Die Nomination eines Chefs für die Schweiz kommt überraschend. Aber auch die übrigen personellen Wechsel sagen viel aus.
Seit einigen Tagen rumorte es in der Branche, wonach es bei Julius Bär zu personellen Wechseln kommen würde. Verschiedene Top-Leute wurden genannt, welche die Bank verlassen könnten.
Nun ist aber alles anders. Mit der Nomination von Yves Robert-Charrue (Bild) setzt ein ehemaliger CS-Banker, genauso wie übrigens auch CEO Boris Collardi, seine steile Karriere nach oben fort. Der neue Posten, den Robert-Charrue per 1. Juli 2011 antreten wird, dürfte sich als ganz wichtige Schaltstelle erweisen, und die Gruppe im Heimmarkt noch stärker schweizerisch prägen.
JB in einer Vorreiterrolle
Die Verstärkung dürfte auch ein Indiz dafür sein, dass die Bank Julius Bär gewillt ist, eine Art Vorreiterrolle im Schweizer Bankwesen zu übernehmen, seit die bisherigen Geschäftsmodelle mit der Betonung auf Offshore der Vergangenheit angehören.
Mit dem Abgang von Yves Robert-Charrue aus dem Investment-Center löst sich möglicherweise auch gleich noch ein seit längerer Zeit bestehendes Spannungsfeld zwischen der Schweiz und dem in Asien stationierten CIO «Dr. VAN». Dieser verlässt – ob nun erwartungsgemäss, wie das die Bank kommuniziert, oder eben nicht, sei dahin gestellt – Julius Bär.
Verantwortung für 145 Milliarden Franken
An seine Stelle – allerdings in der Schweiz – tritt einer der besten Investment-Profis überhaupt, welche die Schweizer Bankbranche derzeit zu bieten hat: Hans F. Lauber (Bild).
Der 49-jährige Finanzexperte studierte Wirtschaftswissenschaften in Basel, und startete seine Bankkarriere 1989 bei der Credit Suisse im Asset Management.
Später wechselte er zur UBS und dann zur Coutts Bank (Schweiz), wo er sich als Investment-Stratege bewährte.
Danach folgte er dem Ruf der Winterthur Versicherung, wo er zuletzt als Chief Investment Officer und Mitglied der Konzernleitung ein Anlagevolumen von 145 Milliarden Franken verantwortete.
Gesundes Understatement
Im Jahr 2007 wechselte er als Mitgründer des unabhängigen Vermögensverwalters Arecon ins Unternehmertum. Der ein gesundes Understatement pflegende Banker gilt in der Branche als hoch kompetent und wird sehr respektiert.
Bis zu einem gewissen Grad überrascht es, dass er sein eigenes Unternehmen Arecon verlässt und in die Dienste einer grossen Bank wechselt.Vielleicht sind aber bei Julius Bär die Karriereperspektiven letztlich besser – als in der sonst so viel gepriesenen Selbständigkeit.