Nein, es gibt nicht nur Ermotti, Dougan & Co. Andere Banker und Bankerinnen dürften die Zukunft viel eher prägen. finews.ch hat 22 Namen, die Sie sich merken sollten.
Alexandre Zeller, Präsident des Verwaltungsrats, SIX Group
Ende Mai 2013 als Nachfolger von Peter Gomez zum neuen Präsidenten der SIX Group gewählt, hat der Waadtländer einen der wichtigsten Jobs auf dem Schweizer Finanzplatz übernommen. Zellers Aufgabe ist es nun, die etwas desorientierte SIX Group mit Innovationen und Akquisitionen in der europäischen Börsenlandschaft zu positionieren. Mit seinen bisherigen Führungsrollen bei der Credit Suisse, Banque Cantonale Vaudoise und HSBC Private Bank ist er vielseitiger und höchst erfahrener Banker, den all jene noch unterschätzten, die ihn nicht kennen. Doch von Zeller ist noch einiges zu erwarten.
Lionel Aeschlimann, Partner, Privatbank Mirabaud
Ab 2014 ist Mirabaud die grösste Privatbank der Schweiz – dann geben Pictet und Lombard Odier ihren Privatbanken-Status auf. Das Genfer Institut hat bereits vor einigen Jahren den Generationenwechsel eingeleitet und jüngere Leute ins Partnerkollegium berufen. Etwa Lionel Aeschlimann, der unverkrampft und kommunikativ den neuen Privatbankier gibt. Für ihn ist klar: Das Bankgeheimnis muss verteidigt werden. Das soll die Schweizer Geldhäuser jedoch nicht daran hindern, in Sachen Performance aufzurüsten. So soll den in- und ausländischen Kunden nicht nur Diskretion, sondern auch erstklassiges Anlage-Know-how geboten werden.
Gaël de Boissard, Co-Chef Investmentbanking, Credit Suisse
Wie aus dem Nichts tauchte im vergangenen November der Franzose auf und übernahm per Anfang 2013 zusammen mit dem bisherigen, alleinigen Investmentbanking-Chef Eric Varvel die Co-Leitung der Division. De Boissard ist kein Neuling in den Rängen der CS. Zur Schweizer Bank stiess er, von J.P. Morgan kommend, bereits 2001 und arbeitete sich sukzessive nach oben. Nun soll er im bislang US-dominierten Investmentbanking einen europäischen Gegenakzent setzen. Neben Private-Banking-Chef Hans-Ulrich Meister einer der ganz heissen Kandidaten für die Nachfolge von Konzernchef Brady Dougan in ein bis zwei Jahren.
Edmond Michaan, CEO, Bank Sarasin
Vorläufig noch ein Unbekannter in der Schweizer Bankenlandschaft: Der neue CEO der Bank Sarasin ist der Neffe von Übervater Joseph Safra. Michaan soll die Basler Traditionsbank wieder auf Erfolgskurs bringen. Das wird nicht einfach sein, nachdem soviel Geschirr zerschlagen worden ist, Kunden und Mitarbeiter abwanderten und generell eine grosse Skepsis bezüglich der Marke Sarasin besteht. Unter Safra soll Sarasin wieder zur Familienbank werden, frohlockt Eric Sarasin. Einfach unter anderen Vorzeichen. Mit Michaan herrscht bereits Kostendisziplin; so wagt Sarasin den (letzten) Neuanfang. Daran wird man den Chef messen.
Barbara Rupf Bee, CEO, Renaissance Asset Managers
Sie gilt als die einzige Schweizerin, die im Ausland eine Top-Position bei einem international tätigen Finanzinstitut einnimmt. Seit Anfang 2012 ist Barbara Rupf Bee CEO der Asset-Management-Firma des russisch-englischen Renaissance-Konzerns. Nach knapp neun Jahren im Sold des britischen Finanzgiganten HSBC, zuletzt als Global Head Institutional Sales, ist die Schweizerin mittlerweile verantwortlich für eine Fondspalette mit Fokus auf das südliche Afrika, Russland und die Türkei. Sie führt dabei ein Team von gut 30 Anlageexperten und betreut dabei umgerechnet knapp 3 Milliarden Franken. Es dürfte kaum ihre letzte CEO-Position bleiben.
