Die BSI Bank in Singapur ist ein Paradebeispiel dafür, wie ein Institut dem schnellen Geld nachjagte, jede Kontrolle vernachlässigte und einem Mitarbeiter dafür die Verantwortung in die Schuhe schiebt.
Noch immer sorgt der horrende Lohn, den der BSI-Banker Yak Yew Chee zwischen 2011 und 2015 von seiner Arbeitgeberin erhielt, für Kopfschütteln in der Singapurer Finanzbranche. Denn der Mann kassierte insgesamt 27,3 Millionen Singapur Dollar (umgerechnet gut 20 Millionen Franken), wie den entsprechenden Gerichtsunterlagen zu entnehmen ist (vgl. nachstehende Grafik).
So fürstlich wurde Yak belohnt, weil er die entsprechenden Mittelsmänner des malaysischen Staatsfonds 1MDB von seiner früheren Arbeitgeberin, der britischen-schweizerischen Privatbank Coutts International, zur Tessiner BSI Bank in Singapur lotste. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass auch Hanspeter Brunner, der vergangene Woche seinen Rücktritt an der Spitze der BSI in Singapur ankündigte, zuvor ebenfalls bei Coutts gearbeitet hatte. Mit anderen Worten: Man kannte sich, oder zumindest man kannte die Situation.
Brisante Affäre
Der Fall rund um die Akte 1MDB ist insofern brisant, als dass es darin erstens um vermutete Geldwäscherei geht, zweitens der malaysische Premierminister Najib Razak darin verwickelt ist, und drittens mehrere namhafte Banken (Goldman Sachs, Falcon Private Bank, BSI) eine Rolle spielten. Dass nun zahlreiche Gerichtsdokumente publik werden und verschiedenen Zeitungen diese auch veröffentlich haben, kommt nicht von ungefähr.
Vieles deutet darauf hin, dass dies die letzte Verzweiflungstat des Bankers Yak Yew Chee ist, der aufzeigen will, dass die BSI sehr wohl im Bilde war, mit welchem (heiklen) Kunden sie es da zu tun hatte, gleichwohl aber die nötigen Kontrollen vermissen liess und – als es schon zu spät war – die ganze Schuld dem Kundenberater in die Schuhe zu schieben versuchte.
Ein präsidiales Dankesschreiben aus Lugano
Einige Jahre ging tatsächlich alles gut. Das Geld aus dem malaysischen Staatsfonds 1MDB bescherte der BSI erkleckliche Einnahmen, wofür sich Alfredo Gysi, damals Präsident des Verwaltungsrats der BSI, auch inniglich bei Yak bedankte (vgl. nachstehende Grafik).
Das wiederum machte es intern zweifelsohne einfacher, die hohen Boni zu rechtfertigen. Der Erfolg Yaks steigerte innerhalb des BSI-Konzerns aber auch die Bedeutung des Asien-Geschäfts, zumal die Bank, die noch dem italienischen General-Konzern gehörte, verkauft werden sollte. Mit andern Worten: Die BSI Asien war so etwas wie eine Perle, die sehr wohl den Ausschlag geben konnte, für wie viel das ganze Unternehmen verkaufen werden konnte.
Ein Exempel statuieren
Diese strategische Bedeutung verbunden mit dem Umstand, dass Yak hohe Erträge mit seinem Kunden lieferte, führte innerhalb der BSI zu einer sträflichen Nachlässigkeit. Swiss Banking in seinen tollsten Auswüchsen. Erst als die ganze Affäre in die öffentliche Wahrnehmung geriet, wusste man auch bei der BSI in welches Schlamassel man sich geritten hatte. Vor diesem Hintergrund beurlaubte die Bank ihren hochbezahlten Mitarbeiter, wie weitere Dokumente belegen, verlangte aber von ihm stets erreichbar zu bleiben und keinerlei öffentliche Aussagen zu machen (vgl. nachstehende Grafik).
Vieles deutet darauf hin, dass die BSI an ihm ein Exempel statuieren wollte, um sich so selber aus der Verantwortung zu stehlen. Wie so oft, wenn sich Banken vor Gericht zu verantworten haben, argumentierte auch die BSI-Führung dahingehend, von all den Unregelmässigkeiten nichts gewusst zu haben.
Sie rechnete allerdings nicht damit, dass ihr freigestellter Mitarbeiter Yak selber in die Offensive gehen und zahlreiche, belastende Dokumente in Umlauf bringen würde. Seither tobt ein heftiger Streit um die Frage, wer letztlich die Verantwortung zu tragen hat (vgl. nachstehende Grafik).
Nur Verlierer
Bei der ganzen Angelegenheit kann es am Ende ber nur Verlierer geben. Yaks Karriere dürfte aller Wahrscheinlichkeit nach am Ende sein. Seinen Job bei der BSI hat er inzwischen verloren, seine Reputation ebenso; Hanspeter Brunner, der vor Jahresfrist unter der neuen Führung der BTG-Pactual-Gruppe nochmals zur Höchstform auflaufen wollte, hat die Bank Hals über Kopf verlassen.
Mit ihm dürften vermutlich noch weitere Kaderleute das Weite suchen, und last but not least hat die Schweizer Privatbank EFG International, die unlängst die BSI Bank übernahm, wohl kaum damit gerechnet, sich einen solchen Problemfall – im Wachstumsmarkt Asien – aufgebürdet zu haben.
Das könnte dem amtierenden EFG-CEO Joachim Strähle, der die Akquisition durchgepaukt hat, noch die eine oder andere schlaflose Nacht bereiten. Denn mit der reputationsmässig arg angeschlagenen BSI als Junior-Partnerin ist wahrlich kein Staat zu machen.