Heute Freitag hätte das Biotechunternehmen Idorsia eine Wandelanleihe zurückzahlen müssen. Im Vorfeld gab es etliche Warnsignale. Der Fall wirft auch ein Schlaglicht auf das Segment der Wandler inländischer Schuldner – und regt dazu an, sich nochmals mit den letzten Nachwehen des Untergangs der SAirGroup zu beschäftigen. 

Am Montag war es offiziell. Das Allschwiler Biotechunternehmen Idorsia kündigte an, dass es für seine 2018 emittierte Wandelanleihe im Nominalwert von 200 Millionen Franken eine Gläubigerversammlung (gemäss Obligationenrecht, Art. 1164 ff. OR) durchführen wird. Eigentlich wäre die Anleihe mit einem Coupon von 0,75 Prozent heute Freitag, 17. Januar, zur Rückzahlung fällig.

Idorsia stellte in Aussicht, die Anleihensbedingungen anzupassen, um «kurzfristige Liquiditätsprobleme zu vermeiden», die mit einer ordnungsgemässen Rückzahlung der Anleihe verbunden wären. CEO André C. Muller machte in seinem Kommentar klar, was das für die Obligationäre heisst: eine Verlängerung der Laufzeit und damit eine spätere Rückzahlung als bisher versprochen. «Es ist zu erwarten, dass eine Erstreckung der Laufzeit ein erster Schritt für eine grössere Restrukturierung ist, in der wir die Bedingungen für die beiden Wandler mit Verfall 2025 und 2028 anpassen», fügte der CEO an.

Zwei Wandler im Feuer

Das Unternehmen hat eine zweite Wandelanleihe über 600 Millionen Franken mit einem Coupon von 2,125 Prozent ausstehend. Diese wurde 2021 emittiert und läuft am 4. August 2028 aus, wobei die Obligationäre 2026 ein Kündigungsrecht hätten. Hätten, weil nun müssen auch diese Obligationäre damit rechnen, dass ihre Anleihe später als vereinbart zurückgezahlt wird.

Es ist allerdings nicht einfach, als Obligationär zu behaupten, die Entwicklung sei überraschend gekommen. Erstens hatte das Management bereits Ende November 2024 Pläne zur Kostensenkung und Schuldenrestrukturierung angekündigt.

Alles andere als aus heiterem Himmel

Zweitens mussten die Bedingungen der 2018 lancierten Anleihe schon einmal angepasst werden. Ursprünglich hätte sie nämlich bereits im Juli 2024 zurückbezahlt werden sollen. Im Mai 2024 genehmigte eine Gläubigerversammlung eine Verlängerung der Laufzeit um sechs Monate und eine Herabsetzung des Wandelpreises von 33.95 auf 6 Franken.

Drittens spricht die Kursentwicklung an der Börse Bände. Mitte Dezember stürzte der Preis des 2018er-Wandlers nach der Publikation einer weiteren Unternehmensmitteilung jäh von 85 auf gegen 45 Prozent ab, aktuell handelt er um 40 Prozent. Der 2021-Wandler hat ähnliches durchgemacht, sein Preis ist noch 28 Prozent, wohl weil die Rückzahlung weiter in der Ferne liegt und damit noch ungewisser ist.

Historie, Börsenkurs und Mindeststückelung

Viertens dürfte die grosse Mindeststückelung von 200'000 Franken pro Obligation bei beiden Anleihen dafür gesorgt haben, dass naive Privatanleger die Titel erst gar nicht erworben haben; am Schweizer Markt usus sind Obligationen à 5'000 Franken.

Und die Aktie, für Wandelobligationäre normalerweise eine zentrale Grösse, die Anfang 2022 noch über 20 Franken notierte, ist seit Dezember weniger als 1 Franken wert. Der Aktienkurs von Idorsia liegt also meilenweit entfernt von den beiden Wandelpreisen 6 Franken respektive 31.54 Franken. Damit haben die beiden Anleihen die Wandelkomponente weitgehend verloren, sie sind de facto als normale Anleihen zu betrachten.

Gläubigerversammlung am 25. Februar

Wie geht es für die Idorsia-Obligationäre nun weiter? Am Dienstag hat das Unternehmen erneut eine Medienmitteilung und die Einladung zur Versammlung publiziert. Darin wird nochmals unterstrichen, dass die fällige Anleihe am Freitag weder zurückbezahlt wird, noch die geschuldeten Zinsen geleistet werden. 

Die Gläubigerversammlung wird am 25. Februar in den Räumen der auf Wirtschaftsrecht und Restrukturierungen/Insolvenz spezialisierten Kanzlei Homburger stattfinden. Für die Annahme der Anträge ist ein Mindestquorum von zwei Dritteln des ausstehenden Nomininalwerts erforderlich, was 133,4 Millionen Franken entspricht.

Nur noch eine Handvoll Schweizer Wandler

Die konkreten Anträge von Idorsia und weitere Details liegen noch nicht vor. Sie werden bis spätestens zehn Tage vor der Versammlung bekanntgegeben.

Der Fall wirft ein Schlaglicht auf das kleine und gegenüber früher geschrumpfte Segment der in Franken denominierten Wandelanleihen. Abgesehen von Idorsia hat gemäss dem Anleihen-Explorer der SIX Swiss Exchange nur noch eine Handvoll inländischer Schuldner solche Titel ausstehend. Es sind dies Cembra Money Bank, Cicor Technologies, Peach Property Group und Basilea Pharmaceutica – kurioserweise wird auch noch ein 1998 emittierter Wandler der längst verblichenen SAirGroup angezeigt.