Rajiv Jain, Fondsmanager, Bank Vontobel
Vontobel floriert – insbesondere im Asset Management. Allerdings ist es nicht ein Zürcher Banker, sondern ein Inder in den USA, der für das Geldhaus die Kohlen aus dem Feuer holt: Rajiv Jain, der nicht verwandt ist mit dem Deutsche-Bank-Chef Anshu Jain. Der Fondsmanager hat in den vergangenen Jahren mit seinen Anlageentscheiden eine markante Überperformance erzielt. Sie trug dazu bei, dass Vontobel die teils schwächeren Ergebnisse in anderen Divisionen (Investmentbanking) kompensieren konnte. Den Namen Rajiv Jain muss man sich insofern merken, um zu sehen, ob er auf der Erfolgswelle bleibt, und ob er Vontobel auch treu bleibt.
Markus Fuchs, Geschäftsführer, Swiss Funds Association
Mitte 2013 übernimmt Markus Fuchs die Geschäftsführung des Schweizerischen Fondsverbands, der dannzumal Swiss Funds & Asset Management Association (SFAMA) heissen wird. Das ist ein klarer Hinweis darauf, dass auf dem hiesigen Finanzplatz das Geschäft mit institutionellen Kunden ausgebaut werden soll. Fuchs, der eine langjährige Erfahrung bei unterschiedlichsten Finanzinstituten (Bank Hoffmann, Credit Suisse, UBS, Swiss Life mitbringt, stiess 2010 zur Vereinigung, wo er in der Folge führend war bei der Erarbeitung der neuen Asset-Management-Strategie (siehe auch Peter W. Grünblatt).
François M. Labhardt, Teilhaber, La Roche 1787
Klassische Privatbankiers scheuen das Licht der Öffentlichkeit, so auch François M. Labhardt von der ältesten Basler Privatbank La Roche 1787. Darum ist er dem grossen Publikum auch kaum bekannt. Zu Unrecht, denn was er in seinen Anlagekommentaren zur Sprache bringt, zählt zum treffendsten, bissigsten und kompromisslosesten, was die Branche noch zu bieten hat. Im Ton verhaltener, dafür pragmatischer und konsistenter als der andere (ehemalige) Chronist auf dem hiesigen Finanzplatz, Konrad Hummler, bietet Labhardt wertvolle Denkanstösse und Leitplanken bei jenen Themen, mit denen sich die Branche nun herumschlagen muss.
Fiona Frick, CEO, Unigestion
Die gebürtige Französin Fiona Frick ist eine der wenigen Frauen an der Spitze eines Schweizer Finanzinstituts und darüber hinaus eine höchst loyale Mitarbeitern. Seit mehr als zwanzig Jahren steht sie im Dienst von Unigestion; seit Anfang 2011 als CEO des Genfer Vermögensverwalters, der auf institutionelle Kunden und Family Office spezialisiert ist. Als Kernkompetenz bietet das Unternehmen Minimum-Varianz-Strategien an, welche Frick, die notabene Literatur und Philosophie studierte, seit Mitte der neunziger Jahre mitentwickelt hat.
Urs Baumann, CEO, Bellevue Group
Seit März 2012 amtet Urs Baumann als Chef der Bellevue Group. Er liess sich dabei auf sicherlich keine einfache Aufgabe ein, zumal die von Martin Bisang gegründete Finanzgruppe in den vergangenen Jahren arg in wirtschaftliche Schieflage geraten war. Doch mit seiner mehr als 14-jährigen Erfahrung im Auf- und Ausbau von Unternehmen, darunter Barclays, Swisscard und McKinsey, bringt Baumann gemäss eigener Einschätzung «ideale Voraussetzungen» für diese Aufgabe mit. Er sitzt zudem im Verwaltungsrat der Swiss Asia Banking School.
Hans F. Lauber, Chief Investment Officer, Julius Bär
Der ehemalige Chief Investment Officer der früheren Winterthur-Gruppe und Mitbegründer des Zürcher Vermögensverwalters Arecon Asset Management geniesst in Finanzkreisen ein aussergewöhnlich hohes Ansehen; er ist darüber hinaus aber eher weniger bekannt. Seit September 2011 ist Hans Lauber Investmentchef der Julius-Bär-Gruppe und kann dieser Funktion seine konzisen und umfassenden Anlagestrategien einem breiten Publikum zugänglich machen. Wenn die Kunden der Zürcher Traditionsbank mit der Performance in ihren Portefeuilles zufrieden sind, dann geht dies zweifelsohne auch auf das Konto Laubers.
