Der neue Präsident der SIX Group ist der Meinung, dass der Vorschlag im Steuerstreit die Rechtssicherheit für die Schweiz und ihre Banken nicht erhöht.
Auf seinen internationalen Geschäftsreisen in den letzten Monaten habe er unmissverständlich festgestellt, dass viele Bankkunden das Vertrauen in die Rechtssicherheit in der Schweiz verloren hätten, sagte Alexandre Zeller am Donnerstag vor den Medien in Zürich.
Es seien noch zu viele Details offen. «Das schafft kein neues Vertrauen», erklärte der am Vortag neugewählte Verwaltungsratspräsident der SIX Group, zu der auch die Schweizer Börse SIX Swiss Exchange gehört. Zeller ist der Nachfolger von Peter Gomez, der das Amt sieben Jahre inne hatte.
Rückgrat des Finanzplatzes
Zeller amtet fortan als Non-Executive-Chairman der SIX. An seinem ersten Arbeitstag in dieser Funktion skizzierte er die grossen Leitlinien und setzte dabei drei Prioritäten: Erstens, die SIX soll unabhängig bleiben, zweitens soll sie dem Finanzplatz als solide und sichere Infrastruktur dienen und drittes muss sie auch weiter wachsen. «Wir sind das Rückgrat des Schweizer Finanzplatzes», sagte Zeller.
Derzeit positioniert der Westschweizer die SIX Group unter den sieben bis acht wichtigsten Börsen in Europa – «aber nicht in den Top Three», wie er weiter ausführte. Um zu wachsen, prüfte man auch eine Übernahme der Euronext, sagte der SIX-Präsident weiter. «Es wäre unprofessionell, das nicht anzuschauen. Denn eine Übernahme würde uns erhebliche Skaleneffekte bringen und unsere Grösse verdoppeln», erklärte Zeller. Doch es sei jetzt noch zu früh, mehr dazu zu sagen.
Verunsicherte Mitarbeiter
Zeller will sich in den nächsten zwei bis drei Monaten ein Bild über sämtliche Bereiche innerhalb der SIX Group machen. Im Gespräch räumte er auch ein, dass in der Belegschaft eine gewisse Verunsicherung herrsche. «Ich weiss, dass derzeit in den meisten Firmen in der Finanzbranche eine gewisse Verunsicherung besteht», so Zeller wörtlich.
Chancen sieht der neue Präsident vor allem in den SIX-Bereichen Zahlungssysteme sowie bei den Finanzinformationen. Im Börsenbereich dünke es ihn wichtig, dass weitere, neue Segmente erschlossen würden, wie das bereits im Segment der Strukturierten Produkten erfolgt sei, sagte Zeller. «Die SIX Group muss noch mehr tun in Sachen Innovation», resümierte der neue Präsident seinen Anspruch.
Keine schlaflosen Nächte
Der frühere Banker Zeller könnte sich durchaus als Glücksfall für die Schweizer Börse entpuppen. Denn er verfügt nicht nur über eine langjährige Karriere im Finanzsektor, sondern hat auch bei mindestens drei verschiedenen Bankentypen Führungsfunktionen übernommen, nämlich bei der Credit Suisse (Grossbank), der Banque Cantonale Vaudoise (Kantonalbank) sowie bei der HSBC Private Bank (Auslandsbank), wo er vor rund 18 Monaten aus privaten Gründen den Dienst quittierte.
Zeller betonte am Donnerstag nochmals nachdrücklich, dass sein Abgang beim Schweizer Ableger von HSBC nichts mit dem Steuerthema zu tun gehabt habe, sondern rein aus persönlichen, familiären Gründen erfolgt sei. «Ich hatte nie schlaflose Nächte wegen dem Steuerstreit oder Offshore-Leaks», sagte er abschliessend.