Die ganze Diskussion um das Bankgeheimnis schaffe kaum mehr Gerechtigkeit auf dieser Welt, schreibt der Privatbankier François M. Labhardt.
François M. Labhardt ist Teilhaber der Basler Privatbank La Roche & Co Banquiers.
Die ganze Diskussion mit unseren Nachbarstaaten und den USA – dessen sollten wir uns jederzeit bewusst sein – bezweckt in unseren Augen keinesfalls, mehr Gerechtigkeit auf dieser Welt zu schaffen. Sie dient erstens als Vorwand, einen Wirtschaftskrieg gegen unser Land zu führen, denn in der Schweiz werden aus dem Blickwinkel der «Aggressoren» offenbar zu viele Privatgelder verwaltet, die auch wirtschaftlich sehr zum Erfolg unserer Ökonomie beitragen.
Zweitens haben in dieser Zeit alle Länder grosse und sehr grosse Probleme in der Innenpolitik zu bewältigen. In solchen Momenten ist es eine alte Tradition zu versuchen, mit aussenpolitischem Geplänkel von den internen Problemen abzulenken.
Zu viele Gutmenschen in der Schweiz
Drittens finden in Deutschland in diesem Herbst Wahlen statt, und einzelne Personen glauben offenbar, dass sie sich mit entsprechenden Aussagen und Aktionen die Stimmen sichern können. Zu viele Gutmenschen in der Schweiz wollen sich offenbar durch ein nachgiebiges Verhalten wieder in die Herzen der teilweise wenig aufrichtigen Organisationen und ausländischen Regierungen bewegen.
Die OECD, deren Gründungsmitglied die Schweiz ist und deren Mitarbeiter nicht demokratisch gewählt sind, setzt Länder willkürlich auf weisse, graue oder schwarze Listen und korrigiert diese auch nach Belieben über Nacht. Jeder und jede, die diese Listen konsultieren, werden sofort feststellen, dass sie das Papier nicht wert sind, auf welchem sie gedruckt werden.
Ausgerechnet die USA und England
Seit dem Fall des Eisernen Vorhangs sind es unter der Führung der USA auch die Engländer, die eine federführende Rolle einnehmen. Sie werden jetzt von Frankreich und insbesondere von Deutschland sekundiert. Den Angelsachsen geht es wie schon seit Jahren um die wirtschaftliche Beute – ausgerechnet die USA und England, die mit Delaware, den British Virgin Islands, Gibraltar und den Channel Islands über wirkliche Steuerparadiese verfügen.
Wir gehen davon aus, dass der Schweiz auf demokratischem Wege das Bankkundengeheimnis erhalten bleibt. Denjenigen, die es abschaffen und damit eine weitere Privatsphäre der Bürger in den Wind schlagen möchten, geht es in der Regel ohnehin nicht um die Gerechtigkeit. Es geht auch nicht um die Staatsraison, sondern es geht neben den oben erwähnten Scheingründen auch darum, weitere finanzielle Mittel dem direkten Zugriff der Staatsfunktionäre zuzuführen, in deren Länder die Staatsquote schon weit über 50 Prozent beträgt und deren Ausgaben ohnehin schon bald oder bereits heute nicht mehr finanzierbar sind.
Unverantwortliches Handeln
Mit dem «Quantitative Easing» (die Notenbank selbst kauft Staatsanleihen und druckt dafür Neugeld, das sie auf den Markt wirft) hat ohnehin schon eine neue Zeitrechnung begonnen. Noch ist nicht absehbar, welche Folgen ein solches – in unseren Augen – unverantwortliches Handeln haben wird.
Gerne behalten wir die Hoffnung, dass das unfaire Verhalten gegenüber einem Kleinstaat auch wieder ein Ende haben möge, denn wenn solche Themen die Medien eines Tages wieder langweilen, dann wird es auch wieder leiser werden um das Bankkundengeheimnis. Auch die Politik wird sich dann wieder brisanteren Dingen zuwenden, die bereits heute zuhauf auf Lösungen warten.
Für Vollständigkeit und Richtigkeit kann keine Gewähr übernommen werden.