im Wesentlichen ein Versuchsballon war, stiess er auf ein grosses Echo am Schweizer Finanzplatz.
Um ein Drittel tiefere Kosten
So sieht sich etwa die Schweizer Börsenbetreiberin SIX als ideale Plattform für ein solches Unterfangen. «Wir können das, erklärte SIX-Chef Urs Rüegsegger gegenüber finews.ch.
Branchenexperten wie jene der «Big Four»-Beraterfirma Deloitte rechnen damit, dass die Banken mit einer solchen industrialisierten Plattform ihre Kosten um bis zu 30 Prozent senken könnten.
«Das ist erst der Anfang»
Umso spannender ist die Frage, ob die CS bei ihrem Kostensparprojekt mit einem Schweizer Institut zusammenspannt. Bei der Bezahl-App Twint und im Blockchain-Konsortium R3 (wo ebenfalls an einer Backoffice-Plattform gearbeitet wird) hat sich erwiesen, dass sogar eine Kooperation mit der Erzrivalin UBS möglich ist.
Thiam zeigt sich gegenüber «Financial Times» jedenfalls wild entschlossen, über Hürden hinwegzusetzen. «Wir können noch viel mehr tun, um Kosten zu sparen. Das ist erst der Anfang.»