Martin Gut, Schweiz-Chef, Blackrock
Beim grössten Asset Manager der Welt machte Martin Gut bereits eine steile Karriere. Anfang 2011 stiess er zu Blackrock, wo er die Leitung des institutionellen Geschäfts übernahm, bevor er im September des gleichen Jahres Heinz Rothacher als Länderchef für die Schweiz ablöste. Im vergangenen Jahr fädelte Gut die Übernahme der Swiss Re Private Equity Partners ein und hat sie seither ins Unternehmen integriert. Tatkräftige Unterstützung bei Blackrock erhält der frühere UBS- und Credit-Suisse-Manager von Vice-Chairman Philipp Hildebrand sowie vom kürzlich neu ernannten Europa-Chef David «Dave» Blumer – letzterer zuvor bei Swiss Re.
Johannes T. Barth, Mitinhaber und CEO, Sallfort Privatbank
Nein, die beiden umtriebigen Mike Baur und Patrick Liotard-Vogt von der Basler Sallfort brauchen keine Vorstellung mehr – man kennt sie. Anders Johannes T. Barth, obschon er eigentlich der Initiant dafür ist, dass das Institut seit rund zwei Jahren einen höchst aufstrebenden Kurs fährt. Anfang 2012 übernahm Sallfort die Zürcher P&P Private Bank und sicherte sich so ein Standbein in Zürich. Mit «Private Banking Reloaded», einem neuen Angebot für junge vermögende Kunden, setzt die Bank einen weiteren Akzent in der sich wandelnden Schweizer Bankbranche.
Hisham Mansour, CEO, MIG Bank
Hisham Mansour ist der heimliche Shooting-Star in der Schweizer Finanzbranche. Vor genau zehn Jahren lancierte er unter der Ägide seines Vaters George B.A. Mansour mit fünf Mitarbeitern die Firma MIG Investments, die sich in der Zwischenzeit laut eigenen Angaben zur grössten Bank in der Schweiz – gemessen am Handelsvolumen –, die global im Online-Trading mit Devisen für private Kunden spezialisiert ist. Die heute in Lausanne domizilierte MIG Bank beschäftigt mittlerweile weltweit 150 Personen und ist in Zürich präsent. Der diskrete Mansour arbeitet hart an seiner Bank, die in der virtuellen Welt neue Massstäbe setzt – und erst noch aus der Schweiz heraus.
Peter W. Grünblatt, Leiter Asset-Management-Initiative, Bankiervereinigung
Mit Peter W. Grünblatt gewann die Schweizerische Bankiervereinigung gemäss eigener Einschätzung einen «ausgewiesenen Kenner des Asset Managements in der Schweiz». Tatsächlich bringt der Auserkorene mehr als zwanzig Jahre Erfahrung in der Branche. Zuletzt war er in verschiedenen Funktionen bei der Credit Suisse und deren Tochterfirmen, wie Leu und Clariden Leu, tätig. Ihm obliegt seit wenigen Monaten die nicht einfache Aufgabe, die Disziplin Asset Management, also das Geschäft mit Finanzprodukten und institutionellen Kunden zu einer Kernkompetenz auf dem Schweizer Finanzplatz zu etablieren (siehe dazu auch Markus Fuchs).
Marion Pester, Geschäftsleiterin, DZ Privatbank Schweiz
Marion Pester ist ein Urgestein innerhalb der deutschen DZ-Bank-Gruppe. Seit 2006 ist die Bankerin in der Schweiz tätig, wo sie für die Bereiche Handel/Treasury, Produkt- und Portfoliomanagement, IT und Operations zuständig war. Als CEO verantwortet sie heute die Geschäftsfelder Private Banking Schweiz, Produkt- und Portfoliomanagement sowie Human Ressources. Die genossenschaftlich organisierte Firma dürfte in den nächsten Jahren im Rahmen der Weissgeld-Strategie auf dem Schweizer Finanzplatz eine stark wachsende Bedeutung für deutsche Kunden erlangen. Pester ist somit in einer Schlüsselstelle im Swiss Private Banking.
