Die Mehrheit der Gemeinden ist bereit, Kapital einzuschiessen, damit das GZO Spital Wetzikon saniert werden kann. Aber die Exekutiven von Rüti und Bubikon machen nicht mit. Damit sinken die Chancen, dass das GZO wie im vorliegenden Plan vorgesehen auf eine tragfähige finanzielle Basis gestellt werden kann.
Reiner Zufall oder denkwürdige Koinzidenz? Am Dienstagnachmittag rapportierte finews.ch, dass in Sachen GZO Spital Wetzikon Funkstille zu herrschen scheine. Spitalleitung, Gläubigervereinigung, Sachwalter – alle hatten auf stumm geschaltet. Immerhin wurde auch festgehalten, dass der Ball bei den Aktionärsgemeinden liege, die bis Mitte Februar 2025 entscheiden wollten, ob und in welcher Höhe Kreditanträge an die Stimmberechtigten ausgearbeitet würden.
Tatsächlich gab es dann später eine Medienmitteilung der zwölf Aktionärsgemeinden – und die hat es in sich.
«Eine Mehrheit der Aktionärsgemeinden ist der Ansicht, dass die finanzielle Sanierung der GZO AG Spital Wetzikon im Sinne der Gesundheitsversorgung der Bevölkerung zielführend und notwendig ist.» Damit könne das Spital Wetzikon zum Teil eines regionalen Spitalverbunds Zürich Ost werden.
Rüti und Bubikon scheren aus
In der Abwägung von Chancen und Risiken seien die Exekutiven von Wetzikon, Hinwil, Wald, Gossau, Dürnten, Bauma, Bäretswil, Grüningen, Fischenthal und Seegräben zur Überzeugung gelangt, dass die finanzielle Sanierung des GZO mit dem vorliegenden Plan zielführend und notwendig sei – im Sinne der Gesundheitsversorgung ihrer Bevölkerung. Aber zwei Gemeinden scheren aus. Die Gemeinderäte von Rüti und Bubikon sind nämlich zu einem anderen Schluss gekommen.
Auch in diesen beiden Gemeinden wird die Stimmbevölkerung über die Zukunft des Spitals im Zürcher Oberland entscheiden können. Damit besteht zumindest noch die Chance, dass die Bürger den entsprechenden Anteil am Kapitaleinschuss der Aktionäre von insgesamt 50 Millionen Franken gemäss Sanierungsplan genehmigen – wenn auch entgegen der ausdrücklichen Empfehlung ihrer Exekutiven. Rüti und Bubikon müssten zusammen 10 Millionen Franken zahlen.
Ohne Sanierung droht Konkurs
In der Mitteilung wird auf den zentralen Beitrag des Spitals Wetzikon an die gesundheitliche Grund- und Notfallversorgung im Zürcher Oberland verwiesen und dieses als ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für die Region bezeichnet.
Die Gemeinden halten auch fest, dass das Spital medizinische Dienstleistungen von hoher Qualität erbringt und aktuell kostendeckend arbeitet. Allerdings sei angesichts der erdrückenden Schuldenlast ohne eine finanzielle Sanierung ein Konkurs «sehr wahrscheinlich».
«Sanierungsplan ambitioniert, aber realisierbar»
«Die aufwendigen Analysen der von den Gemeinden mandatierten Fachexperten haben gezeigt, dass der vorliegende Sanierungsplan für die GZO AG Spital Wetzikon zwar ambitioniert, aber realisierbar ist – wenn das Spital, die Gläubiger und die Aktionärsgemeinden ihren Beitrag dazu leisten. Mit einem straffen Kostenmanagement, einem Schuldenschnitt und einer anschliessenden Rekapitalisierung durch die Gemeinden kann das Spital Wetzikon gerettet werden», halten die Gemeinden bzw. die Mehrheit davon fest.
Der Sanierungsplan wird bekanntlich vom Gros der Obligationäre der notleidenden GZO-Anleihe über 170 Millionen Franken abgelehnt, weil er für die Gläubiger einen harten Schuldenschnitt von 65 bis 70 Prozent vorsieht.
Kein Vertrauen in den Businessplan
In der NZZ vom Mittwoch bezog derweil die Präsidentin von Rüti, eine der beiden dissidenten Gemeinden und früher notabene einmal selber Standort eines Spitals, Stellung. Für die Misere seien diejenigen verantwortlich, die in den vergangenen Jahren die strategischen und operativen Entscheidungen getroffen hätten, konkret das Management des Spitals, gab Yvonne Bürgin den Tarif durch.
Sie glaubt nicht an ein Gelingen des Sanierungsplans, weil sehr viel zusammenpassen müsste: Zustimmung der Stimmberechtigten in allen Gemeinden, Annahme des Schuldenschnitts und – für sie wohl der entscheidende Punkt – der Businessplan des Spitals. «Wir finden den sehr sportlich.» Und: «Uns fehlt eine überzeugende Vision, sprich: ein Plan mit weniger Spitalübernachtungen.»
Eine «Hochrisiko-Investition»
Auf die Frage, ob der Einschuss der Aktionäre von 50 Millionen Franken im Vergleich zum viel höheren Forderungsverzicht der Gläubiger nicht ein guter Deal sei, antwortete Bürgin: «Nur, wenn wir sicher wären, dass das Spital überlebt. Und dass wir nicht nach ein paar Jahren erneut Geld einschiessen müssten. So wie es jetzt ist, halten wir es für eine Hochrisiko-Investition.»
Das GZO versucht dem Entscheid der Aktionärsgemeinden in seiner Stellungnahme tapfer Positives abzugewinnen: «Wir sind sehr erfreut, dass die überwiegende Mehrheit der Exekutiven der Aktionärsgemeinden hinter dem Sanierungskonzept der GZO AG Spital Wetzikon steht und sich an der Kapitalerhöhung beteiligen möchte.» Zugleich bedauert die Spitalleitung, «dass die Exekutiven der Gemeinden Rüti und Bubikon keinen positiven Grundsatzentscheid gefällt haben».
Chancen für die Umsetzung des Sanierungsplans sinken
Mit dem Ausscheren der Gemeinderäte von Rüti und Bubikon sind die Chancen gesunken, dass die Aktionärsgemeinden wie im Sanierungsplan vorgesehen 50 Millionen Franken einschiessen werden.
Zudem dürfte der Entscheid die Bereitschaft der Gläubiger zu Kompromissen nicht erhöhen – wenn nicht mehr mal die Eigentümer des Spitals gewillt sind, diesen vergleichsweise bescheidenen Betrag aufzubringen, weshalb sollten dann die Obligationäre willens sein, auf zwei Drittel ihrer Forderungen zu verzichten?
Kommunikationsoffensive des Spitals
Und eine weitere seltsame Koinzidenz am Dienstag. Am frühen Abend veröffentlichte das GZO eine Medienmitteilung, wonach es den Podcast «GZO im Fokus» lanciert hat. «Der Podcast ist für alle, die sich vertieft mit der Sanierung des GZO Spital Wetzikon befassen und auf Informationen aus erster Hand setzen.»
In der ersten Folge geben Spitaldirektor Hansjörg Herren und Finanzdirektor Daniel Müller auf aktuelle Fragen rund um die Sanierung und den Spitalbetrieb Antwort – aber verständlicherweise noch nicht auf den jüngsten Entscheid der Aktionäre.