Zwei Jahre CS-Aus: Sergio Ermottis Appell an die Mitarbeitenden

Fussball ist die Leidenschaft von UBS-Chef Sergio Ermotti. In einem offenen Brief ruft er die Mitarbeitenden auf, alles zu tun, um den Finanzplatz Schweiz in der Champions League zu halten. 

UBS-Chef Sergio Ermotti reflektiert zwei Jahre nach der Rettung der Credit Suisse in einem offenen Brief an die Mitarbeitenden über die Integration und die regulatorische Debatte in der Schweiz.

Er betont, dass die Übernahme notwendig war, um den Finanzplatz zu stabilisieren. Eine Abwicklung der Credit Suisse wäre zwar möglich gewesen, hätte jedoch erhebliche Risiken für das Finanzsystem mit sich gebracht: «Wenn UBS die Credit Suisse nicht übernommen hätte, dann hätten, nach den Aktionären und Inhabern von AT1-Anleihen, auch die Inhaber nachrangiger TLAC-Instrumente im Wert von 48 Milliarden Franken weitere Verluste tragen können und müssen. Die Steuerzahler wären also geschützt gewesen», hält er fest. 

Regeln auch wirklich durchsetzen

Ermotti kritisiert die aktuelle politische Diskussion über neue Bankenregulierungen. Die Behauptung, UBS sei «too big to fail», sei nicht haltbar – die Credit Suisse sei letztlich gescheitert. Die Kapitalanforderungen in der Schweiz seien robust genug – aber nur, wenn sie effektiv durchgesetzt würden, was bei der Credit Suisse nicht der Fall gewesen sei.

«Daher ist es sinnlos, über neue Regeln zu diskutieren, ohne zu verstehen, warum die bestehenden nicht zur Anwendung kamen. Seien wir ehrlich: Wir fordern nicht jedes Mal nach dem Vergehen eines Einzelnen die Anpassung der Gesetze für alle. Wir fragen: Wie konnte das passieren? Wo war die Polizei? Das ist in diesem Fall nicht anders», gibt der UBS-Chef zu bedenken. 

UBS Teil der Lösung

UBS war Teil der Lösung, trägt aber signifikante Kosten für die Übernahme. Ermotti weist darauf hin, dass UBS keine implizite Staatsgarantie geniesst, sondern hohe Finanzierungskosten trage und warnt vor zu harten Bandagen: «Wir müssen aber auch anerkennen, dass eine übermässige Verschärfung der regulatorischen Anforderungen weitreichende Folgen haben würde, die sich längst nicht nur auf die Bilanz der davon betroffenen Bank beschränken», schreibt er. 

Im Weiteren gibt er zu bedenken, dass die Schweiz die letzte Runde der Basel-III-Vorschriften früher und umfangreicher umgesetzt hat als die EU, Grossbritannien und die USA, wo die Tendenz eher zu einer Lockerung der Vorschriften als zu einer Verschärfung geht: «Aktuell halten wir rund 10 Prozent mehr Eigenkapital als unsere internationalen Mitbewerber für die gleichen Risiken, was für uns und die Schweizer Wirtschaft bereits einen Nachteil darstellt», so Ermotti.

Unentschieden genügt nicht

Ermotti plädiert für gezielte, verhältnismässige und international abgestimmte Reformen. Notwendig seien klare Verantwortlichkeiten im Management, transparente Stresstests sowie eine gestärkte Finanzmarktaufsicht Finma.

Auch eine verstärkte Rolle der Nationalbank als «Lender of Last Resort» sei sinnvoll, um eine geordnete Abwicklung im Ernstfall zu gewährleisten.

Es braucht eine «Team-Schweiz»-Mentalität

Abschliessend zieht der UBS-Chef einen Vergleich zwischen der aktuellen Diskussion und dem Spitzenfussball, der Champions League, der Königsklasse im europäischen Klubfussball. 

«In der Schweiz halten wir ein Unentschieden oder einen Kompromiss oft für ein akzeptables Ergebnis. Doch das ist nicht immer der Fall», betont er und appelliert dann an die Mitarbeitenden: «Jetzt müssen wir uns dafür einsetzen, dass die Schweizer Wirtschaft, der Finanzplatz und unser Land als Ganzes in der Champions League bleiben, auch im Interesse der kommenden Generationen. Dazu braucht es eine ‹Team Schweiz›-Mentalität – miteinander für unser Land.»