Luc Schuurmans, Leiter Private Banking, Bank Linth
Seit Anfang 2011 bietet die zur LLB-Gruppe gehörende Regionalbank Linth auch ein Ressort Private Banking, das unter der Leitung von Luc Schuurmans steht und sich in der Branche mächtig profiliert. Schuurmans, ein unkonventioneller Banker, der auch schon als CEO einer Firma für Outdoor-Bekleidung arbeitete, war es, der im vergangenen Jahr ein «Halbtax-Abonnement» für den Börsenhandel lancierte. Damit profitieren die Kunden während zwölf Monaten von halbierten Courtagenund Depotgebühren. Aus der Private-Banking-Küche der Bank Linth sind weitere Innovationen zu erwarten.
Reto Francioni, Verwaltungsrat, UBS, Chef, Deutsche Börse
Ganz unbekannt ist er nicht. Doch mittlerweile umfasst sein Job-Portefeuille zwei global relevante Arbeitgeber: Zum einen die Deutsche Börse, wo Reto Francioni Vorstandsvorsitzender ist; zum anderen ist es die UBS, wo der Schweizer seit wenigen Monaten ein Verwaltungsratsmandat hat. Der frühere Präsident der damaligen SWX-Gruppe gilt als ein ungemein vernetzter Manager, der damit auch seine Bedeutung unterstreicht. Ziemlich sicher, dass man von ihm noch einiges hören wird – als Verwaltungsrat der grössten Schweizer Bank, die auch eine wichtige Akteurin sowohl auf dem Schweizer und auch auf dem deutschen Börsenparkett ist.
Pascal Ravery, Länderchef Schweiz, J.P. Morgan
Seit seiner Ankunft in der Schweiz vor bald einem Jahr hat der Franzose vor allem im Hintergrund agiert – dort aber tüchtig, um dem Schweizer Ableger des amerikanischen Finanzkonzerns mehr Profil zu verleihen, das Private Banking zu beschleunigen und die verschiedenen Geschäftsfelder besser ineinander zu verzahnen. Pascal Raverys Posten gab es bisher nicht in der Schweiz. J.P. Morgan arbeitete ohne diese Funktion, die sämtliche Geschäftsbereiche verantwortet. Abteilungen wie die Vermögensverwaltung, das Investmentbanking oder das Kredit- und Firmenkundengeschäft waren zuvor kaum integriert gewesen. Das ändert sich nun.
Manfred «Fred» Liechti, Chef Global Private Banking, ANZ Group
Der Schweizer Manfred «Fred» Liechti ist seit Mai 2013 Managing Director im Bereich Global Private Banking bei der Australia and New Zealand Banking Group (ANZ). Der im australischen Melbourne domizilierte Konzern ist die grösste Geschäftsbank auf dem Kontinent und darüber hinaus in 26 Staaten in Südostasien sowie im Südpazifik vertreten. Liechti, nicht verwandt mit Martin Liechti, verfügt über mehr als 25 Jahre Erfahrung in der Branche, die er sich unter anderem bei der UBS und der RBS-Tochter Coutts verschaffte. Mit der jetzigen Position wird sich Liechti dereinst auch in der Schweiz einen Top-Job ergattern können – sofern es das will.
Barend Fruithof, Head Corporate & Institutional Clients, Credit Suisse
Sein Bereich ist hoch erfolgreich. Vereinfacht gesagt verantwortet Barend Fruithof das Firmenkundengeschäft der Credit Suisse. Im vergangenen Jahr trug seine Abteilung mit 1'500 Mitarbeitern ganze 40 Prozent zum Gewinn vor Steuern im CS-Private Banking bei. Kein Wunder ist der Banker dauernd im Gespräch, sobald ein wichtiger Job irgendwo in der Branche neu bestellt werden muss. Dass Fruithof zu Höherem fähig ist, steht ausser Frage. Ob es ein Job, etwa Schweiz-Chef bei der CS ist, oder gar der CEO-Posten bei der Zürcher Kantonalbank, wird sich noch weisen.
Marc P. Bernegger, Unternehmer und Finanzinvestor, NGFI
Marc P. Bernegger ist kein Banker, nimmt aber in der Branche eine immer wichtigere Rolle ein. Ursprünglich ein Internet-Unternehmer, der seine «Ventures» (usgang.ch, amiando) im richtigen Moment versilbere, ist der studierte Jurist heute als Mitgründer der Crowdfunding-Plattform c-crowd und als Partner der Beteiligungsgesellschaft Next Generation Finance Invest (NGFI) vor allem im Finanzwesen tätig. Die an der Berner Börse kotierte NGFI investiert in innovative Finanzdienstleister, die einen Vorgeschmack darauf geben, wohin sich die Finance-Community in den nächsten Jahren bewegt.