Die Bundesanwaltschaft untersucht die Rolle eines einflussreichen Ex-Beamten aus Abu Dhabi im Skandal um den malaysischen Staatsfonds 1MDB. Dieser amtete als Präsident der Zürcher Falcon Private Bank.
Einst war er einer der einflussreichsten Männer in Abu Dhabi: Khadem al-Qubaisi leitete den Staatsfonds des ölreichen Emirats, die International Petroleum Investment Company (IPIC). Als solcher war er bis 2013 Präsident der Falcon Private Bank in Zürich, deren Eigentümerin die IPIC ist.
Doch nun interessieren weltweit sich Ermittler für die Rolle, die der Top-Beamte im Korruptions-Skandal um den malaysischen Staatsfonds 1MDB mutmasslich spielte.
So nannten amerikanische Behörden Qubaisi letzten Juli in einer umfangreichen Anklageschrift; wie nun bekannt wurde, strengen auch die Schweizer Bundesanwälte Untersuchungen gegen diesen an.
Laubers Brief leckte durch
Wie die britische Zeitung «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig) berichtete, gehen die Schweizer Ermittler dem Verdacht von Korruption und Geldwäsche nach. Diese Details will das Blatt aus einem Brief erfahren haben, der letzten Monat von keinem geringeren als Bundesanwalt Michael Lauber an die Tessiner Bank BSI verschickt wurde.
Laut dem Bericht ist Qubaisi einer von vier Verdächtigen, die Laubers Schreiben erwähnt.
Wie der im 1MBD-Fall gut informierte Enthüllungs-Blog «Sarawak Report» berichtete, handelt es sich dabei um den Gründer der Firma PetroSaudi, Tarek Obaid, sowie um die zwei 1MBD-Beamten Casey Tang and Jasmine Loo. Der Blog verweist dabei ebenfalls auf Laubers Brief, der offensichtlich einem Leck zum Opfer gefallen ist.
An Anleihen-Erlösen bedient?
Weder die Bundesanwaltschaft noch die Privatbank BSI, die im Zuge des Skandals von der Eidgenössischen Finanzaufsicht (Finma) und der Singapurer Bankenaufsicht MAS effektiv aus dem Verkehr gezogen wurde, wollten gegenüber der «Financial Times» dazu Stellung nehmen.
Wie es weiter hiess, erwähnt der Brief des Bundesanwalts auch Mohamed Badawy al-Husseiny, den früheren Leiter der IPIC-Tochter Aabar.
Qubaisi und Husseiny (auch er sass einst im Falcon-Verwaltungsrat, wie die Schweizer «Handelszeitung» berichtete) wird vorgeworfen, sich zusammen mit Akteuren im Umfeld des malaysischen Staatsfonds an den rund 3,5-Milliarden-Dollar-schweren Erlösen einer 1MDB-Anleihe bedient zu haben. Die riesige Summe von 1,37 Milliarden Dollar soll auf den Konti der Offshore-Schattenfirma Aabar Investments PJS Limited auf den britischen Jungferninseln gelandet sein.
Penthouse in New York
Qubaisi habe mutmasslich abgezweigte 1MDB-Gelder für den Kauf eines Penthouse in New York und Immobilien im Wert von 100 Millionen Franken verwendet haben, wie weiter berichtet wurde.
IPIC hatte den Bond im Rahmen einer strategischen Partnerschaft zwische Abu Dhabi und Malaysia garantiert. US-Behörden untersuchen in diesem Zusammhang auch den Part der amerikanischen Investmentbank Goldman Sachs, welche den Anleihen-Deal durchführte.
Der Staatsfonds von Abu Dhabi hat jede Verbindung zu Aabar Investments PJS Limited vehement bestritten und geht derzeit in London gegen die malaysische Regierung und 1MDB vor Gericht vor.
MAS untersucht «Irregularitäten»
Bei der Falcon Private Bank amtet derzeit Murtadha M. al-Hashmi, der Finanzchef der IPIC, als Präsident. Wie letzten Juli bekannt wurde, hat die Singapurer MAS die Schweizer Privatbank genauer unter die Lupe genommen.
Eine Antwort auf die Anfrage von finews.ch bei der Falcon Private Bank zum Fall steht noch aus.
Wie auch finews.ch berichtete, haben die Untersuchungen in Singapur «verschiedene Irregularitäten» zu Tage gebracht und werden fortgesetzt. Weil gewisse Kundenbeziehungen im Zusammenhang mit 1 MDB in Zürich gepflegt worden seien, würden Informationen aus der Schweiz angefordert, so die MAS damals.