2024 war für viele auf dem Finanzplatz Schweiz kein einfaches Jahr. Zwei Headhunter wagen den Blick auf die Herausforderungen im neuen Jahr. 

Es wirkt als wurde das Jahresende auf dem Finanzplatz Zürich selten so herbeigesehnt wie dieses Jahr. «Für viele Banken und Asset Manager war 2024 ein äusserst herausforderndes und anstrengendes Jahr. Viele sind froh, dieses nun abzuschliessen zu können», sagt Jonas Neff vom Zürcher Headhunter BiermannNeff

Für einmal war es nicht eine «Bankenkrise», wie zuletzt 2023 mit dem Niedergang der Credit Suisse (CS), die den Finanzplatz in Atem hielt. Natürlich waren die Probleme um Julius Bär immens, aber kein Vergleich zum Jahr davor. Zu schaffen machten 2024 neben den geopolitischen Verwerfungen unter anderem die tieferen Zinsen und der Margendruck. 

Erstere machten vor allem zahlreichen Privatbanken einen Strich durch die Rechnung, letzterer ist vor allem für die Asset Manager ein immer grösseres Problem. 

Für 2025 bedeutet dies: 

  1. Asset Management: Neue Lösungen sind gefragt

Der Kostendruck fordert Asset Management neue Lösungen. (Bild: Shutterstock) 

Der steigende Margendruck fordert Asset Manager heraus und wird sich weiter verschärfen. Erfolgreich bleiben Firmen, die durch innovative Ansätze, klare Strategien und ein scharfes Profil überzeugen. Besonders wichtig ist es, Kunden einen echten Mehrwert zu bieten – sowohl durch gezielte Produktentwicklungen als auch durch eine effektive Kommunikation. Ob eine Positionierung in Bereichen wie ESG, Private Markets oder aktiven ETFs sinnvoll ist, hängt stark von der DNA und Vision des Unternehmens ab, sagen Biermann und Neff. 

Spezialisten für neue Lösungen sind gefragt

Während grosse Anbieter von Skaleneffekten profitieren und kleine durch Agilität punkten, stehen mittelgrosse Asset Manager vor besonderen Herausforderungen. Sie sind zu klein, um Skaleneffekte zu nutzen, und zu gross, um sich schnell anzupassen. Für dieses Mittelfeld erwarten die Headhunter eine Welle von Übernahmen und Fusionen, da die Konsolidierung besonders diese Gruppe treffen dürfte.

Der Kostendruck hat jedoch nicht zu einer Abkühlung auf dem Arbeitsmarkt geführt: «Viele Asset Manager hinterfragen, ob sie mit ihrem bestehenden Personal die künftigen Herausforderungen bewältigen können. Deshalb suchen sie nach Spezialisten, die ihnen neue Lösungen und Potenziale aufzeigen», sagt Neff. 

Es gilt das Profil zu schärfen

Klaus Biermann ergänzt: «Entscheidend wird sein, welche Firmen über eine klare Strategie verfügen, diese ausformuliert haben und auch bei etwas Gegenwind daran festhalten. Oder anders ausgedrückt: Es gilt das Profil zu schärfen und die Verantwortung der Verwaltungsräte nimmt zu. Fraglich ist, ob die Führungsmannschaften und Kontrollorgane entsprechend aufgestellt sind» Dies gelte nicht nur für Asset Manager, sondern auch für Banken. Im Wettbewerb um die besten Mitarbeiter wird es tendenziell aber auch aufgrund der demographischen Entwicklung zunehmend schwieriger.

  1. Private Markets: Spezialisten sind besonders gesucht

 

Besonders nachgefragt: Spezialisten im Bereich Private Markets. (Bild: Shutterstock)

2025 wird bei vielen Banken im Zeichen von Private Markets stehen. «Spezialisten im Bereich Private Markets sind gefragt», sagen Biermann und Neff. Die beiden Headhunter sind überzeugt, dass es sich dabei nicht um eine Blase handelt wie beispielsweise bei ESG. «Vor zwei, drei Jahren konnte man auf dem Arbeitsmarkt als ESG-Spezialist noch punkten. Heute genügt dies als Alleinstellungsmerkmal nicht mehr aus», sagen sie. 

Hohe Investitionen in Private Markets

Bei Private Markets zeichne sich ab, dass die Entwicklung langfristig anhalten wird, sagen Biermann und Neff. «Wir sehen, dass Firmen in diesem Bereich enorm investieren». Während Lösungen in den Bereichen Private Equity, Private Debt oder auch Infrastruktur in der Schweiz noch bis vor wenigen Jahren fast ausschliesslich an institutionelle Kunden wie Pensionskassen und Versicherungen vertrieben wurden, haben sich über die letzten Jahre auch Banken für diese Produkte geöffnet.

«Es handelt sich dabei um eine Win-Win-Win Situation», sagt Neff. Banken würden davon profitieren, ihr Private Markets Angebot auszubauen, weil sie dadurch margenstärkere Produkte positionieren können. Für Asset Manager, welche Private Markets Lösungen anbieten, ergibt sich ein zusätzlicher, lukrativer Absatzkanal und Kunden profitieren von attraktiveren Returns.

Schweizer Markt ist besonders attraktiv

Als einer der global führenden Private Banking Hubs ist die Schweiz als Absatzmarkt für Private Markets Produkte sehr interessant. Entsprechend haben sich in dem Bereich zahlreiche Anbieter vor allem im Vertrieb mit Fokus Private Wealth personell verstärkt – ein Trend der gemäss Biermann und Neff auch in 2025 anhalten wird.